Katalonien, die aufmüpfige Region
Im Nordosten Spaniens sind die Menschen stolz auf ihre Herkunft. Viele aber haben genug von der Zentralregierung aus Madrid. Am Sonntag wollen sie endlich über ihre Unabhängigkeit abstimmen. Selbst, wenn noch keiner weiß, was das heißt
Die Kreuzfahrtschiffe im Hafen sind ein vertrauter Anblick in Barcelona. Normalerweise legen die Ozeanriesen, die Urlauber übers Mittelmeer transportieren, einen Tag lang in der Touristenmetropole an. Doch im Moment ist in Barcelona nichts wie sonst. Am Hafen parken mehr als 100 Mannschaftswagen der spanischen Nationalpolizei und der paramilitärischen Guardia Civil, die Kreuzfahrtschiffe selbst dienen als Unterkunft für viele der rund 10 000 Polizisten, die von der spanischen Regierung in den Nordosten des Landes geschickt wurden. In eine Region, die den Aufstand probt.
Am Sonntag will die Regionalregierung über die Unabhängigkeit Kataloniens abstimmen lassen. Es ist ein ungewöhnliches Referendum – schon weil es der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy und seine konservative Volkspartei (PP) mit allen Mitteln verhindern wollen, zu hinterfragen oder Skepsis zu zeigen, bist du ein Faschist und Antidemokrat.“
Die Abstimmungsbefürworter haben auf dem Gelände der Universität Barcelonas, nicht weit von der Flaniermeile La Rambla, einen Infostand aufgebaut. Obwohl die Polizei auf Anweisung aus Madrid jegliche Wahlkampagne unterbinden soll, tauchten die Sicherheitskräfte hier nicht auf. Andernorts ist die Polizei aktiver: Etliche Druckereien wurden durchsucht, mehr als 100 Internetseiten, die für das Referendum warben, blockiert. Tonnenweise Wahlmaterial hat die Polizei in den letzten Tagen konfisziert.
Doch jede Beschlagnahmung wird von heftigen Protesten begleitet. „Wir werden abstimmen“, rufen die Menschen mit geballten Fäusten. In Igualada, wo die Polizei 2,5 Millionen Wahlzettel und 100 Stimmurnen konfiszierte, fliegt ein Molotowcocktail gegen die Kaserne der am Einsatz beteiligten Guardia Civil. „Haut ab, Besatzungskräfte“, schallt es den Beamten entgegen, die