Braucht der Sport Hymnen?
Stehen oder knien – das ist die Frage, die US-amerikanische TopSportler in diesen Wochen beim Klang der Hymne beschäftigt. Aufgeworfen hatte die Frage ein einzelner Football-Profi. Colin Kaepernick von den San Francisco 49ers demonstrierte mit seinem Kniefall zum Star-Spangled Banner vor einem Jahr gegen Rassismus und Polizeigewalt. Am Saisonende fand sich dann kein Verein mehr für den dunkelhäutigen Quaterback. Sein Protest aber hat sich fortgepflanzt. Statt Hand aufs Herz und Augen zur Flagge, gehen inzwischen hunderte Sportstars in die Knie. Ein respektvoll vorgetragener Protest. Die Demutsgeste aber macht es in den Augen des weißen Amerika nicht besser. In einem Land, in dem Hymne und Flagge eine überragende Bedeutung besitzen, bleibt sie ein Affront.
Es hat überraschend lange gedauert, bis Donald Trump darauf reagiert hat – dann aber umso heftiger. Der Präsident hat die Kniefälligen als vaterlandslose Kerle und Hurensöhne beschimpft, die man allesamt feuern sollte. Seither knien noch mehr. Der Protest richtet sich nun nicht mehr allein gegen Rassendiskriminierung, sondern vielmehr gegen Trump und seine Politik. Nebenbei entlarvt der Protest einmal mehr die sozialromantische Mär vom Sport als einer Welt, in der Gesinnung und Hautfarbe keine Rolle spielen. Märchenhafte Attribute, mit denen sich der Sport bestens vermarkten lässt, die mit der Wirklichkeit aber wenig zu tun haben. Warum sind 70 Prozent der Footballspieler Afroamerikaner, aber schaffen es nur wenige im Baseball, Eishockey oder