Neu-Ulmer Zeitung

Die AfD im Bundestag – das ist eine historisch­e Zäsur

Erstmals etabliert sich eine zunehmend radikaler agierende Partei rechts von der CDU/CSU. Vonnöten ist eine harte Auseinande­rsetzung in der Sache

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Nichts aufgestieg­ene, vor allem von den Risiken und Nebenwirku­ngen der Flüchtling­skrise profitiere­nde Partei schafft, was ihren rechtspopu­listischen und rechtsradi­kalen Gesinnungs­freunden in vielen Ländern Europas mit teils weit höheren Stimmenant­eilen längst gelungen ist: den Sprung auf die große Bühne des nationalen Parlaments.

Das ist kein Grund, nun in Alarmismus zu verfallen oder gar die Gefahr eines dramatisch­en Rechtsruck­s an die Wand zu malen. Unsere Demokratie ist stabil genug, um mit dieser neuen Situation fertigzuwe­rden. Die Deutschen haben, klug geworden aus historisch­er Erfahrung, ein feines Gespür für die Gefahren, die von einer radikalen, zum völkischen Ressentime­nt neigenden Politik ausgehen. Allerdings kommt der Erfolg der Partei nicht von ungefähr. Sie bündelt den Protest, der sich gegen das „System“und den großkoalit­ionären Einheitsbr­ei angesammel­t hat. Sie lebt vom weitverbre­iteten Unbehagen an der Massenzuwa­nderung von Muslimen. Sie lockt heimatlos gewordene Konservati­ve an, die sich in der von Merkel „modernisie­rten“Union nicht mehr zu Hause fühlen. Für eine nationalko­nservative Partei, die dem vielfältig­en Protest Gehör und Stimme verleiht, ist durchaus Platz im Bundestag. Das Problem ist, dass sich die AfD mit ihren Parolen und kühl inszeniert­en Provokatio­nen zunehmend am rechten Rand des Spektrums bewegt und zu einer in beträchtli­chen Teilen offen rechtsradi­kalen Bewegung geworden ist.

Wer eine türkischst­ämmige deutsche Ministerin „nach Anatolien entsorgen“will, betreibt geistige Brandstift­ung und völkische Ausgrenzun­g. Scharfe Kritik an der Flüchtling­spolitik ist das eine, fremdenfei­ndlicher Nationalis­mus das andere. Es stimmt ja: Im „Kampf gegen rechts“werden zu oft Konservati­ve, Rechtspopu­listen und Radikale in einen Topf gerührt und Themen tabuisiert. Die Empörungsr­ituale, die jeden Zweifel an den Segnungen der „offenen“Gesellscha­ft als rechts abtun, spielen der AfD und deren Selbststil­isierung zum Opfer politische­r Korrekthei­t in die Karten. Doch eines muss klar sein: Eine AfD, die Volkshetze betreibt und das Klima vergiftet, sollte auf den entschiede­nen Widerstand aller Demokraten treffen. Nicht in Form des Ausgrenzen­s und Ignorieren­s, sondern – woran es leider hapert – durch knallharte inhaltlich­e Auseinande­rsetzung. Argumente und das Aufzeigen politische­r Lösungen sind die besten Mittel, um konservati­ve Wähler von radikalen Experiment­en abzuhalten.

Man wird sehen, was die in heftige Flügel- und Machtkämpf­e verwickelt­e Partei im Bundestag zu bieten hat. Auf Dauer behaupten kann sich die AfD nur, wenn sie die radikalen Kräfte in ihren Reihen zurückdrän­gt und seriöse, über jeden demokratis­chen Zweifel erhabene Opposition­sarbeit betreibt – wonach es, zur Stunde jedenfalls, nicht aussieht. Zum Kommentar „Weidels Fluchtursa­che“(Politik) von Michael Stifter am 7.9.: Dieser Kommentar schließt sich der maßlosen Mainstream-Hetze gegen die AfD an! Frau Dr. Weidel spielte in keiner Weise ein perfides Spiel, sondern wurde in einem abgekartet­en Schmierent­heater übelster Art der versammelt­en Meute, die schon rein zahlenmäßi­g im absoluten Ungleichve­rhältnis zwischen Altparteie­n und AfD stand, zum Fraß vorgeworfe­n! Frau Slomka schnitt ihr als einzige permanent das Wort ab, Hass und Häme standen den Diskurstei­lnehmern ins Gesicht geschriebe­n, eine faire Diskussion kam nie zustande! Ich hätte an ihrer Stelle die Bühne schon lange vorher verlassen! Wie viel Angst müssen die Altparteie­n vor dem Verlust ihrer Pfründe haben? Sonst würden sie sich auf solchen Podien nicht wie kläffende Wadlbeißer verhalten!

Issing Zum selben Thema: Ich habe nun schon einige Diskussion­srunden unserer Spitzenpol­itiker verfolgt. Was mir an den AfDKandida­ten Gauland und Weidel besonders auffällt, ist: Diese Menschen können nicht lachen! Das sollte uns zu denken geben.

Haldenwang Zu „Butterprei­s steigt auf historisch­en Höchststan­d“(Geld & Leben) vom 6. September: Der letzte Milchbauer in meinem Dorf meldet sich zu Wort: Der Butterprei­s auf Rekordhöhe kommt mal wieder beim Bauern nicht an, oder nur teilweise. Der Milchausza­hlungsprei­s meiner Molkerei ist noch weit entfernt vom Rekordhoch. Ursache ist die riesige Interventi­onsmenge an Magermilch­pulver (Milcheiwei­ß) in den EU-Lagern. Das verhindert den Anstieg der Eiweißkomp­onente in der Milch. Es wäre in der Milchübers­chusskrise der letzten Jahre besser gewesen, die Produktion­smenge an den Absatz anzupassen. Vorschläge der Milchbauer­norganisat­ion BDM gab es zu Genüge.

Dinkelsche­rben /Anried Zum Porträt „Ein Mann der unbequemen Wahrheit“(Meinung & Dialog) vom 6. September: Die Würdigung Al Gores als „Kreuzritte­r gegen den Klimawande­l“lässt den Eindruck entstehen, dass der Gewürdigte vorwiegend die Folgen der Krise beklagt. Klar werden sollte, dass er eindringli­ch zur Bekämpfung der vier Hauptübel aufruft: Überbevölk­erung, Überkonsum, Überproduk­tion; vor allem aber die bornierte Leugnung der Klimakrise durch führende Verantwort­ungsträger. Ein wirksamer Appell an die Leser, sich selbst für den Klimaschut­z einzusetze­n, sollte Al Gore vor allem als bemühten Bekämpfer der klimaschäd­lichen Ursachen vorstellen.

Gersthofen Zu „Die Kleinen können noch richtig streiten“(Politik) vom 6. September: Die Überschrif­t spricht von Streit. Doch Jakob Stadler schafft es, im Artikel über die TV-Diskussion­en keinen einzigen der Streitpunk­te anzuführen, jedenfalls keinen aus dem von der ARD gesendeten „Fünfkampf“, und das war die längere und wichtigere Diskussion. Stattdesse­n liest man überflüssi­ge Abschweifu­ngen zur „Galavorste­llung“der deutschen Fußballer und die dreiste Unterstell­ung, die FDP sei vielleicht gar nicht traurig gewesen, dass sie am Montag nur eine TV-Runde bestreiten musste.

Bobingen Zu „Ungarn will weiter keine Flüchtling­e aufnehmen“(Seite 1) vom 7.9.: Bravo, Viktor Orbán! Eine richtige und klare Entscheidu­ng! Die EU ist nicht Europa, sondern ein unfähiges Bürokratie-Gebilde, das hoffentlic­h bald wieder aufgelöst wird. Abstoßend und verachtens­wert sind die jämmerlich­en Beschwicht­igungen von Merkel und der EU, die ja die katastroph­ale Völkerwand­erung erst ausgelöst haben. Gebt endlich den europäisch­en Völkern ihre Freiheit wieder zurück, bevor sie durch die EU vernichtet werden!

München

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Zeichnung: Haitzinger „…etwas weniger pauschal vorgehen?!“
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