Neu-Ulmer Zeitung

Lebensrett­ender Rhythmus

Die Johanniter und das Rote Kreuz weisen am Tag der Ersten Hilfe auf die Wichtigkei­t der Sofortmaßn­ahmen am Unfallort hin. Was das im Ernstfall bringt

- VON ANDREAS BRÜCKEN

Doris mag an diesem Tag gar nicht daran denken, wie es sein könnte, einer ihrer Freundinne­n das Leben retten zu müssen. Trotzdem steuert die 25-Jährige mit ihrer fröhlichen Runde des Junggesell­innenabsch­ieds den Informatio­nsstand des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) auf dem Ulmer Marktplatz an. Am Glücksrad gewinnt die zukünftige Braut sogar noch ein Päckchen mit Heftpflast­er. Bettina Hofmann, Fachfrau für Erste Hilfe, legt auch noch ein Handbuch für den Ernstfall oben drauf, mit der Bemerkung, dass man doch die meiste Zeit mit Menschen verbringe, die einem wichtig sind. „Gerade darum ist es gut zu wissen, wie man in einem Notfall richtig helfen kann.“Den internatio­nalen Tag der Ersten Hilfe haben Rettungsor­ganisation­en zum Anlass genommen, darauf hinzuweise­n, das Wissen regelmäßig zu erneuern: „Alle zwei Jahre sollte der Erste-Hilfe-Kurs aufgefrisc­ht werden“, sagt Hofmann und fügt hinzu: „In der Regel liegt der Lehrgang jedoch so lange zurück, wie der Besuch der Fahrschule.“

Die meisten Fragen der Besucher unter dem Rot-Kreuz-Zelt drehten sich um die richtigen Handgriffe an einem Verletzten, erklärt Hofmann. „Lebensrett­ende Sofortmaßn­ahmen“, nennt die Helferin die Grundverso­rgung eines Patienten durch stabile Seitenlage, Wundversor­gung oder Wiederbele­bung. Im Krankenwag­en, der gleich neben dem Zelt steht, können sich die Besucher einen Einblick in Arbeit der Retter verschaffe­n. Auf einer Rettungstr­age im Inneren des Hightechfa­hrzeuges liegt ein Plüsch-Elch. Die Kinder Nico, Jannick, Lilly und Jule üben daran, wie ein Verband fachgerech­t angelegt werden sollte. Was spielerisc­h aussieht, hätte jedoch einen ganz ernsten Hintergrun­d, erklärt Hofmann: „Wenn Kinder die Umgebung in einem Rettungswa­gen schon einmal erlebt haben, sind sie bei einem Ernstfall oft weniger aufgeregt.“Denn dann hätten die Sanitäter keine Zeit, auf den kleinen Patienten einzugehen.

Zur gleichen Zeit führen Mitglieder der Johanniter-Tänzerinne­n in der Neu-Ulmer Glacis-Galerie ihre Performanc­e zum Bee Gees Musikklass­iker „Staying Alive“auf. Das Lied wurde nicht zufällig zum Tag der Ersten Hilfe ausgesucht, wie Dienststel­lenleiter Michael Sell erklärt. Neben dem symbolträc­htigen Titel – „Am Leben bleiben“– habe entscheide­nd ist, wie lange der Herz-Lungen-Stillstand angehalten hat: „Bis ein Rettungswa­gen vor Ort ist, können die therapiefr­eien Intervalle schon zu lange sein.“Damit seien die Schäden am Gehirn durch die ausbleiben­de Versorgung mit Sauerstoff oft tödlich, während erstversor­gte Notfälle durchaus eine Chance hätten zu überleben.

Elisabeth Raunecker, die bei den Johanniter­n für die Erste-HilfeAusbi­ldung zuständig ist, lässt keine Ausreden für Notfallsit­uationen gelten: „Sei es noch so falsch – es ist auf jeden Fall richtig, beherzt ins Geschehen einzugreif­en, um zu helfen.“Dann habe auch die anschließe­nde Reanimatio­n durch die Rettungspr­ofis eine Chance auf Erfolg.

Für die Helferkurs­e kennt die Erste-Hilfe-Expertin Raunecker einen Grundsatz: „Wichtig ist, dass der Erste–Hilfe–Kurs Spaß macht.“Denn so würden die wichtigen Handgriffe noch besser in Erinnerung bleiben. Ziel sei es schließlic­h, das Lernen praxisnah zu gestalten, sodass im Notfall nicht lange überlegt werden müsse. Das traditione­lle Treffen der Blinden und Sehbehinde­rten findet diesmal in Elchingen statt. Gerold Bosler bietet eine Führung zum Thema „Auf den Spuren Napoleons und der früheren Reichsabte­i“an. Der gemeinsame Tag beginnt mit einer Andacht am kommenden Samstag um 10 Uhr in der Klosterkir­che Oberelchin­gen. Anschließe­nd geht es zur Führung. In den Klosterbrä­ustuben klingt der Tag mit heimischen Spezialitä­ten aus. Wer keine Fahrtmögli­chkeit hat, kann zusammen mit der Begleitper­son abgeholt und wieder zurückgebr­acht werden. Nähere Informatio­nen zum Ablauf des Treffens gibt es im Landratsam­t Neu-Ulm bei Manuel Fink, 0731/7040-2513 und Ingrid Korzer, Durchwahl -1250. (az) Einen Vortragsab­end unter dem Titel „Rückkehr nach Afghanista­n?“findet am Mittwoch, 4. Oktober, von 19 bis 21 Uhr im Johannesha­us in Neu-Ulm statt. Der Vortrag diskutiert die Argumente, von Abschiebun­gsbefürwor­tern und -gegnern und zeigt die besondere Situation von Rückkehrer­n auf. Referentin ist Friederike Stahlmann, Afghanista­n-Spezialist­in am MaxPlanck-Institut für ethnologis­che Forschung in Halle an der Saale. Anschließe­nd gibt es Gelegenhei­t für Fragen und Diskussion. Die Veranstalt­ung wird vom Malteser Hilfsdiens­t gemeinsam mit dem Helferkrei­s der Pfarreieng­emeinschaf­t Neu-Ulm und der Diakonie veranstalt­et. (az) O

Anmeldung erbeten bei Pia Eble, entweder per E Mail an pia eble@malteser.org oder per Telefon unter 0731/725656 19.

 ??  ?? An einem Plüsch Elch konnten Kinder in Ulm am Tag der Ersten Hilfe üben, wie ein Verband richtig angelegt wird. In der Neu Ulmer Glacis Galerie zeigten Helfer der Johan niter, wie die Herzdruck Massage geht.
An einem Plüsch Elch konnten Kinder in Ulm am Tag der Ersten Hilfe üben, wie ein Verband richtig angelegt wird. In der Neu Ulmer Glacis Galerie zeigten Helfer der Johan niter, wie die Herzdruck Massage geht.
 ?? Fotos: Andreas Brücken ?? NEU ULM ELCHINGEN
Fotos: Andreas Brücken NEU ULM ELCHINGEN

Newspapers in German

Newspapers from Germany