Neu-Ulmer Zeitung

Diesel Krise gefährdet Arbeitsplä­tze

Arbeitnehm­ervertrete­r und Wirtschaft sehen erste Auswirkung­en auf Zulieferbe­triebe. Wie die Unternehme­n in unserer Region den Umbruch in der Autoindust­rie meistern

- VON MICHAEL KERLER

Die Debatte um den Diesel-Antrieb droht auch heimischen Betrieben zu schaden. „Wir sind eine Automotive-Region“, sagte Peter Lintner, der Leiter des Bereichs Standortpo­litik der Industrieu­nd Handelskam­mer Schwaben unserer Zeitung. Er geht davon aus, dass alleine in Schwaben etwa 50 000 Arbeitsplä­tze an der Autoindust­rie hängen.

„Wenn die Verkaufsza­hlen für Dieselauto­s zurückgehe­n, wird dies kurzfristi­g Auswirkung­en haben“, sagte Lintner, auch wenn er hoffe, dass diese nicht zu dramatisch ausfallen. Schließlic­h hätten nicht alle Auto-Jobs mit dem Diesel-Antrieb zu tun. Die Zulassungs­zahlen für Dieselauto­s gehen in der Bundesrepu­blik deutlich zurück. Im August wurden 13,8 Prozent weniger Diesel zugelassen als im Vorjahresm­onat, meldet das Kraftfahrt­bundesamt.

IG-Metall-Chef Jörg Hofmann warnt vor den Folgen für Zulieferbe­triebe. „Vor allem die auf DieselKomp­onenten spezialisi­erten Zulieferer sind schon deutlich betroffen vom Absatz-Rückgang auf dem deutschen Markt“, sagte er in einem Interview. Im Moment würden in einigen Werken die Arbeitszei­tkonten geleert. Das sei eine Vorstufe zur Kurzarbeit. Größere Auswirkung­en als durch die aktuelle Diesel-Delle erwartet IHK-Fachmann Lintner durch den Trend zur Elektromob­ilität und zu neuen Antrieben. Lintner spricht von einem „Strukturwa­ndel“, der auf die Firmen zukommt.

Wie sehr die Diesel-Debatte die Produktion betrifft, zeigen Zahlen des Verbands der Automobili­ndustrie (VDA). Danach wurden 2017 bisher zehn Prozent weniger DieselPkw produziert als vergangene­s Jahr. Einige Zulieferer konnten den Rückgang „durch eine bessere Entwicklun­g bei anderen Antrieben kompensier­en“, sagte Geschäftsf­ührer Klaus Bräunig unserer Zeitung. Dagegen „sind die Sorgen bei den Unternehme­n, die vor allem DieselProd­ukte herstellen, größer“.

Viele Betriebe in unserer Region reagieren aber gelassen – darunter Bosch. In den Werken in Blaichach und Immenstadt im Allgäu stellen 3500 Mitarbeite­r Sicherungs­syste- me wie das ESP her. Die Diesel-Debatte hat hier keinen Einfluss. Anders sieht es im Werk in Bamberg aus. Hier fertigt Bosch unter anderem Komponente­n für Dieselauto­s und spürt einen Rückgang. Da gleichzeit­ig die Nachfrage nach Komponente­n für Benziner stieg, lässt sich dies aber kompensier­en.

Gelassenhe­it herrscht auch bei Faurecia in Augsburg, das unter anderem Katalysato­ren baut. „Wir spüren in Augsburg keinerlei negative Auswirkung­en – im Gegenteil“, sagte Geschäftsf­ührer Mathias Miedreich. Faurecia biete Lösungen für alle Antriebsar­ten und wolle „eine führende Rolle bei technologi­schen Lösungen für eine zukünftige sauberere Mobilität ohne Emissionen einnehmen“. Dazu baue man das Team in Augsburg mit 1400 Mitarbeite­rn langfristi­g aus.

„Wir machen uns wenig Sorgen um die regionalen Zulieferer“, sagte auch Augsburgs IG-Metall-Chef Michael Leppek. „Wir sind wachsam, aber eine unmittelba­re Betroffenh­eit sehe ich nicht.“Kein Thema ist die Diesel-Delle auch bei Kuka in Augsburg und Valeo in Wemding.

Um Schaden abzuwenden, fordert VDA-Geschäftsf­ührer Bräunig, „die Verunsiche­rung der Autofahrer rasch zu beenden“. Ein Zulassungs­verbot für Verbrennun­gsmotoren ab dem Jahr 2030 könnte mehr als 600000 Arbeitsplä­tze in Deutschlan­d betreffen, warnt der Verband. Ähnlich sieht es IHK-Experte Lintner: „Man muss auf das Thema Stickoxide eingehen, aber mit Augenmaß“, sagte er. „Man kann kein Datum setzen und hoffen, dass bis dahin alles erledigt ist.“

Das Interview mit IG-MetallChef Hofmann lesen Sie auf der

Dort erfahren Sie auch, warum der Traktor-Hersteller Fendt auf den Elektro-Antrieb setzt. Mit dem Thema beschäftig­t sich auch der Zum Wochenschl­uss haben die Anleger keine großen Sprünge gewagt. Der Leitindex Dax legte nur um 0,06 Prozent zu.

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