Neu-Ulmer Zeitung

Sie ziehen an einem Strang

Zeigt euch ungewöhnli­che Sportarten, die ihr in der Region ausprobier­en könnt. Heute: Tauziehen

- Zumindest im Sportunter­richt hat jeder schon mal einen Fußball gekickt, einen Basketball im Korb versenkt oder seine Bahnen im Schwimmbad gezogen. K!ar.Text testet für euch Sportarten etwas abseits des Mainstream­s. Alle vorgestell­ten Diszipline­n könnt ihr

„Seil auf – Spannen – Fertig – Pull“. Bei diesem Startkomma­ndo stemmen die Jungs die Füße in den Boden und stapfen im Gleichschr­itt los, die Hände sind dabei fest um das Tau geschlunge­n. Bis auf das Klackern der Schuhe ist nichts zu hören. Ganz ohne Worte verständig­en sich die acht Sportler und finden ihren Rhythmus, um das Seil in Bewegung zu bringen. Tauziehen: Der Sport, den manche nur als Spielerei sehen, wird beim TSV Buch mit dem nötigen Ehrgeiz zum Erfolg betrieben. Doch wie läuft das ab? Wie trainiert man Seilziehen? Und warum Klackern die Schuhe?

Einmal pro Woche treffen sich die rund 15 aktiven Sportler mit Trainer Hubert Habres auf dem Bucher Sportplatz, um ihre Fähigkeite­n zu verbessern. Derzeit machen zwar nur Buben mit, Mädchen ab zwölf Jahren könnten dem Verein jederzeit auch beitreten. Generell werden die Mannschaft­en nach Gewicht beurteilt, in der Jugendklas­se sind 450 Kilogramm die Grenze. Die Anzahl der Ziehenden ist dabei egal. Gemischte Mannschaft­en bekommen pro Mädchen allerdings einen Bonus von zehn Kilogramm.

Am Anfang der Trainingse­inheit heißt es erst mal Warmlaufen. Danach kommt ein bisschen Gymnastik, von Kniebeugen und Liegestütz­en bis zu Kraftübung­en. Dann schlüpfen die Jungs in ihre Tauziehsch­uhe. Das Besondere an diesen: Sie haben keinerlei Profil an der Sohle. Sonst wäre es unfair zwischen den Gegnern. Die Buben tragen spezielle Schuhe mit Metallsohl­en aus der Schweiz. Die Sohle verursacht das charakteri­stische Klackerger­äusch.

Die Jungs üben mit sogenannte­n Einzel- und Mannschaft­sgewichten, je nachdem ob einer allein oder die ganze Gruppe zusammen trainiert. Dafür gibt es eine Konstrukti­on aus einer Metallkist­e, die, mit Steinen beladen, über eine Umlenkroll­e nach oben gezogen wird. Trainer Habres erklärt, das Gewicht des vir- tuellen Gegners hänge immer von dem ab, der zieht. Im Grunde sei es so, dass jeder sein eigenes Körpergewi­cht zieht. Wenn die Jungs die Kiste nach oben bringen, sieht es zwar leicht aus, ist aber in Wirklichke­it sehr anstrengen­d. Meist sind daher nur drei bis vier Züge mit vollem Gewicht möglich.

Im Wettkampf müssen mindestens vier Meter Distanz nach hinten zurückgele­gt werden. Das kann von Simon erklärt: „Alle müssen zur exakt gleichen Zeit ziehen und die Schräglage muss stimmen.“Gerade das kann für Anfänger schwer sein. Bis man ein Gefühl für das Gleichgewi­cht entwickelt und die Angst vor dem Umfallen verliert, dauere es ungefähr ein Jahr.

Beim TSV Buch hat Tauziehen eine lange Tradition. Anfangs wurde der Sport nur als Ausgleich für die Turner betrieben, doch erzielten die Sportler weltweite Erfolge. Eine Erwachsene­nmannschaf­t gibt es zwar momentan nicht, doch der Nachwuchs ist mindestens genauso erfolgreic­h. Bei der diesjährig­en Deutschen Meistersch­aft in Denzlingen (nahe Freiburg im Breisgau) nahmen zwei Mannschaft­en des Bucher Sportverei­ns teil. Abgeschlos­sen haben die Sportler die Saison mit dem internatio­nalen Jugendtauz­iehturnier in Belgien. Insgesamt 36 Teams aus neun Ländern waren in diesem Jahr dabei. Die Mannschaft aus Buch landete auf dem vierten Platz. Um erfolgreic­h zu sein, kommt es auf jeden im Team an. Trainer Habres sagt: „Es gibt keinen einzelnen Sportler, es gibt nur eine Mannschaft und da ist vom vordersten bis zum hintersten, dem Ankermann, jeder wichtig.“

Auch das Seil ist von Bedeutung. Das muss im Wettbewerb hohen Belastunge­n standhalte­n. Wenn zwei Mannschaft­en gleichzeit­ig mit

 ?? Foto: Sophie Richter ?? Kraft, Kondition und die richtige Technik: Auf all das kommt es beim Tauziehen an. Die Jungs vom TSV Buch müssen sich gleichzeit­ig ins Seil werfen, wenn sie in den Wett bewerben eine Chance auf den Sieg haben wollen.
Foto: Sophie Richter Kraft, Kondition und die richtige Technik: Auf all das kommt es beim Tauziehen an. Die Jungs vom TSV Buch müssen sich gleichzeit­ig ins Seil werfen, wenn sie in den Wett bewerben eine Chance auf den Sieg haben wollen.

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