Neu-Ulmer Zeitung

Strom bereits zu 83 Prozent aus erneuerbar­en Quellen

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dem Häuschen auf dem Hof. Rund 400 Haushalte kann Benedikt Harzenette­r mit Strom versorgen, wenn man seine Photovolta­ikanlage hinzuzählt. Klassische Biogasanla­gen laufen oft rund um die Uhr. Damit verspielen sie den Vorteil, dass der Gasmotor, anders als ein Kohlekraft­werk, schnell an- und ausgeschal­tet werden kann. Seit Anfang August läuft die Anlage von Benedikt Harzenette­r im flexiblen Betrieb. Damit kann er Strom genau dann erzeugen, wenn er knapp ist. Wird sein Strom benötigt, schalten die Lechwerke mit Sitz in Augsburg die Anlage ferngesteu­ert an. „Die bedarfsger­echte Stromerzeu­gung ist für Biogas-Bauern eine Chance“, ist Harzenette­r, 57, überzeugt.

Und noch in einer zweiten Hinsicht hat der Landwirt seine Anlage optimiert: Die Wärme, die bei der Verbrennun­g des Biogases entsteht, geht nicht mehr verloren. Über ein Nahwärmene­tz im Ort heizt sie seit rund einem Jahr einen Gasthof und fünf Wohnhäuser – das der Familie eingeschlo­ssen. Zwischen 45 000 und 50000 Liter Heizöl ließen sich damit im Jahr einsparen. Die Energie aus Gülle, Gras, Mais und grünem Getreide findet neben dem Strom so eine zweite Verwertung.

sind froh, dass wir das Nahwärmene­tz gebaut haben“, sagt der Landwirt. Seine Frau Anneliese, 55, berichtet, dass die Familie nicht gedacht hätte, was sich aus dem Thema Biogas entwickeln wird, als man vor über 20 Jahren einstieg. Heute sieht sie die Anlage als Arbeitserl­eichterung. Sohn Michael, 20, will den Hof fortführen. Im Unterallgä­u ist die Anlage der Familie nur eine von vielen.

Im nordwestli­chen Teil des Landkreise­s soll getestet werden, wie sich die Energiewen­de im ländlichen Raum beschleuni­gt umsetzen lässt, erklärt Martin Sambale, Geschäftsf­ührer des Energie- und Umweltzent­rums Allgäu, das das Projekt begleitet. In den 27 Gemeinden der Modellregi­on gibt es bereits 58 Biogas- und über 5700 Photovolta­ikanlagen. Ziel ist es, den Anteil erneuerbar­er Energien für Strom und Wärme zusammen von unter 40 Prozent auf über 60 Prozent zu heben. Das geht nur über viele kleine Einzelvorh­aben. Gefördert wird das Projekt vom Bundesland­wirtschaft­sministeri­um. Ginge es nur um Strom, stünden die Gemeinden bereits sehr gut da. Im Jahr 2015 gewannen sie Elektrizit­ät bereits zu 83 Prozent aus erneuerbar­en Quellen, bei der Wärme waren es aber erst 24 Prozent, berichtet Projektman­ager Sebastian Hartmann. Das Projekt ist auf drei Jahre ausgelegt, ein Jahr ist bereits vergangen. Es geht weniger darum, Biogas-Betriebe auszubauen, als bestehende Anlagen effiziente­r zu machen. Aber auch Industrieb­etriebe leisten ihren Beitrag – so wie das Ziegelwerk Klosterbeu­ren.

Es produziert im Jahr genug Steine, um rund 4000 Einfamilie­nhäuser zu bauen. Für das Brennen des Materials sind große Mengen Erdgas nötig. Und trotzdem lässt sich Energie sparen, berichtet Geschäftsf­ührer Thomas Thater. Ein kleiner Beitrag sind energiespa­rende LEDLampen. Ein größerer war 2016 der Kauf einer neuen Rauchgas-Nach„Wir verbrennun­g. Dabei werden die Abgase des Werks nochmals verbrannt und unschädlic­h gemacht.

Wurde die alte Nachverbre­nnung mit Erdgas befeuert, entzünden sich in der neuen Anlage die Abgase selbst. Das spart Gas. Die dabei entstehend­e Hitze von rund 850 Grad wird später verwendet, um die Öfen zum Brennen der Ziegel vorzuwärme­n. Das senkt nochmals den Energiever­brauch. Die neue RauchgasRe­inigung spare gegenüber der alten Anlage 80 Prozent Energie oder 1000 Tonnen CO2 pro Jahr ein, sagt Thater. Und die Firma will noch einen Schritt weitergehe­n.

Vor dem Brennen werden die Ziegel bei rund 130 Grad getrocknet. „Bisher ging diese Wärme über die Kamine der Trocknerei verloren“, sagt der Geschäftsf­ührer. In Zukunft heizt die Wärme ein neues Sozialgebä­ude und drei weitere Bauten. Bisherige Öl- und Gasheizung­en werden abgeschalt­et. „Energie zu sparen, ist bei uns

 ?? Foto: Matthias Becker ?? Anneliese, Benedikt und (rechts im Bild) Michael Harzenette­r haben ihre Biogasanla­ge optimiert. Die Familie aus Günz im Unter allgäu erzeugt heute Strom, wenn er gebraucht wird. Mit der Abwärme heizen sie auch einen Gasthof.
Foto: Matthias Becker Anneliese, Benedikt und (rechts im Bild) Michael Harzenette­r haben ihre Biogasanla­ge optimiert. Die Familie aus Günz im Unter allgäu erzeugt heute Strom, wenn er gebraucht wird. Mit der Abwärme heizen sie auch einen Gasthof.

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