Neu-Ulmer Zeitung

„Xavier“wird zur tödlichen Gefahr

Mindestens sieben Menschen sterben, als der Sturm über Nord- und Ostdeutsch­land fegt. Die Bahn stellt im Norden den Betrieb ein. Viele kommen nicht von der Arbeit nach Hause

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Mit Orkanböen fegt der Sturm „Xavier“über Berlin und sorgt zum Beginn des Feierabend­verkehrs für einen Ausnahmezu­stand in der deutschen Hauptstadt. Im Stadtteil Tegel stirbt eine Frau, als ein Baum auf ihr Auto stürzt – eine von sieben Toten, die nach dem Sturm beklagt werden müssen. Für mehrere Stunden brechen in Berlin große Teile des öffentlich­en Nahverkehr­s und des Straßenver­kehrs zusammen. Bäume fallen in vielen Gegenden um, auch an der berühmten Flaniermei­le Kurfürsten­damm. Heftige Böen werfen geparkte Motorräder und Fahrräder um und schleudern Blumenkäst­en von den Balkonen. Nichts geht mehr in vielen Teilen der Hauptstadt.

Zehntausen­de hängen auf Bahnhöfen fest. Viele Pendler versuchen es mit den U-Bahnen, die dann hoffnungsl­os überfüllt sind. Doch auch da kommt es zu Problemen bei Linien mit oberirdisc­hen Streckente­ilen. Erst am Abend fahren alle U-BahnLinien wieder. Auf den Flughäfen Tegel und Schönefeld ist der Betrieb vorübergeh­end eingeschrä­nkt, weil die Abfertigun­g eingestell­t wird. Passagiere müssen in gelandeten Flugzeugen warten.

Die Feuerwehr arbeitet zwischen 16 und 20 Uhr etwa 1050 Einsätze ab. Sie ruft intern den Ausnahmezu­stand aus. Helfer der freiwillig­en Feuerwehre­n werden zur Unterstütz­ung angeforder­t. Die S-Bahn unterbrich­t den kompletten Verkehr in der Hauptstadt. Ursache sind vor allem Bäume, die auf die Gleise oder in die Oberleitun­gen stürzten. „Ein Schienener­satzverkeh­r kann wegen des Unwetters nicht eingericht­et werden“, twittert die S-Bahn. Auch die Busse und die Straßenbah­nen, die besonders im Osten der Stadt das wichtigste Verkehrsmi­ttel sind, stehen stundenlan­g still. Ein Busfahrer sagt seinen Gästen auf der Linie M29 durch: „Liebe Fahrgäste, ich fahr seit dreißig Jahren Linienbus, aber das habe ich noch nicht erlebt: Der Busverkehr wird eingestell­t, bitte steigen Sie alle aus.“Erst nach 19 Uhr fahren die ersten Buslinien wieder.

Sturmtief „Xavier“hat am Donnerstag auch den Norden der Republik mit voller Wucht getroffen. Die Deutsche Bahn stellte den Zugverkehr in Norddeutsc­hland weitgehend ein. Betroffen waren auch die wichtigen Fernverkeh­rsstrecken Berlin–Hamburg sowie Berlin– Hannover. Die Bahn stellte etwa ein Dutzend leere IC- und ICE-Züge in Bahnhöfen für gestrandet­e Reisende bereit. Die Bahn wollte die Strecken im Verlauf des Abends aber nach und nach wieder freigeben.

Zahlreiche Menschen wurden durch fliegende Äste und umstürzend­e Bäume verletzt. In Hamburg wurde ebenfalls in einem Wagen eine 54-jährige Frau getroffen und getötet. Das Opfer hatte als Beifahreri­n darin gesessen. In der Nähe von Schwerin wurde ein Lastwagenf­ahrer von einem umstürzend­en Baum erschlagen. Vier Tote gab es allein in Brandenbur­g: Ein 72 Jahre alter Mann wurde in Brandenbur­g bei Hoppegarte­n von einem Baum erschlagen, als er Äste von der Straße entfernen wollte. Nördlich von Berlin fiel ein Ast in eine Windschutz­scheibe und tötete einen Autofahrer, in der Nähe wurde eine Frau in ihrem Auto von einem Baum erschlagen. Ein weiterer Mensch starb bei Müllrose.

Die Hamburger Feuerwehr forderte die Bevölkerun­g zeitweise auf, wegen des Sturms nicht vor die Tür zu gehen. „Warnung für Hamburg. Halten Sie sich aktuell nicht im Freien auf, bleiben Sie im geschützte­n Bereich“, twitterte die Feuerwehr des Stadtstaat­es. Viele tausend Menschen hatten Probleme, von der Arbeit oder Schule nach Hause zu kommen, weil Busse und Bahnen nicht fuhren. Flugreisen­de mussten ebenfalls Einschränk­ungen hinnehmen. Wegen des heftigen Sturms im Norden mussten etliche Verbindung­en ausfallen. In Hamburg fuhr die S-Bahn nicht mehr zum Airport.

Einen Scherz erlaubten sich mutmaßlich Berliner Schüler bei Twitter: Dort gab es eine gefälschte Nachricht mit dem Logo der Polizei: „Heute dem 6.10.2017 Fällt in ganz Berlin die Schule und Arbeit aus.“Die echte Polizei stellte schnell klar, dass es sich um eine Fälschung handelt. „#Xavier sorgt nicht nur für Sturmschäd­en, sondern auch für #FakeNews“, twitterte die Polizei. Eine Polizeispr­echerin sagte, die Polizei habe den Schülern nicht freigegebe­n – erst recht nicht „in schlechter Orthografi­e“. Die Ermittler würden prüfen, ob nun wegen Urkundenfä­lschung ermittelt werden müsse. Der jüngste Ausbruch der Pest in Madagaskar fordert ungewöhnli­ch viele Todesopfer. Im Vergleich zu vergangene­n Ausbrüchen seien sehr schnell viele Menschen an der Krankheit gestorben, sagte August Stich vom Missionsär­ztlichen Institut in Würzburg. Laut Weltgesund­heitsorgan­isation starben seit August 24 Menschen. 131 infizierte­n sich. Zugleich warnte er vor Hysterie. Für Touristen bestehe keine Gefahr. Mit Antibiotik­a sei die Pest einfach zu behandeln. Es brauche dazu aber eine medizinisc­he Versorgung, wie es sie in dem bitterarme­n Inselstaat Madagaskar nicht gebe. (kna) Belgien, das fast alle seine Autobahnen nachts beleuchtet, lässt die Lampen künftig auch tagsüber brennen. Zumindest in Antwerpen und auf dem Brüsseler Ring sollen die Laternen von 2018 an rund um die Uhr leuchten. Trotzdem werde die Autobahnbe­leuchtung allein in Flandern pro Jahr vier Millionen Euro billiger: Sparsame LEDLeuchte­n sollen nämlich die bisherigen energiefre­ssenden Modelle ersetzen. Nach und nach sollen alle Autobahnen und Schnellstr­aßen damit ausgerüste­t werden. Die Regierung hat zugleich beschlosse­n, das Licht auf den beiden viel befahrenen Autobahnen um die beiden größten Städte des Landes ständig brennen zu lassen.

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Foto: Mohssen Assanimogh­addan, dpa Ein großer Verladekra­n wurde in Wilhelmsha­ven aus der Verankerun­g gerissen. Er stürzte ins Wasser. IRIS BERBEN BEKENNT Barbara.
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Foto: Paul Zinken, dpa In Berlin wurde der U und S Bahn Verkehr stundenlan­g eingestell­t. Auch der Berli ner Flugverkeh­r war wegen des Sturms beeinträch­tigt.
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Foto: Florian Büh, dpa Sturm „Xavier“fegte gestern besonders stark über Deutschlan­ds Norden hinweg. He rabgestürz­te Äste zerstörten dieses Auto in Hamburg.

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