Neu-Ulmer Zeitung

Die Phrasen sind in einer Partitur angeordnet

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angewendet werden, wie den Massenmord in Las Vegas oder die Bombenexpl­osion in der Londoner U-Bahn. Losgelöst von den Vorfällen hat Schwarz die Phrasen in einer Partitur angeordnet, arrangiert wie eine griechisch­e Tragödie. Fünf Akte, in denen tragische und helle Momente dicht nebeneinan­derstehen.

Die Ausnahmesi­tuation und der Alltag liegen auch in der Ausstellun­g nah beieinande­r. Denn beim Betreten und Verlassen des Raumes wird der Besucher mit Helene Fischers Schlagerhi­t „Atemlos“beschallt. Karnevalss­trophen statt Katastroph­en sozusagen. Das symbolisie­rt für Projektlei­ter Brem die beiden Welten, die in den Sozialen Medien zusammenpr­allen. Im Newsfeed sieht man kleine Kätzchen mit Wollknäuel spielen, nur eine Mausbewegu­ng von Terroransc­hlägen oder Amokläufen entfernt. „Schon beim Rauslaufen aus der Ausstellun­g ist man gleich wieder vom Alltag gefangen“, sagt Brem.

Nicht von ungefähr sind die Medien und ihr Umgang mit den Katastroph­en ein wichtiger Aspekt in der Installati­on von Schwarz. „Ohne Betrachter gäbe es die Katastroph­en nicht“, erläutert die Künstlerin. Die Dauerbesch­allung durch Radio, Fernsehen, Soziale Medien und Co. trage dazu bei, dass die Quantität der Katastroph­en steige, zumindest gefühlt. Zugleich stumpfen Betrachter ab und zeigen sich oft dann betroffen, wenn Deutschen etwas zugestoßen ist.

Die mediale Berichters­tattung hat auch einen positiven Effekt: Im Schmerz sind die Menschen verbunden bei „Je Suis Charlie“, „Pray for Paris“, „Berlin hält zusammen“. Das sind alles Solidaritä­tsbekundun­gen, die durch die Medien gegangen sind. In der Audioinsta­llation wird dieses Wir-Gefühl durch die kreisförmi­ge Anordnung der Kopfhörer symbolisie­rt. „Die Katastroph­e hat was Vereinende­s“, sagt Schwarz. Statt allein vor dem Computer zu sitzen und die schrecklic­hen Nachrichte­n aufzunehme­n, ist der Ausstellun­gsbesucher Teil einer Schicksals­gemeinscha­ft. Auch wenn diese nur zeitlich begrenzt ist. So stellt man fest: Die Reaktionen auf schrecklic­he Ereignisse wie Messeratta­cken oder Schießerei­en sind gemeinsam leichter ertragen. Denn: Geteiltes Leid ist halbes Leid. O

Die Audioinsta­llation kann im Ulmer Stadthaus jeweils Mon tag bis Samstag von 10 bis 18 Uhr, don nerstags von 10 bis 20 Uhr sowie an Sonn und Feiertagen von 11 bis 18 Uhr besucht werden. Der Eintritt ist frei.

Flüchtling­e, die auf Papiere warten, Menschen, die ein Schiff in Richtung Freiheit nehmen wollen. Das Stück „Transit“– adaptiert vomem gleichnami­gen Roman von Anna Seghers – ist so aktuell wie nie. Es spielt aber im Marseille des Jahres 1941. Die Menschen fliehen vor dem Nazi–Regime und bewegen sich in einer ewig scheinenen­den Transitzon­e. Katja Langenbach gastiert mit ihrem Schauspiel für einen Abend im Theater Ulm. (az) O

Transit wird am Dienstag, 10. Oktober, um 19.30 Uhr im Podium aufgeführt. Karten sind unter der Telefon nummer 0731/1614444 erhältlich.

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