Auf Entdeckungstour in Unteregg
Der kleinste Ortsteil von Roggenburg liegt am äußersten Rande des Landkreises. Dafür schlummern dort ein paar Schätze
Was hat Hittistetten zu bieten außer einem Autobahndreieck? Wie lebt sich’s in Luippen? Und warum kann man nach Amerika radeln? In unserer Serie „Heimat im Kleinen“wollen wir Orte im Landkreis vorstellen, die selten den Weg in die Zeitung finden. Dabei soll es um ganz persönliche Geschichten, das Vereinsleben oder historische Fakten gehen. Im fünften Teil erkunden wir Unteregg. sammengetragen hat. Er ist kein Unteregger, pflegt aber das Roggenburger Gemeindearchiv. Seinen Unterlagen zufolge haben Roggenburger Mönche das Dorf durch Käufe in den Jahren von 1407 bis 1588 erworben. Von 1730 bis 1733 errichtete der tiefreligiöse Bauer Sebastian Glatzmaier die Kapelle St. Antonius. Erst seit 1797 dürfen darin Messen gelesen werden. Kirchlich gehörte Unteregg lange zu Wallenhausen, bis es 1826 nach Schießen eingepfarrt wurde.
Das kleine Gotteshaus mit seinen schönen Deckengemälden und Wandfresken, 1972 restauriert, ist eines dieser Schätze, auf den die Unteregger stolz sind. Es gehört wie die Wannenkapelle bei Meßhofen der Gemeinde Roggenburg. „Der Namensgeber St. Antonius von Padua ist der Patron der Schlamper“, erzählt Ottilie Bihlmeier, die die Kapelle betreut. „Man wendet sich an ihn, wenn man etwas verloren hat.“Einmal im Monat feiern die Dorfbewohner in dem Kirchlein Gottesdienst. Um den Namenstag ihres Patrons herum, den 13. Juni, findet rund um die Kapelle das Antoniusfest statt.
Dann zeigt Bihlmeier noch ein anderes Schmuckstück: Aus einer kleinen, schwarzen Schatulle holt sie eine goldene Monstranz heraus. „Die ist sehr wertvoll“, sagt sie.
Gleich neben der Kapelle steht die „Alte Gfriere“. Das ehemalige Kühlhaus steht beispielhaft für den Zusammenhalt von Jung und Alt in Unteregg. Zusammen mit einem Dutzend Helfer hat Dennis Kössinger, 24, das Haus zu einem Treff- punkt mit Bar, Küche, Aufenthaltsraum und Terrasse umgebaut. Nicht nur Jugendliche schauen dort regelmäßig vorbei. Die „Alte Gfriere“ist zum Versammlungsort der Unteregger geworden. Ein solcher fehlte lange, nachdem das einzige Gasthaus im Ort zugemacht hatte. Die Wirtschaft war früher bis weit über die Region hinaus bekannt.
Eine eigene Feuerwehr hat das Dorf auch nicht mehr. Aber im ehemaligen Spritzenhaus am Ortsrand gibt es bis heute Interessantes zu entdecken, etwa die alte Handlöschpumpe von 1875. Sie funktioniert zwar noch, wie eine Gruppe Kinder und Müllers Sohn Christoph in historischer Uniform beweisen. Zum Einsatz kommt sie aber nur noch auf Umzügen. Ebenfalls im alten Gerätehaus steht ein pompöser Leichenwagen. Ältere Bewohner können sich noch an die Zeiten erinnern, als Verstorbene mit dem Pferdegespann zum Friedhof nach Schießen gebracht wurden. Nach 1965 sei der Wagen hin und wieder noch von Mitgliedern der Grafenfamilie aus Illerkirchberg für Begräbnisse ausgeliehen worden, erzählt Müller.
Zum Abschluss des Rundgangs führen er und Bihlmeier auf den Hochberg hinauf, eine der höchsten Erhebungen in der Region. Von dort bietet sich dem Betrachter ein toller Blick: Richtung Süden sind die beiden Türme der Roggenburger Klosterkirche gut zu erkennen, Richtung Nordwesten das Getreidesilo der Schapfenmühle oberhalb von Ulm und die Windräder auf der Schwäbischen Alb. Bei klarer Sicht sind vom Hochberg aus sogar die Alpen zu sehen. Vor einigen Jahren habe die Sparkasse dieses beeindruckende Panorama für ihren Kalender entdeckt, erzählt Müller.