Neu-Ulmer Zeitung

Der Auftritt Adenauers

- EIIN ALBUM DER JJAHRE 1914 BIIS 1918

Die Zeitungen verkünden es am 19. September 1917: Über einer Zeichnung nach dem Passfoto von Konrad Adenauer steht „Der neue Kölner Oberbürger­meister“. Der 41-jährige Zentrumspo­litiker ist mit den Stimmen seiner Partei und der Liberalen einstimmig gewählt worden. Er stammt aus bescheiden­en Verhältnis­sen, studierte Volkswirts­chaft und Jura, und letzteres führte auch zur politische­n Karriere, weil der Chef der Kanzlei, bei der Adenauer als Jurist Anstellung gefunden hatte, zugleich Vorsitzend­er der Kölner Zentrumsfr­aktion war. 1906 wurde er Abgeordnet­er, in den Krieg wurde er wegen eines Lungenleid­ens nicht eingezogen, machte sich in der Heimat aber um die immer schwierige­r werdende Ernährung der Bevölkerun­g verdient – sodass die Kommission für die Wahl des Bürgermeis­ters die Stelle gar nicht mehr öffentlich ausschrieb, als Amtsinhalb­er Max Wallraf (Onkel von Adenauers erster und knapp ein Jahr zuvor gestorbene­r Frau) ins Reichsamt des Inneren weiterzog. In der Antrittsre­de sagt Adenauer am 18. Oktober 1917: „…Der Kriegsstur­m rast durch unsere Welt, und die von ihm aufgejagte­n schweren Wolken verwehren uns noch mehr als sonst den Blick in die Zukunft… Sozial bluten wir aus tausend Wunden. Aber der Krieg hat uns auch die Augen für unsre sozialen Pflichten geöffnet. Er hat uns davon überzeugt, dass wir alle Glieder eines Körpers sind, dass das Wohl und Wehe eines Standes letztlich auch das des anderen ist. Unsre soziale Erkenntnis hat der Krieg erweitert und vertieft: Der Hebung aller Klassen, die eine solche bedürfen, muss unsre soziale Arbeit gelten und sie muss sich erstrecken auf alle Gebiete menschlich­en Lebens… Noch hat kein Feind den Boden unsrer Stadt betreten, noch hat kein Blut die Welle unsres Rheins gerötet und unversehrt ragen die Türme des Domes zum Himmel. Das danken wir dem Heldenmut des unter dem kraftvolle­n Zepter unseres erhabenen Kaisers für immer geeinten deutschen Volkes, des Volkes, das sich gleichgroß gezeigt hat im Kampf und Streit wie im Dulden und Ertragen…“(ws)

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