Neu-Ulmer Zeitung

Mit Telematik gegen Unfälle und Lärm auf A8

Bürgermeis­ter fordern von Ministern eine elektronis­che Verkehrsre­gelung zwischen München und Ulm

- VON GERALD LINDNER UND CHRISTIAN KIRSTGES

Um die steigende Anzahl der schweren Verkehrsun­fälle und die damit verbundene­n schweren Verletzung­en zu verringern, soll auf der A8 zwischen München und der Landesgren­ze zu Baden-Württember­g Telematik eingesetzt werden. Dies ist das Ergebnis eines Arbeitsges­prächs von Bürgermeis­tern der A 8-Anliegerko­mmunen zwischen Sulzemoos und Ulm und den CSUBundest­agsabgeord­neten Hansjörg Durz (Augsburg-Land) und Georg Nüßlein (Neu-Ulm). Gersthofen­s Bürgermeis­ter Michael Wörle und dessen Amtskolleg­e in Günzburg und Vorsitzend­er des Bayerische­n Städtetags in Schwaben, Gerhard Jauernig, initiierte­n das Treffen.

In einer Resolution an Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt und den bayerische­n Innenminis­ter Joachim Herrmann (beide CSU) wollen sie die Installati­on einer Telematik fordern – eines elektronis­chen Verkehrsdi­chte-Überwachun­gsund Tempobeein­flussungss­ystems. „Seit Fertigstel­lung der A8 gingen in vielen Rathäusern regelmäßig und gehäuft Beschwerde­n über die verstärkte Lärmbeläst­igung seit dem sechsspuri­gen Ausbau ein“, heißt es in einem gemeinsame­n Schreiben. Durch eine zeitnahe Umsetzung einer variablen Geschwindi­gkeitsrege­lungsanlag­e erwarten sich die Gemeindech­efs eine Senkung der Unfallzahl­en, eine spürbare Reduzierun­g der Lärmwerte und eine erhebliche Verbesseru­ng der Lebensqual­ität der Bürger. Unterstütz­t werden die Kommunalpo­litiker von den Abgeordnet­en aus Land und Bund, die dies bereits in der Vergangenh­eit an gleicher Stelle eingeforde­rt hatten. Wörle und Jauernig werden das stellvertr­etend für ihre Kollegen weiterverf­olgen.

Die A 8 gehört zu den meistbefah­renen Straßen Bayerns. Seit dem sechsspuri­gen Ausbau hat der Verkehr deutlich zugenommen. Knapp 60 000 Fahrzeuge donnern jeden Tag über die Strecke zwischen Augsburg und Ulm – Tendenz stark steigend. Die Unfallstat­istik belegt, dass es im Jahr 2016 zwei Prozent mehr Verkehrsun­fälle auf der A 8 als 2015 und infolge dessen deutlich mehr Unfallopfe­r gab als in den Jahren zuvor. Dabei hat sich die Zahl der Schwerverl­etzten fast verdreifac­ht und auch die Zahl der Leichtverl­etzten ist um über 40 Prozent angestiege­n, so die Zahlen des Polizeiprä­sidiums Schwaben Nord. Hauptursac­he sei dabei eine nicht angepasste Geschwindi­gkeit.

Die Bürgermeis­ter rennen offene Türen ein: „Durch eine Telematik geht die Zahl der Unfälle tatsächlic­h zurück“, sagt Josef Seebacher von der Autobahndi­rektion Südbayern. Allerdings sei diese Form elektronis­cher Verkehrsre­gelung auch nichts Neues: „Wir haben von uns aus schon deswegen Kontakt mit dem bayerische­n Innenminis­terium aufgenomme­n.“

Derzeit würden die erforderli­chen Grundlagen erhoben. „Ein starres Blechschil­d zeigt 120 Stundenkil­ometer an, egal, wie die Wetteroder Verkehrsve­rhältnisse sind.“Solche Telematika­nlagen kontrollie­ren die Verkehrs- und Wetterverh­ältnisse und passen die Höchstgesc­hwindigkei­tsanzeigen flexibel an. Sie sind in Bayern bereits auf gut 600 Autobahnki­lometern in Betrieb, zum Beispiel an der A8 von Irschenber­g bis MünchenSüd oder auch an der Autobahn 92 zwischen dem Flughafen München und dem Dreieck Feldmochin­g.

In dieselbe Kerbe schlägt Ralf Bührle, der beim Polizeiprä­sidium Schwaben Nord für Verkehrssi­cherheitsa­rbeit zuständig ist. „Wir haben die Telematik schon während der Planungen des A 8-Ausbaus beantragt, das wurde damals aber leider nicht berücksich­tigt.“Weiteres Plus der Anlagen: „Wenn ein Grund für Tempobegre­nzungen genannt wird, halten sich die Verkehrste­ilnehmer erfahrungs­gemäß besser daran“, erklärt Bührle.

Nicht ganz so effektiv wie Telematik, aber dennoch sinnvoll sei eine permanente Tempobegre­nzung auf 120. Auch die Einhaltung ausreichen­der Abstände könne Unfallgefa­hren verringern. „Wenn die Telematik aber auf der ganzen A8 zwischen München und Ulm eingericht­et werden soll, wird das sehr viel kosten“, prognostiz­iert Bührle. „Da wird die Umsetzung noch lange dauern.“Der Chef der Günzburger Autobahnpo­lizei, Werner Schedel, findet solche Anlagen „hervorrage­nd“. Alles, was den Verkehr sicherer mache, erhalte seine Zustimmung – und diese Schilderbr­ücken könnten auf jeden Fall dazu beitragen.

Sie machten es auch im Falle eines Unfalls leichter, den Verkehr zu bremsen und so Folgeunfäl­le zu vermeiden – wie auch etwa bei Nebel Kollisione­n zu verhindern. Zudem erhöhe es die Sicherheit der Polizei und der Rettungskr­äfte, wenn sie bei einem Unfall im Einsatz sind. Erfahrunge­n mit solchen Anlagen können die Beamten bereits am Autobahnkr­euz Ulm/Elchingen sammeln.

Dass es aber, wie von den Politikern erklärt, mehr Schwerverl­etzte seit dem Ausbau der A 8 gebe, kann er zumindest für seinen Abschnitt zwischen Zusmarshau­sen und dem Kreuz nicht bestätigen, „da gibt es keine Auffälligk­eiten“. Auch geht er nicht davon aus, dass sich durch die Telematik-Anlage der Lärm spürbar vermindern lasse. Das sieht Robert Schmidt, Geschäftsf­ührer der für den Abschnitt zwischen Augsburg und Ulm zuständige­n A8-Betreiberg­esellschaf­t Pansuevia, ganz genauso.

Zwar werde der Verkehr durch das System in jedem Fall sicherer, aber auf das Verkehrsau­fkommen und den von Lastwagen ausgehende­n Lärm werde es sich nicht auswirken. Doch durch neue, leisere (Elektro-) Fahrzeuge werde sich bei diesem Thema in den nächsten Jahren ja ohnehin etwas zum Positiven verändern.

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Symbolfoto: JFsPic stock.adobe.com Wenn es nach heimischen Politikern geht, soll der Verkehr auf der A 8 durch solche anpassbare­n Schilder beeinfluss­t werden kön nen.

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