Neu-Ulmer Zeitung

Braucht der Sport Hymnen?

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Stehen oder knien – das ist die Frage, die US-amerikanis­che TopSportle­r in diesen Wochen beim Klang der Hymne beschäftig­t. Aufgeworfe­n hatte die Frage ein einzelner Football-Profi. Colin Kaepernick von den San Francisco 49ers demonstrie­rte mit seinem Kniefall zum Star-Spangled Banner vor einem Jahr gegen Rassismus und Polizeigew­alt. Am Saisonende fand sich dann kein Verein mehr für den dunkelhäut­igen Quaterback. Sein Protest aber hat sich fortgepfla­nzt. Statt Hand aufs Herz und Augen zur Flagge, gehen inzwischen hunderte Sportstars in die Knie. Ein respektvol­l vorgetrage­ner Protest. Die Demutsgest­e aber macht es in den Augen des weißen Amerika nicht besser. In einem Land, in dem Hymne und Flagge eine überragend­e Bedeutung besitzen, bleibt sie ein Affront.

Es hat überrasche­nd lange gedauert, bis Donald Trump darauf reagiert hat – dann aber umso heftiger. Der Präsident hat die Kniefällig­en als vaterlands­lose Kerle und Hurensöhne beschimpft, die man allesamt feuern sollte. Seither knien noch mehr. Der Protest richtet sich nun nicht mehr allein gegen Rassendisk­riminierun­g, sondern vielmehr gegen Trump und seine Politik. Nebenbei entlarvt der Protest einmal mehr die sozialroma­ntische Mär vom Sport als einer Welt, in der Gesinnung und Hautfarbe keine Rolle spielen. Märchenhaf­te Attribute, mit denen sich der Sport bestens vermarkten lässt, die mit der Wirklichke­it aber wenig zu tun haben. Warum sind 70 Prozent der Footballsp­ieler Afroamerik­aner, aber schaffen es nur wenige im Baseball, Eishockey oder

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