Neu-Ulmer Zeitung

Ulmer Aufbauhilf­e für Rumänien

Waldorfsch­üler packen in dem kleinen Ort Masloc unermüdlic­h mit an, um ein Krankenhau­s und weitere Gebäude zu errichten. Inzwischen besteht die Initiative seit 25 Jahren

- VON DAGMAR HUB

Julia Cremer und ihr Klassenkam­erad Holger Dietrich waren die ersten beiden Schüler der Ulmer Waldorfsch­ule, die im Februar 1992 mit zwei Lehrern in den kleinen rumänische­n Ort Masloc reisten. Den wunderschö­nen klaren Sternenhim­mel beschrieb Julia Cremer, die damals noch Julia Renner hieß, als intensivst­e Erinnerung jener Reise, die zum Beginn eines langfristi­gen Projekts werden sollte, das damals tatsächlic­h noch in den Sternen stand: Wilfried Kessler, 1992 ein junger Oberstufen-Lehrer, wollte sich mit Schülern seiner als schwierig empfundene­n Klasse in einem Bauprojekt in Rumänien engagieren. In den Ferien sollte (unterstütz­t von Eltern und Lehrern) in Masloc, das im 17. und 18. Jahrhunder­t durch über Ulm ausgewande­rte Schwaben besiedelt worden war, ein anthroposo­phisches Krankenhau­s entstehen. Die Rumänien-Initiative der Ulmer Waldorfsch­ule besteht nun seit 25 Jahren – und hat unvorstell­bar viel für die gesundheit­liche Versorgung dieser Region im Banat erreicht.

Anfangs dürften die Dorfbewohn­er es recht skeptisch gesehen haben, dass 40 Schüler ihr Örtchen durcheinan­der wirbelten, vermutete Julia Cremer jüngst bei einem Klassentre­ffen. „Doch dafür machte der Dorfladen mit uns bestimmt ein unglaublic­h gutes Geschäft.“Aus einem kleinen Impuls heraus sei aber „etwas Großartige­s entstanden, etwas Nachhaltig­es für die Zukunft dieser Gegend und die Menschen, die dort leben“, bewertet sie das Engagement der Schüler und ihrer Lehrer heute.

„In den 80er-Jahren des 20. Jahrhunder­ts gab es an der medizinisc­hen Fakultät der Universitä­t in Timisoara/Rumänien einzelne Studenten, welche sich zurzeit Ceausescus verbotener­weise mit der anthroposo­phischen Medizin auseinande­rsetzten. Wer dabei erwischt wurde, kam in die ,Psychiatri­e’, das bedeutete: Er kam entweder nie mehr zurück oder wenn, dann als Krüppel“, erklärt Wilfried Kessler, der das Hilfsproje­kt zum Aufbau eines Klinikund Therapieze­ntrums seit 25 Jahren leitet. 400 Schüler der Waldorfsch­ule haben in inzwischen 41 „Baulagern“am Projekt mitgearbei­tet; die Material-, Geld- und Medikament­enspenden erreichten bis heute eine Höhe von vier Millionen Euro. 40 Hilfstrans­porte wurden mit Lastwagen nach Rumänien ge- 1998 wurde dem Projekt ein Preis der Robert-Bosch-Stiftung „Humanitäre Hilfe in Mittel- und Osteuropa“verliehen.

In den ersten Jahren war der Aufenthalt in Masloc für die Schüler eine große Umstellung, denn Heizung oder fließendes Wasser waren Fremdwörte­r in Masloc. Doch das Bauprojekt übertrug einen zivilisato­rischen Impuls auf den Ort: Heute finden im aus neun Häusern bestehende­n klinisch-therapeuti­schen Zentrum in Masloc alljährlic­h Ärztetagun­gen mit internatio­nalen Dozenten statt, und die Klinik ist zum wichtigste­n Arbeitgebe­r im Ort geworden.

2004 gründete sich in der Ulmer Waldorfsch­ule der Verein „Oase Masloc“, über den die Hilfsaktio­nen gesteuert werden. So entstanden neben dem Krankenhau­s im Jahr 2006 Kindergart­en und ein Jahr später ein Altersheim.

„Das Bundeswehr­krankenhau­s Ulm stellte für die Klinik und das Altersheim verschiede­ne hochwertig­e medizinisc­he Geräte zur Verfügung. 2009/10 konnte auch noch eine Biokläranl­age gebaut werden – die erste im ganzen Banat – und dafahren. mit eine für dieses Gebiet vorbildlic­he Abwasserre­gelung geschaffen werden“, erklärt Kessler.

In der dritten Projektpha­se gründete sich in einem mit Spendengel­dern erworbenen Bauernhof eine Demeter-Bäckerei. Mehr als 25 Bienenvölk­er gehören inzwischen zum Hof. „Ein fruchtbare­s Land, gebeutelt von einer destruktiv­en Ideologie, wartet auf konstrukti­ve, aufbauende Projekte, die Mut machen, für eine wirklich soziale Zukunft zu wirken“, sagt Wilfried Kessler. Genau ein solches Projekt hat er mit Schülern ins Leben gerufen. Alkohol und Zigaretten hat ein Unbekannte­r aus einem Haus im Blausteine­r Stadtteil Klingenste­in (Alb-Donau-Kreis) gestohlen. Der Unbekannte muss am frühen Samstag zwischen 4.30 und 5 Uhr in das Gebäude in der Ulmer Straße eingedrung­en sein. Er hebelte die Tür auf. So kam er in die Wohnung. Dort durchsucht­e er das Wohnzimmer. Der Dieb fand mehrere Flaschen alkoholisc­her Getränke und Zigaretten. Die nahm er mit. Die Polizei sicherte die Spuren und befragte Zeugen. In der Nähe der Ulmer Straße fanden die Beamten einen Teil des Diebesguts. (az)

 ?? Foto: Raune Steinhilbe­r Kessler ?? Stein für Stein auf dem Weg zum Ziel: Ulmer Waldorfsch­üler (im Bild: Etienne Moussou und Florian Ufer) packen beim Bau eines Krankenhau­ses in Rumänien mit an. Das Hilfsproje­kt besteht bereits seit 25 Jahren. TOMERDINGE­N/BERNSTADT
Foto: Raune Steinhilbe­r Kessler Stein für Stein auf dem Weg zum Ziel: Ulmer Waldorfsch­üler (im Bild: Etienne Moussou und Florian Ufer) packen beim Bau eines Krankenhau­ses in Rumänien mit an. Das Hilfsproje­kt besteht bereits seit 25 Jahren. TOMERDINGE­N/BERNSTADT
 ?? Foto: Wilfried Kessler ?? In Masloc wurden ein Klinik und Therapieze­ntrum, ein Kindergart­en, ein Senioren heim, eine Kläranlage und eine Bäckerei aufgebaut.
Foto: Wilfried Kessler In Masloc wurden ein Klinik und Therapieze­ntrum, ein Kindergart­en, ein Senioren heim, eine Kläranlage und eine Bäckerei aufgebaut.
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Foto: Martin Frey 400 Schüler haben inzwischen an dem Projekt mitgearbei­tet.

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