Neu-Ulmer Zeitung

Auf den Strauß gekommen

Weil sie mit herkömmlic­her Landwirtsc­haft immer weniger verdienten, gaben die Hofelichs ihren alten Hof auf und sattelten auf Vogelzucht um. Heute sind sie froh darüber

- VON INGE PFLÜGER

Etwa drei Kilometer nördlich des Lonetals lockt auf der Anhöhe das kleine, idyllische 280-Seelen-Dorf Holzkirch (Alb-DonauKreis). Dort gibt es Landwirtsc­haft, am Ortseingan­g Hunderte von schnattern­den Gänsen auf einer Wiese, grasende Pferde – und das „Straußenec­k“der Familie Hofelich. Dort können Besucher die größten Laufvögel der Welt entdecken und Näheres über ihre Lebensweis­e erfahren. Selbstgezi­mmerte Ruhebänke samt Tisch warten vor dem Gehege auf die Gäste, ebenso können Führungen bestellt und Straußen-Delikatess­en gekauft werden.

Das „Straußenec­k“präsentier­t sich stattlich, weitläufig und modern. Annegret und Uli Hofelich, beide 54, ihre Tochter Stefanie, 24, sowie Sohn Sascha, 20, sind seit drei Jahren mit Leib und Seele Straußenzü­chter und hegen und pflegen leidenscha­ftlich die stolzen Tiere. Mutter Annegret versorgt tagsüber Haus und Hof (die Vögel werden morgens und abends im Stall gefüttert), die übrigen drei Familienmi­tglieder haben jeweils auswärts einen Vollzeitjo­b, der Vater ist technische­r Lehrer an der Robert-BoschSchul­e in Ulm, Stefanie ist Bauzeichne­rin und ihr Bruder Sascha macht neben dem Landwirt eine weitere Lehre als Maschinen-Mechatroni­ker.

Um in ihrem neuen Beruf auch den Mann und die Frau zu stehen, drückten sämtliche Familienmi­tglieder erneut die Schulbank und absolviert­en ein Sachkundes­eminar in Sachen „Straußenzu­cht“, berichtet Stefanie Hofelich. Warum haben sie ihren „Marxenhof“mit Milchvieh und Schweinezu­cht aufgegeben und sind sozusagen auf den Strauß gekommen? „Wir mussten uns entscheide­n, machen wir im alten Stall weiter, mit immer weniger Einkommen und immer mehr Vorschrift­en? Oder was tun wir, denn mit Tieren wollte man nach wie vor das Dasein bestreiten“, sagt Annegret Hofelich. Viele Besprechun­gen fanden statt und schließlic­h fiel 2013 die Entscheidu­ng: „Wir machen mit Straußen weiter“, eben mit anderen Tieren. Während sie davon erzählt, streichelt Stefanie Hofelich den Hals von Straußen-Hahn Shari, bewundert seine langen starken Beine und „die wunderschö­nen Augen“. Die Arbeit mit den ruhigen Tieren in der Landschaft genießen die Hofelichs, zugleich könne jeder sein Eigenleben führen. Nicht zuletzt werden die Riesen-Vögel (Alt und Jung, etwa 100 Stück) sichtlich verwöhnt. Die Familie baute einen 25 mal 25 Meter großen Straußenst­all mit Fernsicht – bei Föhnwetter können nämlich die Tiere sogar das Alpenpanor­ama genießen, umringt von weitflächi­gen Weidefläch­en und Obstbäumen. Auch können sie – je nach Belieben – im großzügige­n Stall auf Stroh ruhen, oder im Freien den Sonnenauf- und -untergang erleben, schwärmen Annegret und Stefanie Hofelich. Der Winter ist auch nicht des Vogels Feind. Denn bei Minustempe­raturen wärmen sie sich mit ihren Schwungfed­ern, die sie über die Beine hängen lassen.

Und schließlic­h werden sie in ihrer Unterkunft mit delikatem Futter verwöhnt, zeigt Annegret Hofelich. So gibt es etwa eigens gehäckselt­es Heu, „das muss ganz kurz geschnitte­n sein und darf keine Silage sein“. Hinzu kommen noch hofeigene „Leckerlis“aus Getreide (Schrotmisc­hung) und Früchten (Zuckerrübe­nschnitzel). Alles wächst auf den eigenen Feldern und Wiesen und wird dann verarbeite­t. Denn gutes Futter bedeute auch gutes Fleisch, sagen die Züchter. Natürlich werde dabei auf Antibiotik­a sowie wachstumsf­ördernde Futterzusä­tze verzichtet.

So sehr die Familie ihre Tiere liebt: Letztlich geht es auch um die Produktion von Lebensmitt­eln. Auf ihrem Hof bieten die Hofelichs eine ganze Reihe von Straußenpr­odukten an, neben Fleisch etwa Wurst, Eier, Straußenei­nudeln oder auch Staubwedel aus Straußenfe­dern. Seit Beginn ihres Straußen-Abenteuers, arbeiten die Hofelichs eng mit der Straußenfa­rm Donaumoos zusammen – dort werden die Tiere geschlacht­et.

Zug um Zug wurde seit 2014 das Holzkirche­r Gehege vergrößert, so zählen zum Hof inzwischen eine eigene „Kinderstub­e“, die eigene Zuchtgrupp­e samt Stall und eine Naturbrut im Sandbeet – die ersten Küken schlüpften im Juni vorigen Jahres. Um die Zuchtgrupp­e kümmert sich liebevoll Stefanie Hofelich. Doch der eigentlich­e Herr im Stall ist der majestätis­che Hahn Shari mit seinen Haupt- und Nebenhenne­n. Übrigens: Er teilt sich mit der Haupthenne auch beim Brüten die Arbeit – nachts behütet er die Eier, tagsüber die Henne. Auf einer Wiese hat die Autofahrt eines 58-Jährigen am Mittwochab­end geendet. Kurz nach 20 Uhr fuhr der Mann von Merklingen in Richtung Laichingen (Alb-DonauKreis). Die Polizei vermutet, dass der Mann unterwegs einschlief. Das war wohl der Grund, weshalb er mit seinem Mercedes von der Straße abkam. Er fuhr 100 Meter über die Wiese. Dort überschlug sich das Auto. Neben einer Unterführu­ng blieb der Wagen kopfüber liegen. Zum Glück wurde durch den Unfall niemand verletzt. Am Auto entstand Totalschad­en. Den schätzt die Polizei auf etwa 35 000 Euro. Die Polizei ermittelt jetzt gegen den 58-Jährigen. Ihn erwartet eine Strafanzei­ge. (az) In Schelkling­en (Alb-Donau-Kreis) ist in den vergangene­n Tagen ein Einbrecher unterwegs gewesen. Wie die Polizei mitteilt, schlug der Unbekannte zwischen Samstag und Mittwoch die Scheibe eines Hauses in der Bahnhofstr­aße ein. Er öffnete das Fenster und kletterte ins Haus. Gestohlen hat der Unbekannte offenbar nichts. Bereits Anfang August war jemand in dasselbe Gebäude eingebroch­en. Auch damals wurde eine Scheibe eingeschla­gen. Der Einbrecher stahl lediglich einen Feuerlösch­er. Tipp der Polizei: Wie man sich gegen Einbruch und Diebstahl schützt, darüber informiere­n die kriminalpo­lizeiliche­n Beratungss­tellen. (az)

 ?? Foto: Hofelich ?? Die Familie Hofelich gab vor vier Jahren ihren alten Hof mit Schweinen und Kühen auf und sattelte auf Vogelzucht um. Im Strau ßeneck in Holzkirch leben heute gut 100 der Laufvögel (im Bild Sascha Hofelich mit einem Teil der Tiere).
Foto: Hofelich Die Familie Hofelich gab vor vier Jahren ihren alten Hof mit Schweinen und Kühen auf und sattelte auf Vogelzucht um. Im Strau ßeneck in Holzkirch leben heute gut 100 der Laufvögel (im Bild Sascha Hofelich mit einem Teil der Tiere).
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Fotos: Inge Pflüger Der Straußenna­chwuchs wird liebevoll hochgepäpp­elt. Inzwischen gibt es für die Kü ken eine eigene „Kinderstub­e“.

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