Reisetaschen voller Drogen
In einer Gemeinschaftsunterkunft in Senden stellt die Polizei insgesamt 8,5 Kilogramm Marihuana sicher. Ein Bewohner wurde unter seinem Bett fündig
Einen erstaunlichen Fund hat ein Bewohner einer Gemeinschaftsunterkunft in Senden gemacht: Als er sich bückte, um ein heruntergefallendes Feuerzeug vom Boden aufzuheben, sah er an der Wand unter seinem Bett eine fremde Sporttasche stehen. Noch größer war die Überraschung des Mannes, als er gemeinsam mit seinem Betreuer die Tasche öffnete: Mehrere Kilo Marihuana lagen darin. Der Betreuer verständigte sofort die Polizei.
Wie das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West in Kempten am Freitag mitteilte, spielte sich diese Szene bereits am Donnerstag vor einer Woche ab. An dem Tag kamen aber noch mehr Drogen zum Vorschein. Als die Beamten der Polizeistation Senden die Ermittlungen aufnahmen, fanden sie in der kleinen Flüchtlingsunterkunft, die vom Landkreis betrieben wird, eine weitere Reisetasche mit mehreren Kilogramm Rauschgift. Insgesamt stellten die Beamten etwa 8,5 Kilo- gramm festgepresstes Marihuana sicher. „Die Ware war professionell verpackt“, sagt Ulrich Polzmacher, Sprecher der Kriminalpolizei NeuUlm, im Gespräch mit unserer Zeitung. Seinen Angaben zufolge hat diese Menge Rauschgift einen Einkaufspreis von rund 34 000 Euro, im Straßenverkauf ließen sich damit insgesamt sogar 85000 bis 100000 Euro erzielen. Wegen der großen Menge haben die Drogenfahnder der Kriminalpolizei die weiteren Ermittlungen übernommen.
Nach den bisherigen Erkenntnissen hat der Bewohner, der die erste Tasche gefunden hat, tatsächlich gar nichts mit dem Marihuana zu tun. Vielmehr konnten die Ermittler das Rauschgift drei albanischen Staatsangehörigen im Alter von 17 bis 23 Jahren zuordnen. Einer von ihnen wohnte ebenfalls in der Sendener Gemeinschaftsunterkunft. Die anderen beiden haben gegenüber der Polizei ausgesagt, dass sie nicht in Deutschland lebten und nur auf Besuch in der Region seien.
Bei einem der Tatverdächtigen fanden die Beamten zusätzlich 4000 Euro Bargeld. Auch das wurde sichergestellt. „Es ist naheliegend, dass es sich um Drogengeld handelt“, sagt Polzmacher. Die drei jungen Männer seien allerdings noch sehr wortkarg. Sie machten bei ihren Vernehmungen keinerlei Angaben zur Herkunft des Geldes oder der Drogen. Zudem stritten sie bislang jegliche Tatbeteiligung ab.
Dennoch wurden alle drei auf Antrag der Staatsanwaltschaft einen Tag nach dem Fund in Untersuchungshaft genommen. Woher das Rauschgift stammt und auf welche Art und Weise es weiterverkauft werden sollte, ist Gegenstand weiterer Ermittlungen. Neben der beträchtlichen Mengen von 8,5 Kilogramm ist es für die Staatsanwaltschaft nämlich entscheidend, in welcher Beziehung die Verdächtigen zu den Drogen standen. Wie kamen sie an die Ware? Was hatten sie damit vor? Für die drei Albaner geht es um viel: Wie Thomas Hörmann, Sprecher der Staatsanwaltschaft Memmingen, auf Nachfrage mitteilt, stehen Haftstrafen von mindestens zwei Jahren im Raum.
Polizei und Staatsanwaltschaft zufolge wird das Rauschgift im Zuge der weiteren Ermittlungen zunächst rechtsmedizinisch auf seine Qualität und Reinheit hin überprüft. Einer ersten Einschätzung der ermittelnden Beamten zufolge ist die Ware alles andere als minderwertig. KripoSprecher Polzmacher sagt: „Der Zufall hat bei dem Fund mitgeholfen. Aber wir sind glücklich darüber.“ An der Warenabholung eines Elektromarkts an der Berliner Straße ist am Donnerstagvormittag ein geparktes Auto der Marke Ford beschädigt worden. Der unbekannte Verursacher flüchtete. Laut Polizei hatte der Geschädigte sein Auto gegen 10 Uhr dort abgestellt. Als er gegen 11.30 Uhr zurückkam, bemerkte er einen frischen Unfallschaden am hinteren Kotflügel sowie an der Türe. Diesen beziffert die Polizei auf etwa 1000 Euro. (az) O
Zeugen werden gebeten, sich bei der Polizei in Weißenhorn unter Te lefon 07309/96550 zu melden. Von Montag, 9. Oktober, an werden Fachleute eine Woche lang mittels Videotechnik eine Verkehrszählung im Bereich des Bahnübergangs in Senden vornehmen. Nach Angaben der Stadtverwaltung hilft die Untersuchung bei der Entwicklung eines Verkehrskonzepts. (az)