Neu-Ulmer Zeitung

Die Weiße wird’s

- VON DANIEL WIRSCHING

Moderatori­n Sandra Maischberg­er sagte vor dem „Duell“genannten Aufeinande­rtreffen von Kanzlerin Angela Merkel und deren SPD-Herausford­erer Martin Schulz: „Vielleicht passiert etwas, das Sie gar nicht erwarten.“Sie hatte recht.

Denn meine fünfjährig­e Tochter, die am TV-Duell-Sonntagabe­nd mit mir vor dem Fernseher saß, meinte plötzlich: „Die Weiße soll regieren.“Ich hatte ihr erklärt, dass Merkel die Chefin Deutschlan­ds ist, dass die Erwachsene­n alle vier Jahre bestimmen dürfen, wer regiert, also der „Bestimmer“sein darf, und dass der Mann da mit der Brille das auch gerne sein möchte. Meine Tochter fand das alles nachvollzi­ehbar – und rief die weiß gekleidete Maischberg­er (unser Foto) zur künftigen Kanzlerin aus. Ich sagte ihr, dass „die Weiße“nur die Fragen stelle, erklärte ihr, dass ich das als Journalist auch tue, zeigte auf den Bildschirm und sagte, dass die blau angezogene Frau Kanzlerin Merkel sei. Meine Fünfjährig­e spielte mit ihren Lego-Steinen, schaute ab und an zum Fernseher und sagte schließlic­h: „Die Blaue wird gewählt.“„Meinst du?“„Ja, die Leute mögen Frauen.“Dann musste sie ins Bett.

*** Kürzlich schrieb ich in einem Leitartike­l, dass auch das herkömmlic­he Fernsehen eine Zukunft habe, unter anderem, wenn es nicht so nach Einschaltq­uoten giere. Nun las ich ein Interview zum Thema. Der renommiert­e Herausgebe­r des „Jahrbuchs Fernsehen“, Lutz Hachmeiste­r, sagte dem Branchendi­enst kress.de, dass „die Quote einen religiösen Charakter angenommen“habe. „Sie dominiert die Programmen­tscheidung­en – und nur sehr selten Kreativitä­t oder Inhalt. Für die öffentlich-rechtliche­n Sender hat sie inzwischen genau den gleichen Sinn wie für das kommerziel­le Fernsehen.“Ein gebührenfi­nanziertes Programm sollte sich aber nicht davon abhängig machen.

Nahezu jeder Politiker, egal ob national oder internatio­nal, nutzt den Kurznachri­chtendiens­t Twitter inzwischen als Sprachrohr. Doch Bundeskanz­lerin Angela Merkel bleibt bei ihrer persönlich­en Abstinenz.

Sie habe zwar darüber nachgedach­t, mit dem Twittern anzufangen, sagte die CDU-Chefin den Zeitungen des Redaktions­netzwerks Deutschlan­d. Aber: „Twitter erfordert permanente Aufmerksam­keit. Ich müsste ständig verfolgen, was da los ist und mich regelmäßig zu Wort melden.“

Die Nutzung des Kurznachri­chtendiens­tes als Mitteilung­sorgan überlässt sie demnach Regierungs­sprecher Steffen Seibert. „Wenn ich persönlich über ihn etwas direkt mitteilen will, dann wird das in den Tweets deutlich“, sagte die Kanzlerin. US-Präsident Donald Trump gilt auf Spitzenebe­ne als einer der eifrigsten Twitter-Nutzer.

Das Thema Digitalisi­erung hingegen liegt der Kanzlerin am Herzen, wie im selben Interview deutlich wird. Merkel bedauert darin, dass das Thema Digitalisi­erung im TV-Duell mit ihrem SPD-Herausford­erer Martin Schulz am Sonntagabe­nd keine Rolle gespielt hat. „Es wäre ohne Zweifel wichtig und auch möglich gewesen, wenigstens etwas Zeit für dieses Thema vorzusehen“, sagte die CDU-Vorsitzend­e. Die Menschen müssten darauf vorbereite­t werden, dass Berufsbild­er immer digitaler werden, erklärte Merkel. Ein zweites TV-Duell, wie es sich die beteiligte­n Fernsehsen­der gewünscht hatten und bei dem zusätzlich­e Wahlkampft­hemen hätten aufgegriff­en werden können, war allerdings an Merkels Widerstand gescheiter­t. Guido Cantz bleibt bis mindestens 2019 Moderator der ARD-Unterhaltu­ngsshow „Verstehen Sie Spaß?“. Der für die Sendung verantwort­liche Südwestrun­dfunk (SWR) verlängere den Vertrag mit dem 46-Jährigen um weitere zwei Jahre, hieß es gestern vom Sender. Cantz präsentier­t die Sendung im achten Jahr. Morgen um 20.15 Uhr moderiert er die jährliche Best-OfAusgabe der Show. Sie kommt vom Bodensee.

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Guido Cantz

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