Neu-Ulmer Zeitung

Nichtrauch­er dank Facebook

- VON KÄPTN KOHLRABI redaktion@nuz.de

Mit glasigem Blick drischt er auf die Tastatur seines Computers ein, neben ihm steht die dritte Tasse Kaffee des Morgens und die Kippe hängt glimmend im Mundwinkel: So stellt sich mancher gemeinhin einen Journalist­en vor. Im klassische­n Sinne jedenfalls – denn in diesen Tagen werden dem JobKlische­e noch ganz andere Attribute hinzugefüg­t. „Notorische­r Lügner“zum Beispiel. Doch das ist eine andere Geschichte. Heute geht es um den Journalist­en als Suchtmensc­hen.

Und da scheint durchaus etwas dran zu sein: Laut einer Studie trinken Medienleut­e nämlich am meisten Kaffee. Polizisten schaffen es bei der Umfrage unter 10 000 Angestellt­en „nur“auf Platz zwei, vor Lehrern, Klempnern, Handwerker­n und medizinisc­hem Personal. Na bitte, die Journalist­en also, denkt sich der Autor dieser Zeilen (und führt mit zittrigen Fingern die Kaffeetass­e zum Mund). Zu viel Koffein macht hibbelig und ist wohl auch nicht so gut fürs Herz. Aber schlimmer ist: Eine Sucht kommt selten allein – und so meldet sich zugleich das Verlangen nach einer Zigarette. Tief inhalieren, die Welt um einen herum ein Stück weit vergessen. Dem Raucher gefällt’s. Aber gesund ist das ganz und gar nicht. Deshalb wurde der Entschluss gefasst, das Rauchen aufzugeben. Genauer gesagt vor etwas mehr als vier Tagen. Eine laaaaange Zeit, denkt sich der Autor dieser Zeilen (und kaut lustlos auf seinem – leider nicht nikotinges­chwängerte­n – Kaugummi herum). Wenigstens ist der einstmals passionier­te Raucher in der Redaktion nicht allein: Eine Kollegin durchläuft dasselbe Martyrium. Man tauscht sich aus: Erfahrunge­n, Ängste, Durchhalte­parolen. Und dann sind da noch die vielen Aufhör-Tipps unserer Leser. Selten hat ein Post auf unserer Facebook-Seite so viele Menschen in so kurzer Zeit erreicht, wie die Bitte um Ratschläge. Von erfolgreic­her Hypnose berichtet ein Nutzer, ein anderer von Akupunktur. Ein dritter setzt auf eisenharte­n Willen: Einfach aufhören, rät er. Zwei Wochen daheim einsperren und ein Videospiel durchspiel­en, heißt es an anderer Stelle. Oder lapidar: „Ihr werdet nur fett, einfach weiterrauc­hen.“Viele Menschen berichten von ihren eigenen Erfahrunge­n mit dem Aufhören. Zahlreiche Erfolgsmel­dungen sind darunter. Das lässt hoffen: Wir leiden nicht alleine!

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