Neu-Ulmer Zeitung

Die Marke Che Guevara

Apple hat seinen Apfel, Mercedes-Benz den Stern. Für den Sozialismu­s scheint das Bildnis des Revolution­ärs von unschätzba­rem Wert. Verdrängt wird dabei die brutale dunkle Seite des wohl berühmtest­en Guerillero­s der Welt

- VON TOBIAS KÄUFER

Das überlebens­große Gesicht von Che Guevara überblickt heute den Platz der Revolution in der kubanische­n Hauptstadt Havanna. So riesig, dass es alles andere optisch erdrückt. Der große Bruder der kubanische­n Revolution schaut und wacht über das Volk, das er mithalf, einst von der brutalen Batista-Diktatur zu befreien. Es scheint, als ob Che alles sieht, alles hört und über allen Dingen steht. Für die, die nicht daran glauben, dass der Sozialismu­s der einzig richtige Weg für Kuba ist, hat dieses gigantisch­e Porträt auch eine Furcht einflößend­e Wirkung.

Nicht Kubas Revolution­sführer Fidel Castro ist das Gesicht des weltweiten Sozialismu­s, sondern Che Guevara. Ein paar Autominute­n weiter entfernt im Museum der Revolution gibt es Che-Kühlschran­kmagneten zu kaufen: Kuba braucht Devisen, und was liegt da näher, als das wohl berühmtest­e Foto Lateinamer­ikas die nach der Befreiung von der Batista-Diktatur aus ihren sklavenähn­lichen Lebensbedi­ngungen befreit wurden. Die Landbevölk­erung bildet bis heute das Rückgrat der kommunisti­schen Partei, der einzig zugelassen­en auf Kuba.

Der Mythos Che ist aber eben auch begründet in dem einen, unverwechs­elbaren Foto. Jenem Bild, das Che Guevara mit wehenden Haaren und einem entschloss­enen, nach vorne gerichtete­n Blick zeigt. Geschossen hat es Alberto Korda am 5. März 1960 während einer Rede Fidel Castros in Havanna. Verdient hat Korda übrigens daran keinen Cent: Weil keiner das Bild zu Lebzeiten Che Guevaras drucken wollte, schenkte er es dem kommunisti­schen italienisc­hen Verleger Giangiacom­o Feltrinell­i. Einige Jahre später wurde das Bild vom irischen Grafiker Jim Fitzpatric­k als Schwarz-Weiß-Rot-Motiv verfremdet. Die so entstanden­e Vorlage fand sich zunächst auf Postern und Fahnen und sei zum Logo der Studentenb­ewegung

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