Jubelstürme bei der Musiknacht
Zum dritten Mal hat die Stadt die musikalische Kneipentour veranstaltet. Trotz des wechselhaften Wetters strömten Tausende Besucher nach Illertissen. Sie konnten viel erleben
Am Montagabend gehörte Illertissens Innenstadt den Musikfans und Partyfreunden, aber auch den vielen Bands. Etwa Vantablack. Die heimische Combo sorgte in der Schranne für den richtigen Rocksound. Und für wen diese Stilrichtung nicht „richtig“war – der fand an einem der anderen Spielorte vielleicht das gewünschte Musikerlebnis. Vor den zahlreichen Kneipen und Cafés bildeten sich große Menschentrauben. Da tat das nieselige Wetter der Stimmung keinen Abbruch: Und so wurde am Vorabend zum Tag der Deutschen Einheit in Illertissen kräftig gefeiert.
Schon am frühen Abend hatten sich der Marktplatz und die ansonsten viel befahrene Hauptstraße zur Partymeile verwandelt: Zahlreiche Zelte und Verpflegungstheken waren aufgebaut, überall war Musik zu hören. Dennoch begann für Insider die Kneipentour in der überfüllten Schranne: Sie wollten Vantablack mit dem Illertisser Unternehmer Wolfgang Karger am Keyboard sowie Günher Philipp (Gitarre), Stefan Schmid (Bass) und Karlheinz Mayer (Drums) hören. Nach über 30 Jahren Pause wollten es die vier Musiker noch einmal wissen. Sie hatten sich Sängerin Pia Rueß dazu geholt und bekamen für ihren Auftritt riesigen Applaus. Große und kleine Fans jubelten, darunter die Kinder Rosa und Silas Schmid, die mit Mutter Friederike aus Ulm gekommen waren, um ihrem Onkel am Bass zuzuhören. Sie hatten sich Watte zum Schutz in die Ohren gesteckt, um vorne sein zu können.
Die Musikmeile reichte bis hinter den Bahnhof, wo es vom Parkplatz beim Café Carina weithin alte Schlager zu hören gab. Die Interpreten mischten sich unter die Zuschauer und diese gingen begeistert mit. Ebenfalls am Rand und dabei bestens besucht war der Musik-Pub Chic. Auf der Bühne trat das Gesangsund Gitarren-Duo Saint’s Sin auf, von Marc Saint 2012 gegründet. Die beiden waren 140 Kilometer angereist und freuten sich über ihren Auftritt in Illertissen. Zu hören gab es Rockklassiker, wobei Songs der Toten Hosen und der Ärzte nicht fehlen durften. Die Band habe ihrem Publikum stets gefallen, sagte Pub-Inhaberin Dolores Grimm, die bei jeder Kulturnacht dabei war. Sie freute sich über neues Publikum: „Es sind viele Gäste da, die sonst nicht kommen, aber jetzt die Kneipentour genießen.“
In der Innenstadt war ein einziges Kommen und Gehen zu beobachten – und Schwerpunkte im Trubel nur schwer auszumachen. Sich von dem Menschenstrom mittragen lassen, schien da der beste Rat. Und dann und wann stehen bleiben. Etwa bei Bluegrass im evangelischen Klepperhaus oder bei meditativer Musik in der katholischen Kirche. Und im „Köhler’s“, wo es Ohrwürmer zu hören gab. Oben im neuen Klub drehten sich die Discokugeln im gleißenden Licht. Davon beeindruckt zeigte sich Besucherin Sabine Gabriel-Brauchle aus Illertissen. Ihr Urteil: „Schön dass es in Illertissen wieder ein Lokal für junge Leute zum Tanzen gibt.“Sie selbst fühlte sich in dem neuen Tanzlokal an die 1970er Jahre erinnert. In manchen Lokalen, wie dem Café am Markt, war zeitweilig kein Hineinkommen möglich – und nur noch wogende Hände zu sehen, etwa zu Nenas „99 Luftballons“. Im Marktplatzzelt drängten sich die Besucher genauso wie in der Weinhandlung Vollmann. Kein Wunder, denn dort präsentierten die Bätscher-Buam ihren Lederhosen-Rock. Ihretwegen war die „Kammeltaler Clique“im feschen Trachten-Look gekommen. Sie hatte davon über Facebook erfahren – und war begeistert. Der Autor T.C. Boyle erzählt in „Die Terranauten“vom halsbrecherischen Versuch, eine neue Welt zu erschaffen. In einem geschlossenen Ökosystem unternehmen Wissenschaftler in den 90er Jahren in den USA den Versuch, das Leben nachzubilden. Zwei Jahre lang darf keiner der acht Bewohner die Glaskuppel von „Ecosphere 2“verlassen – egal, was passiert. Und natürlich passiert etwas. Am Freitag, 6. Oktober, um 19.30 Uhr liest der Schauspieler Gunther Nickles aus dem Bestseller in der Glaspyramide der Stadtbibliothek. Die Lesung findet mit dem Museum der Brotkultur statt. Karten gibt es an der Abendkasse. (az)