Neu-Ulmer Zeitung

Zweite Wahl spielt mutig

- VON NIKO PFANNENMÜL­LER sport@augsburger allgemeine.de

Die deutsche Nationalma­nnschaft versucht, sich und den Basketball bei der EM in den Fokus zu rücken. Die Ära Dirk Nowitzki ist Geschichte, mit Dennis Schröder dribbelt sich ein neues Gesicht in den Mittelpunk­t. Er ist auf dem besten Weg, ein Star zu werden, eine Führungsfi­gur, die dieser Sport in Deutschlan­d braucht.

Sowohl Schröder als auch Nowitzki sind herausrage­nde Spieler ihrer Generation­en. Wenn auch komplett unterschie­dlich: hier der bescheiden­e Nowitzki. Dort der aufstreben­de und am Rande der Arroganz wandelnde Schröder. Der 23-Jährige mag mit seiner Mentalität in der Heimat nicht überall gut ankommen. Doch ohne dieses Selbstvers­tändnis hätte er es nie in die NBA geschafft. Der deutsche Sport benötigt mehr Gesichter wie Schröder, denen gleichgült­ig ist, was die Medien von ihnen denken.

Nicht, dass Nowitzkis Führungsst­il schlechter war. Als der große Blonde aber mit der Nationalma­nnschaft um die ganze Welt tourte, schienen die anderen Spieler aus Ehrfurcht zu erstarren. „Bitte gib mir nicht den Ball, wir haben doch einen Superstar“– so die Einstellun­g. Dagegen überträgt Schröder sein forsches Auftreten auf seine Nebenleute. Bei der EM hat Deutschlan­d die Vorrunde mit drei Siegen und zwei Niederlage­n abgeschlos­sen. Obwohl die Truppe häufig in der Schlusspha­se schludert, hat sie angeführt von Schröder bislang beste Werbung für Basketball gemacht. Deutschlan­d stellt das jüngste Team der EM – und es spielt mutig auf. Dabei waren die Jungs gar nicht erste Wahl. Erst die Ausfälle der NBA-Spieler Maxi Kleber und Paul Zipser, dem Münchner Maik Zirbes oder Tibor Pleiß, eröffneten die Chance für Neulinge, die sich bisher prächtig verkaufen.

Ein neues Geschäftsm­odell, das den flauen Box-Betrieb ankurbeln soll, hat Marco Huck den wahrschein­lich letzten großen Zahltag beschert. Im ersten Kampf der World-Boxing-Super-Series (WBSS), die die Muhammad-AliTrophy auslobt, kämpft der ExWeltmeis­ter gegen den Titelträge­r im WBO-Cruisergew­icht, Alexander Usyk (23 Uhr/Sat.1). Der 32 Jahre alte Huck, der zuletzt sangund klanglos gegen den Letten Mairis Briedis untergegan­gen war, ist gegen den Ukrainer haushoher Außenseite­r.

Trotzdem gibt der Berliner mit bosnischen Wurzeln vor dem Viertelfin­alkampf des Turniers am Samstag in der Berliner MaxSchmeli­ng-Halle den unerschroc­kenen Streetfigh­ter: „Ob Fans oder Experten an mich glauben, interessie­rt mich nicht. Usyk ist zwar Olympiasie­ger und mit zwölf Kämpfen bereits Profi-Weltmeiste­r, aber er ist noch ein Amateur.“Bei der ersten Pressekonf­erenz hatte Huck sogar ein kleines Gerangel mit dem Ukrainer angezettel­t und dem Gegner an Ort und Stelle Prügel angedroht. Usyk reagierte eher gelassen.

Haudegen Marco Huck hat sich á la Sylvester Stallone in den RockyFilme­n in einer Spandauer Fleischfab­rik fit gemacht und erinnert an eine ähnliche Ausgangsla­ge vor fünf Jahren. „Gegen Schwergewi­chtsWeltme­ister Powetkin, der wie Usyk als Amateur alles gewonnen hatte, trat ich als Außenseite­r an. Das Ende vom Lied war, dass ich den damaligen Titelträge­r auseinande­rgeschraub­t habe und nur durch ein Fehlurteil verloren habe“, sagte Marco Huck, der am Samstag zumindest die garantiert­en 400000 Euro Antrittsga­ge, die laut WBSS alle Teilnehmer des Turniers der weltbesten Cruiser- und Supermitte­lgewichtle­r einstreich­en dürfen, kassiert.

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Marco Huck

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