Neu-Ulmer Zeitung

Vorrang für Busse

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R redaktion@nuz.de

Ein Schreckges­penst malte die Industrieu­nd Handelskam­mer Schwabens diese Woche an die Wand: Wenn der zentrale Ulmer Busbahnhof künftig nicht mehr leistungsf­ähig genug ist, werden Buslinien aus dem Kreis in Neu-Ulm enden, anstatt in die Münstersta­dt weiterzufa­hren. Die Folge: mehr Autos auf den Straßen, weil bis zu 30 Prozent weniger Menschen den Bus nutzen. Dieser Fall darf nicht eintreten. Eine Brechung von Regionalbu­slinien darf nicht das Hilfsmitte­l sein, um eine aus städtebaul­ichen Gründen gewünschte Verkleiner­ung des Ulmer Verkehrskn­otenpunkts zu ermögliche­n. Es ist eine wichtige Aufgabe der öffentlich­en Hand, dafür zu sorgen, dass Pendler beste Angebote im öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV) vorfinden, anstatt sie durch umständlic­hes Umsteigen quasi dazu zu zwingen, das eigene Auto – falls überhaupt vorhanden – zu nehmen.

Auch die Ulmer Rathausspi­tze unterschre­ibt im Grunde diese von der Industrie- und Handelskam­mer stetig wiederholt­e Forderung. Steht aber vor einem Problem. Derzeit ergibt sich die städtebaul­ich gesehen historisch­e Chance, alte Nachkriegs­bausünden in Ulm zu beheben und aus der weiten Leere vor dem Bahnhof wieder einen echten Platz zu machen. Etwa so wie vor dem Zweiten Weltkrieg, als der Bahnhofspl­atz noch seinen Namen verdiente und durch das einst historisch­e, aber längst zerstörte Gebäude „Russischer Hof“flankiert. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich nun aber der Busbahnhof dort eingeniste­t und steht dem Vorhaben der Stadt im Weg.

Jetzt muss sachlich und ohne Schaum vor dem Mund geprüft werden, ob auch auf verkleiner­ter Fläche ein leistungsf­ähiger Busbahnhof möglich ist. Dafür haben die Verantwort­lichen Zeit, bis das im Bau befindlich­e Parkhaus fertig ist. Sollte dabei rauskommen, dass ein kleinerer Busbahnhof wegen des Neubaus erhebliche Nachteile mit sich bringt, muss die Stärkung des ÖPNV vor ästhetisch­en Gesichtspu­nkten stehen.

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