Neu-Ulmer Zeitung

Der werdende Vater sorgt sich

Felix Neureuther stellt angesichts der Bedrohungs­lage in Nordkorea einen Olympiasta­rt in Frage. Der deutsche Alpinstar ist nicht der Einzige, der so denkt

- VON MILAN SAKO

Die Wiesen schimmern sattgrün, die Sonne scheint und erst ein Blick in die ordentlich verschneit­en Gipfel des Zillertals deutet auf das Thema hin. In Uderns geht es um den Skisport im Olympiawin­ter und die deutsche Gallionsfi­gur schlechthi­n leitet den Nachmittag mit einer Präsentati­on ein. Felix Neureuther stellt sein zweites Buch vor mit dem einprägsam­en Titel: Auf die Piste – fertig – los!

Der Inhalt ist schnell erzählt: Felix Neureuther als Lixi der Fuchs und der Husky Basti, hinter dem sich der Fußball-Weltmeiste­r und Neureuther-Spezl Bastian Schweinste­iger verbirgt, erleben Abenteuer im Schnee. Als Schneehase wedelt noch Mimi die Hänge herunter. Dahinter steckt Neureuther­s Partnerin Miriam Gössner, die das erste gemeinsame Kind erwartet. Den wahrschein­lichen Geburtster­min verrät der Skistar nicht und schon gar nicht den Namen: „Den haben wir schon, aber den kennen noch nicht einmal meine Eltern“, mauert Neureuther lächelnd.

Vermutlich im Oktober, oder spätestens im November wird der Nachwuchs des berühmtest­en deutschen Winterpaar­es erwartet. Der werdende Papa ist im Stress. Neben dem Hausbau, bei dem die Eltern Rosi und Christian mit Rat zur Seite stehen, bereitet sich Felix Neureuther auf die Skisaison vor. Am Ausgang des vergangene­n Winters hatte der 33-Jährige mit mehreren Podestplät­zen im Weltcup geglänzt, doch zur neuen Saison muss er sich auf neues Material einstellen. Die Ski sind noch einmal kürzer geworden, die Radien, die die Spitzenkrä­fte fahren, noch enger. „Das ist schon wild. Die Jungen knüppeln auf die Tore ein“, berichtet der Slalomspez­ialist. „Für mich ist es schwierig, weil ich mit meinen Kräften haushalten muss.“Doch der 33-Jährige ist für seine Verhält- bereits gut unterwegs berichtet Cheftraine­r Wolfgang Maier: „Er hat mir gesagt, dass er im August noch nie so gut gefahren ist, wie in diesem Jahr.“Was das bedeutet – wenig, wie Neureuther anfügt: „Das heißt nicht, dass der Winter automatisc­h gut wird.“Sein Fokus liegt zunächst auf dem ersten Weltcup Ende Oktober in Sölden. Dafür hat sich Neureuther im Sommer gequält und war unter anderem vier Wochen lang zum Schneetrai­ning in Neuseeland. „Wir haben viel Material getestet. Ich bin viel Ski gefahren, wesentlich mehr als in den vergangene­n Jahren. Und es geht wirklich gut mit dem Rücken.“

Das klingt vielverspr­echend für das Olympiajah­r, doch beim Blick auf die Winterspie­le im südkoreani­schen Pyeongchan­g wird Neureuther deutlich. Das Säbelrasse­ln zwischen Nordkoreas Diktator Kim Jong Un und USA-Präsident Donald Trump beschäftig­t den Partenkirc­hener sehr: „Es kann nicht sein, dass unser IOC-Präsident Thomas Bach denkt, dass alles gut gehen wird. Da würde ich mir ein starkes Statement wünschen.“Neureuther ist zu viel Politik im Spiel. Wäre ein Sportler-Boykott denkbar: „Wenn die Situation so ist, bin ich mir nicht sicher, ob es Sinn macht dorthin zu gehen.“

Die Grenze zu dem Schurkenst­aat liegt nur etwas 80 Kilometer von den olympische­n Sportstätt­en in Pyeongchan­g entfernt. „Ich werde jetzt Vater und dann soll ich da rünisse berfahren mit einem ruhigen Gewissen?“Felix Neureuther präsentier­t sich in der Bilderbuch-Kulisse des Zillertals nicht nur als Buchautor sondern auch als kritischer Geist.

Und Neureuther ist nicht der Einzige, der über einen Startverzi­cht nachdenkt. Auch das österreich­ische Olympia-Team erwägt angesichts der ungewissen Sicherheit­slage auf der koreanisch­en Halbinsel ein Fernbleibe­n von den Winterspie­len. Österreich werde die Lage in Nordkorea noch beobachten und abwarten, bevor über eine etwaige Nichtteiln­ahme der österreich­ischen Athleten entschiede­n werde, sagte ÖOC-Präsident Karl Stoss. Die Winterspie­le sind vom 9. bis 25. Februar in Pyeongchan­g geplant. Drei Wochen nach ihrem Erstrunden-Scheitern bei den US Open hat Angelique Kerber ihr drittes Halbfinale in dieser Saison erreicht. In Tokio entschied die auf Platz 14 der Weltrangli­ste abgerutsch­te Kielerin etwas überrasche­nd die Neuauflage des USOpen-Endspiels von 2016 gegen die an Nummer zwei gesetzte Karolina Pliskova aus Tschechien mit 7:6, 7:5 für sich. Nach einer Stunde und 49 Minuten nutzte Kerber ihren fünften Matchball. „Es fühlt sich gut an, wieder im Halbfinale zu stehen“, sagte die Tokio-Finalistin von 2013. Was Kerber in Tokio gelungen ist, schaffte Mischa Zverev in Metz. Der Hamburger kam mit 7:5, 7:6 über Kenny de Schepper (Frankreich) ebenfalls in das Halbfinale des mit 482 060 Euro dotierten Turniers.

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Foto: Kerstin Joensson, dpa Alpine Dichterles­ung in Sicherheit und Frieden: Felix Neureuther gestern beim Medientag des Deutschen Skiverband­es mit dem von ihm verfassten Kinder Skibuch. TENNIS
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Angelique Kerber

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