Großer Bahnhof, wenig Begeisterung
Deutschland steht im Finale, aber das Interesse hält sich in Grenzen. Dabei schwärmt sogar eine Stuttgarter VfB-Legende von dieser Hallenvariante
Beim Vier-Nationencup der Futsal-Spieler in der Ratiopharm Arena schaffte die deutsche Nationalmannschaft gestern vor etwa 1500 Besuchern durch einen 3:2-Sieg gegen die Türkei den Einzug ins Finale. Gegner heute um 20 Uhr sind die Belgier, die im zweiten Halbfinale mit 7:2 gegen die Schweiz gewannen.
In einer äußerst schwachen ersten Halbzeit konnte sich das deutsche Team bei Torhüter Rainer Schreiber-Fernandez bedanken, der zunächst durch gute Paraden die Null hielt. Nach 17 Minuten war er aber machtlos. Serhat Ciceks strammer Schuss passte zur türkischen Halbzeitführung. Der Werbeeffekt für Futsal hielt sich bis dahin sehr in Grenzen. Auch der Bezirkschef Manfred Merkle sagte nach den ers- ten 20 Minuten: „Da war überhaupt kein Tempo drin. Wir tun uns schwer die Vereine von Futsal zu überzeugen“. Dennoch bleibt er bei dem Thema am Ball. Sein Plan für den kommenden Winter: „Ich versuche ein Turnier mit sechs Vereinsmannschaften zu organisieren“.
Deutlich besser unterhalten wurden die Zuschauer in der zweiten Halbzeit, in der die deutsche Mannschaft zielstrebiger zu Werke ging und durch zwei schnelle Tore von Danijel Suntic (21.) und Florian Kliegel (23.) mit 2:1 in Führung ging. Kenan Köseoglu brachte aber mit seinem Treffer zum 2:2 (32.) die Türken zurück in die Partie. Dann aber stellten die sich durch Disziplinlosigkeiten und zwei Rote Karten für Kenan Köseoglu und Serhat Cicek zwei Minuten vor dem Ende selbst ein Bein. Zwei Minuten lang spielten somit vier Deutsche gegen zwei Türken, Christopher Wittig nutzte die numerische Überlegenheit mit dem Treffer zum 3:2 (39.).
Der Torschütze war nach der Partie zufrieden: „Es war ein spannendes Spiel für die Zuschauer. Beide Teams sind nach einem Rückstand wieder zurückgekommen.“Sein Mannschaftskamerad und Kapitän Timo Heinze sagte: „In der ersten Hälfte hatten wir zu viel Respekt. Dann haben wir uns deutlich gesteigert. Ich persönlich finde es schade, dass das Spiel durch zwei Rote Karten entschieden wurde.“
Der deutsche Nationaltrainer Marcel Loosveld bilanzierte: „In der ersten Halbzeit war vielen meiner Spieler die Nervosität anzumerken. Zu den Platzverweisen sagte der Niederländer: Ich habe gehört, was die türkischen Spieler zum Unparteiischen gesagt haben. So etwas gehört sich nicht.“
Prominentester Besucher in der Ratiopharm-Arena war Claudemir Jeronimo Barredo, besser bekannt als Cacau. Der Integrationsbeauftragte des Deutschen FußballBunds (DFB) warb für sein Anliegen und sagte: „Es spielt keine Rolle, woher man kommt und welche Hautfarbe man hat. Menschen spielen auf der ganzen Welt Fußball mit den gleichen Regeln, über den Fußball kann man Werte vermitteln.“
Der ehemalige deutsche Meister mit dem VfB Stuttgart und Nationalspieler kann selbst auf 15 Jahre Erfahrung als Profi zurückblicken und macht demnächst seinen Abschluss im Management-Studium. Wohin es ihn dann verschlägt, das weiß Cacau jetzt noch nicht. Aber Futsal liebt er: „Ich habe selbst schon als achtjähriger Bub neben dem Vereinsfußball Futsal gespielt und es hat immer Spaß gemacht.“