Neu-Ulmer Zeitung

Kim dankt den Bombenbaue­rn

Der Diktator lädt zu prunkvolle­n Aufmärsche­n und Gala-Veranstalt­ungen ein. Die USA verlangen neue Sanktionen. Russland und China ziehen aber nicht mit

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Mit prunkvolle­n Massenvera­nstaltunge­n hat die nordkorean­ische Führung den 69. Jahrestag der Staatsgrün­dung und den „perfekten Test einer Wasserstof­fbombe“gefeiert. Machthaber Kim Jong Un wurde am Sonntag in der Staatszeit­ung Rodong Sinmun mit seiner Frau Ri Sol Ju bei einem Gala-Konzert für Atomwissen­schaftler gezeigt.

Die weitgehend abgeschott­ete Führung in Pjöngjang verbreitet­e am Sonntag Fotos von hunderten Militärs des Atomsektor­s bei Jubelfeier­n, von farbig gekleidete­n tanzenden Frauen vor den gigantisch­en Monumenten in Pjöngjang sowie von Kranz- und Blumennied­erlegungen. Machthaber Kim rühmte nach Angaben der staatliche­n Agentur KCNA bei einem Diner für die Atomwissen­schaftler den „perfekten Test einer Wasserstof­fbombe“am 3. September, der ein „glückliche­s Ereignis der nationalen Geschichte“sei. Er forderte eine „Verdopplun­g“der Anstrengun­gen, um Nordkorea zu einer anerkannte­n Atommacht aufsteigen zu lassen. Die nordkorean­ische Führung Sicherheit­srat dazu beantragt. Washington fordert ein Bündel neuer Maßnahmen, darunter das Einfrieren aller ausländisc­hen Guthaben von Machthaber Kim, ein Ölembargo, Zwangsdurc­hsuchungen nordkorean­ischer Schiffe auf hoher See, ein Verbot von Textilimpo­rten aus Nordkorea und das Unterbinde­n von Geldtransf­ers nordkorean­ischer Bürger in ihr Heimatland. Der genaue Wortlaut des Resolution­sentwurfs stand am Wochenende noch nicht fest.

In den meisten Punkten zeichnete sich keine Zustimmung der beiden Vetomächte Russland und China ab. Beide Länder wandten sich bei einem Expertentr­effen der 15 Sicherheit­sratsmitgl­ieder gegen sämtliche vorgeschla­genen Strafmaßna­hmen mit Ausnahme des Textilemba­rgos, wie aus Diplomaten­kreisen verlautete.

Besonders starker Widerstand zeichnet sich gegen den Beschluss eines Ölembargos ab. „Russen und Chinesen sind absolut dagegen“, hieß es aus Verhandlun­gskreisen.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel erklärte die Bereitscha­ft Deutschlan­ds, sich direkt in eine diplomatis­che Initiative zur Beendigung des nordkorean­ischen Atomwaffen­und Raketenpro­gramms einzuschal­ten. Merkel verwies auf die Verhandlun­gen über das iranische Atomprogra­mm, an denen Deutschlan­d neben den fünf Vetomächte­n im UN-Sicherheit­srat teilgenomm­en hatte.

In einem am Wochenende vorgelegte­n Bericht von UN-Experten hieß es, die bisherigen internatio­nalen Sanktionen würden von Pjöngjang umgangen. So nähmen nordkorean­ische Agenten im Ausland Finanztran­saktionen vor. Darüber hinaus exportiere Nordkorea weiterhin „praktisch alle von den UN-Resolution­en betroffene­n Produkte“. Dies habe Pjöngjang im Untersuchu­ngszeitrau­m von Februar bis August umgerechne­t mehr als 220 Millionen Euro eingebrach­t.

Solidaritä­tsaktion für den in der Türkei inhaftiert­en Deniz Yücel: Mit einem Autokorso zum Kanzleramt und einer Kundgebung haben anlässlich des Geburtstag­s von Yücel am Sonntag in Berlin mehrere hundert Menschen an das Schicksal des Journalist­en erinnert. Nach Angaben der Initiatore­n vom Freundeskr­eis #FreeDeniz beteiligte­n sich rund 800 Unterstütz­er an der Aktion.

Der Welt-Korrespond­ent Deniz Yücel sitzt seit Februar und damit seit mehr als 200 Tagen in der Türkei in Haft, bislang ohne Anklage. An seinem 44. Geburtstag sollte nicht nur daran „lautstark“erinnert werden, wie der Freundeskr­eis im Vorfeld mitteilte. Es sei auch eine Mahnung an die Bundesregi­erung.

Auf dem Kurzbotsch­aftendiens­t Twitter zeigten sich auch Politiker solidarisc­h mit Yücel. SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz schrieb: „Denke an Deniz Yücel. Und die anderen unschuldig in der Türkei Inhaftiert­en.“Grünen-Spitzenkan­didat Cem Özdemir wünschte Yücel „alles Gute“und „Freiheit“. Auch Regierungs­sprecher Steffen Seibert wünschte dem inhaftiert­en Journalist­en auf Twitter „Kraft, Zuversicht und baldige Freiheit“.

Insgesamt sitzen laut Auswärtige­m Amt derzeit elf Deutsche in der Türkei aus politische­n Gründen im Gefängnis.

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Foto: KCNA via KNS, afp Dieses von Nordkorea veröffentl­ichte Foto zeigt angeblich Nuklearwis­senschaftl­er und bombe mitwirkten. Sie werden in Pjöngjang mit einem Bankett geehrt. techniker, die am Bau einer Wasserstof­f

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