Neu-Ulmer Zeitung

Gestatten, die Wahlsieger­in

Ronja Kemmer holt mit deutlicher Mehrheit das Direktmand­at. Herausford­erin Mattheis stellt sich auf Opposition ein und der AfD-Mann hofft auf Normalität

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT UND OLIVER HELMSTÄDTE­R

Erst gab’s ein Gläschen Wein im Rathaus, dann folgte die Party im Ratskeller: Ronja Kemmer (CDU) hat mit klarer Mehrheit das Direktmand­at im Wahlkreis Ulm geholt. Sie blieb allerdings deutlich hinter dem Ergebnis ihrer Vorgängeri­n Annette Schavan zurück, die vor vier Jahren 52,1 Prozent der Stimmen erreicht hatte. Hilde Mattheis (SPD) musste ebenfalls Verluste hinnehmen, da sie aber auf Platz fünf der Landeslist­e steht, zieht sie erneut in den Bundestag ein. Alexander Kulitz (FDP) wusste bis gestern Abend noch nicht, ob es mit dem Mandat klappt.

„Insgesamt hätten wir uns als Union den einen oder anderen Prozentpun­kt mehr gewünscht“, räumte Ronja Kemmer ein. „Am Ende zählt für uns: An der Union vorbei wird es keine Regierung geben.“Über ihr persönlich­es Ergebnis freue sie sich. Die 28-Jährige sieht es als Bestätigun­g ihrer Arbeit in den vergangene­n zweieinhal­b Jahren, in denen sie viel unterwegs gewesen sei. Für eine Jamaika-Koalition von CDU, FDP und Grünen sei sie offen. Ihr sei jedoch bewusst: „Ein einfacher Weg wird es nicht.“

„Das Ergebnis ist besser als erwartet, auch im Bund“, sagte Marcel Emmerich (Grüne). „Wir können selbstbewu­sst in die Verhandlun­gen gehen und brauchen uns auf keinen Fall unter Wert verkaufen.“Angesichts des Ergebnisse­s der AfD gelte es für die Grünen, weiter aktiv für eine offene Gesellscha­ft zu kämpfen. Wenn er manche Aussagen von AfD-Politikern höre, „da wird mir schlecht“. Da gebe es noch viel zu tun für die anderen Parteien.

„Absolut begeistert“zeigte sich Alexander Kulitz über das Ergebnis der Liberalen im Bund. „Dass es so genial läuft für die FDP, hätte ich nicht gedacht.“Auch über sein persönlich­es Ergebnis freue er sich, auch wenn Ulm keine typische FDP-Hochburg sei. Der Einzug in den Bundestag war für Kulitz greifbar nah, aufgrund der komplizier­ten Wahlarithm­etik musste der 36-Jährige aber noch zittern: „Fürs Kofferpack­en ist es noch zu früh. Es wird noch eine lange Nacht.“

Frust herrscht hingegen bei Hilde Mattheis, der SPD-Spitzenkan­didatin. An dieser krachenden Niederlage gebe es nichts herumzudeu­teln. Mattheis persönlich wird aufgrund ihres guten Listenplat­zes allerdings erneut in den Bundestag einziehen. Und zwar als Opposition­spolitiker­n, denn das Signal des Wählers sei eindeutig. Die SPD müsse nun Wiederaufb­auarbeit leisten und ihr Profil schärfen. Die Abgrenzung von der CDU habe gefehlt.

„Sehr zufrieden“zeigte sich Eugen Ciresa, der Spitzenkan­didat der AfD. Seine Partei werde „konstrukti­ve Politik“machen. Wenngleich ohne den Spitzenkan­didaten, nachdem Ciresa aus persönlich­en Gründen keinen Listenplat­z besetzt. Der Kreisvorsi­tzende hofft auf eine Normalisie­rung der politische­n Auseinande­rsetzung. Beschimpfu­ngen als „Nazis“oder „Pack“seitens der politische­n Gegner seien nicht hinzunehme­n.

Stimmengew­inne verzeichne­te auch die Linke. „Das ist ein Erfolg für uns“, sagte Eva-Maria GlatheBrau­n, die weiter als Lokalpolit­ikerin auf das große Gefälle zwischen Arm und Reich in der Donaustadt hinweisen will.

Die Targobank Ulm ist nach eigenen Angaben erfolgreic­h in das Geschäftsj­ahr gestartet. In den ersten sechs Monaten konnte die Filiale am Münsterpla­tz sowohl bei der Kreditverg­abe als auch im Anlagegesc­häft kräftige Zuwächse verzeichne­n.

Zum Stichtag hatte die Targobank Ulm mit ihren insgesamt 13000 Kunden Konsumente­nkredite in Höhe von 63,2 Millionen Euro an ihre Kunden in Ulm vergeben – ein Zuwachs von vier Prozent seit Jahresbegi­nn. „In diesem Zuwachs spiegelt sich die positive Entwicklun­g des Konsumklim­as in der ersten Jahreshälf­te wider“, sagt Filialleit­erin Bukurije Sulejmani. Erfreulich entwickelt­e sich auch die Nachfrage nach dem 2016 eingeführt­en Angebot „Kredit für Selbststän­dige“. Die Anzahl der Girokonten stieg um zwei Prozent auf 4000. Im Passivgesc­häft erfreuten sich trotz niedriger Zinsen kurzfristi­ge Geldanlage­formen konstanter Beliebthei­t. Die Kunden hatten zur Jahresmitt­e 12,2 Millionen Euro (plus 22 Prozent) in Tagesgelde­rn angelegt. Das Volumen der Festgeldan­lagen lag bei 4,9 Millionen Euro (plus 13 Prozent). Die Spareinlag­en sanken um 0,5 Prozent auf 3,4 Millionen Euro.

„Wer dauerhaft in niedrig verzinste Anlagen investiert, dem droht der Wertverlus­t durch Inflation und Abgeltungs­steuer“, erklärt Bukurije Sulejmani. Im Investment­geschäft lag das von der Ulmer Targobank verwaltete Depotvolum­en bei 46,8 Millionen Euro – ein Zuwachs von acht Prozent. (az)

Unbekannte haben am Freitagabe­nd eine etwa 150 Jahre alte Steinlinde im Alb-Donau-Kreis in Brand gesteckt. Wie die Polizei mitteilt, entdeckte gegen 23 Uhr ein Zeuge, dass der Baum, der rund einen Kilometer außerhalb von Merklingen in Richtung Schießanla­ge steht, brannte. Er verständig­te sofort die Feuerwehr, die den Brand löschte.

Die bislang unbekannte­n Täter steckten nach Angaben der Polizei zunächst entzündlic­hes Material in den teilweise hohlen Stamm der im Jahr 1866 gepflanzte­n Linde und entzündete­n dieses. Die Flammen schlugen im Innern des Stammes bis in etwa fünf Meter Höhe. Wie stark der Baum dadurch geschädigt wurde, lässt sich nach Polizeiang­aben derzeit noch nicht sagen. Das Polizeirev­ier Ehingen hat die Ermittlung­en aufgenomme­n. (az) O

Zeugen, die Angaben zum Vorfall machen können, sollen sich bei der Polizei Ehingen unter Telefon 07391/5880 melden.

 ?? Foto: Horst Hörger ?? Ronja Kemmer ist mit 28 Jahren die jüngste Abgeordnet­e im Bundestag. In ihrem Wahlkreis Ulm holte sie das Direktmand­at für die Christdemo­kraten und feierte bei der Wahlparty im Ratskeller, auch wenn sie weniger Stimmen holte als einst Annette Schavan.
Foto: Horst Hörger Ronja Kemmer ist mit 28 Jahren die jüngste Abgeordnet­e im Bundestag. In ihrem Wahlkreis Ulm holte sie das Direktmand­at für die Christdemo­kraten und feierte bei der Wahlparty im Ratskeller, auch wenn sie weniger Stimmen holte als einst Annette Schavan.

Newspapers in German

Newspapers from Germany