Katastrophen zum Hören
Wie kann Unsägliches gesagt werden? Diese Frage ist Teil einer Audioinstallation rund um Terror und Flugzeugunglücke. Dass Bilder fehlen, gehört zum Konzept
„Es ist ein schwarzer Tag“, „die Trauer ist grenzenlos“, „das Leid ist jetzt unermesslich“. Monoton klingen die Stimmen aus den Kopfhörern. Es sind unvollendete Sätze, einzelne Wörter und viele Phrasen – und alle drehen sich um ein Thema. Katastrophen, die das Jahr 2015 geprägt haben: Charlie Hebdo, Germanwings, die Anschläge in Brüssel. Die Fotografin Silke Schwarz kennt die Bilder dazu. Doch in ihrer Audioinstallation „Geteiltes Leid ist halbes Leid“, die seit gestern im Stadthaus Ulm zu hören ist, sind keine ihrer Fotografien zu sehen.
Das Fehlen der Bilder gehört zum Konzept, wie Projektleiter Tommi Brem sagt: „Mut zur weißen Wand.“Denn die Fotos existieren schon. Sie sind in unseren Köpfen. Nur wenige Wörter reichen – Terror, Anschlag, Absturz – und es entstehen Szenen in unserem Kopf: von bewaffneten Männern, Flugzeugwrackteilen, Menschen, die Kränze niederlegen. Doch nicht nur die Vorstellungen gleichen sich. Auch die Sprache ähnelt sich immer wieder. Um das Unfassbare in Worte zu fassen, gebrauchen Politiker und Moderatoren oft die selben Floskeln: „Und wir alle schauen fassungslos...“, „... in tiefe Trauer stürzt“, „Die Fahnen wehen morgen auf Halbmast“.
Die Aussagen beziehen sich auf kein konkretes Ereignis. Sie können genauso auf aktuelle Geschehnisse