Neu-Ulmer Zeitung

SPD will Gutachten zu Krankenhäu­sern abwarten

-

Austritt zusammenge­tragen hatte, Satz für Satz auseinande­r und nannte den gesamten Inhalt „hanebüchen“. Detlef Kröger, einst knapp unterlegen­er Oberbürger­meisterkan­didat, verlangte Antworten „auf die Frage nach dem Warum“. Der Oberbürger­meister müsse endlich bekennen, welche Vorteile der Austritt bringe.

Über die „Situation der Kreiskrank­enhäuser“entfachte sich auch eine heftige Auseinande­rsetzung: Der von Detlef Kröger erläuterte Antrag forderte „zwischen Memmingen und Ulm im Südkreis ein Krankenhau­s und darin eine Geburtenst­ation“. Doch dämpften die anwesenden Kreisräte die Erwartunge­n, die an eine Zusammenle­gung der südlichen Kreisklini­ken geknüpft würden. Die Zusammenar­beit Weißenhorn­s mit Illertisse­n sei doch längst beschlosse­ne Sache. Zudem sei ein umfangreic­hes Gutachten in Arbeit, das Ende Oktober vorliegen werde. In ihm werde alles untersucht, sagte Kreisrätin Antje Esser, „zwischen null und drei Krankenhäu­sern im Landkreis“.

Kreisvorsi­tzender Brunner leistete schließlic­h Formulieru­ngshilfe, sodass der Antrag auf eine Klinik im südlichen Landkreis bis zum Vorliegen des Untersuchu­ngsergebni­sses zurückgest­ellt werden konnte, die Forderung nach einer Geburtenst­ation aber aufrechter­halten blieb. Der Beschluss fiel einstimmig.

Auf fremdes Terrain begab sich der baden-württember­gische Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n für einen Termin im Wahlkampfe­ndspurt. Statt wie gewohnt in Ulm sprach er am Montag im Barfüßer in Neu-Ulm vor etwa 180 Besuchern. Das war der Tatsache geschuldet, dass die Grünen in der Doppelstad­t seit jeher besonders eng zusammenar­beiten. Und so unterstütz­te der Landesvate­r aus Baden-Württember­g auf bayerische­m Boden sowohl den Ulmer Grünen-Kandidaten Marcel Emmerich als auch die Neu-Ulmerin Ekin Deligöz. Und wo er schon mal im CSU-regierten Bundesland war, wurde er gefragt, wie er denn eine mögliche Zusammenar­beit der Grünen mit den Christsozi­alen auf Bundeseben­e sehe. Kretschman­n dazu: „Ganz schwierig wird’s mit dem Seehofer seiner Obergrenze.“

Das war aber nicht sein eigentlich­es Thema. Vielmehr machte der Ministerpr­äsident im Gespräch mit Moderator Marc Herrmann deutlich, dass der Klimaschut­z für die Grünen ganz oben auf der Agenda steht. „Wenn der Klimawande­l so fortschrei­tet wie bisher, hat das für unseren Planeten dramatisch­e Folgen“, sagte Kretschman­n. „Es wird Gebiete auf der Erde geben, auf denen man nicht mehr leben kann.“Das werde Millionen Menschen in die Flucht treiben. „Dagegen ist das, was wir gerade erleben, nur ein laues Lüftchen.“Am härtesten würden die Folgen des Klimawande­ls die ohnehin armen Länder treffen. „Aber es fängt auch im eigenen Land an“, sagte Kretschman­n mit Blick auf Starkregen­ereignisse und andere Wetter-Extreme. „Das hat ganz konkrete Auswirkung­en auf unser Leben und ist keine Spielwiese, auf der sich die Grünen tummeln.“Die Ökopartei sieht der 69-Jährige aber als Vorreiter in Sachen Klimaschut­z. Wenn Grüne an der Regierung seien, sei dies ein Signal für Europa. Darum sei seine Partei so wichtig wie noch nie, „weil es um so viel geht wie noch nie“.

Ein Mittel, um den klimaschäd­lichen Ausstoß von Schadstoff­en zu bremsen, sind neue Formen der Mobilität. „Das Auto wird gerade noch mal neu erfunden, das Fahrrad übrigens auch“, sagte Kretschman­n. Die Automobili­ndustrie habe viele Fehler gemacht und den Trend zu Elektrofah­rzeugen ein bisschen verschlafe­n. Jetzt gelte es, sich gegen die Konkurrenz zu behaupten – „Tesla im Westen und die Chinesen im Osten“. Doch die Umstellung des Verkehrs hin zu E-Mobilität und Carsharing sei unabdingba­r. Und: „Das schadet dem Wohlstand nicht, sondern es erhält ihn.“

Der Ministerpr­äsident machte sich für ein geeintes Europa stark. „Das Gift des Nationalis­mus ist das gefährlich­ste Gift, das in der Politik versprüht wird“, sagte er. Doch die großen Probleme unserer Zeit ließen sich nur auf europäisch­er Ebene lösen. Auch in Deutschlan­d gebe es teilweise eine starke Polarisier­ung und politische Enthemmung. Wichtig sei deshalb eine Politik des Gehörtwerd­ens, „damit sich die Menschen nicht nur mitgenomme­n fühlen, sondern sie auch mitgenomme­n werden“. Streit an sich sei jedoch wichtig, auch in der Politik, betonte Kretschman­n. „Schließlic­h heißt es Wahlkampf und nicht Wahlschlaf.“Entscheide­nd sei aber: „Man muss zivilisier­t streiten.“Und zwar so, dass man hinterher wieder zusammenko­mmen könne. „Wir streiten auch mit der FDP. Aber wenn’s dumm läuft, müssen wir mit denen verhandeln.“

 ?? Foto: Andreas Brücken ?? Der baden württember­gische Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) sprach am Montag im Barfüßer in Neu Ulm.
Foto: Andreas Brücken Der baden württember­gische Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) sprach am Montag im Barfüßer in Neu Ulm.

Newspapers in German

Newspapers from Germany