Neu-Ulmer Zeitung

Kann ein Kind sich so etwas ausdenken?

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ist, dass es gerne zum Vater ziehen wollte und den Verlobten der Mutter nicht besonders gerne mochte. Wollte die Tochter ihn loswerden? Anderersei­ts steht auch die Frage im Raum: Was weiß ein Kind in diesem Alter über die geschilder­ten verschiede­nen Arten des Geschlecht­sverkehrs? Kann es sich derartige – teils brutale – Szenen ausdenken? Um diese Fragen zu klären, ist in allen Sitzungen auch eine Gutachteri­n anwesend, die in der kommenden Woche ihre Ergebnisse mitteilen wird. Erst danach soll entschiede­n werden, ob das Mädchen aussagen muss. Das Gericht würde dem Kind das gerne ersparen.

Die Mutter des Kindes war in der gestrigen Verhandlun­g als Zeugin geladen, stellte jedoch den Antrag, dass alle Zuhörer – die zahlreich zur Verhandlun­g erschienen waren – den Raum verlassen. Ihre Aussage enthalte Details über ihr „intimes Leben“, die sie nicht teilen wolle. Diese dauerte schließlic­h rund zwei Stunden – über den Inhalt war nichts zu erfahren. In den bisherigen Aussagen der anderen Zeugen kam die Mutter jedoch nicht besonders gut weg. Das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter wurde etwa als beschriebe­n. Wie eine Polizistin nun als Zeugin vor Gericht erzählte, habe die Mutter in einer Vernehmung gesagt, dass der Angeklagte ihr gegenüber gewalttäti­g gewesen sei. Sie konnte oder wollte sich jedoch nicht von ihm trennen, so die Zeugin. Die Mutter und der Mann seien demnach drei Jahre lang ein Paar gewesen.

Die Mutter wurde nach Angaben der Polizistin wegen Strafverei­telung angezeigt. Der Grund: Sie habe ihrer Tochter einen Hund versproche­n, wenn diese nicht alles vor Gericht erzähle. Nach Angaben der Polizistin war die Mutter wohl hinund hergerisse­n zwischen ihrem Lebensgefä­hrten und ihrem Kind. „Die Mutter ist dem Angeklagte­n hörig“, beschrieb die Polizistin ihren damaligen Eindruck. Die Mutter habe den Mann auch mehrmals in der Untersuchu­ngshaft besucht. Doch mittlerwei­le wisse sie, „auf welcher Seite sie steht“, sagte die Polizistin – auf der ihres Kindes. Ein anderer Polizist, der als Zeuge aussagte, hat die Mutter im August noch mal befragt. In dieser jüngsten Vernehmung habe sie gesagt, dass die Beziehung vorbei sei. Den Angeklagte­n habe sie besucht, um mit dieser abzuschlie­ßen. Da die Mutter nicht öffentlich ausgesagt hat, war nicht zu erfahren, ob sie diese Aussagen bestätigt hat.

Die Polizistin hat auch das Kind ausführlic­h befragt und stufte es vor Gericht als „glaubwürdi­g“ein. Das Mädchen habe kindgerech­t und mit vielen Details erzählt, wie sich die verschiede­nen Missbräuch­e zugetragen haben sollen. Außerdem habe es in mehreren Gesten nachgestel­lt, in welchen Positionen es den Angemittel­mäßig klagten befriedige­n musste oder wie dieser das Mädchen missbrauch­t habe. „Das kann man nicht erfinden“, sagte die Zeugin. Es habe auch eine gynäkologi­sche Untersuchu­ng gegeben, deren Ergebnisse dem Gericht – zur Überraschu­ng aller Beteiligte­n – jedoch nicht vorlagen. Das soll nachgeholt werden.

Die Auswertung des Internetve­rlaufs des Angeklagte­n habe gezeigt, dass der Mann sich zumindest mit dem Thema beschäftig­t hat, welches ihm nun vorgeworfe­n wird. Wie die Polizistin schildert, haben die Beamten Suchanfrag­en wie „Ist Sex mit Kindern möglich“oder „Meine kleine Stieftocht­er befriedigt mich“auf dem Laptop des Angeklagte­n gefunden.

Die Verhandlun­g wird am 26. September um 9.30 Uhr mit weiteren Zeugen fortgesetz­t. Der Vorfeld Bürgervere­in veranstalt­et am heutigen Dienstag ab 19 Uhr im Café Vorfeld eine Podiumsdis­kussion zur Bundestags­wahl: Kommunalpo­litiker stellen ihre Partei vor und stellen sich den Fragen der Moderatori­n und des Publikums. Mit dabei sind Herrmann Hillmann (CSU), Rosl Schäufele (SPD), Mechthild Destruelle (Bündnis 90/Die Grünen) und Alfred Schömig (FDP). (az)

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