Die Marke Che Guevara
Apple hat seinen Apfel, Mercedes-Benz den Stern. Für den Sozialismus scheint das Bildnis des Revolutionärs von unschätzbarem Wert. Verdrängt wird dabei die brutale dunkle Seite des wohl berühmtesten Guerilleros der Welt
Das überlebensgroße Gesicht von Che Guevara überblickt heute den Platz der Revolution in der kubanischen Hauptstadt Havanna. So riesig, dass es alles andere optisch erdrückt. Der große Bruder der kubanischen Revolution schaut und wacht über das Volk, das er mithalf, einst von der brutalen Batista-Diktatur zu befreien. Es scheint, als ob Che alles sieht, alles hört und über allen Dingen steht. Für die, die nicht daran glauben, dass der Sozialismus der einzig richtige Weg für Kuba ist, hat dieses gigantische Porträt auch eine Furcht einflößende Wirkung.
Nicht Kubas Revolutionsführer Fidel Castro ist das Gesicht des weltweiten Sozialismus, sondern Che Guevara. Ein paar Autominuten weiter entfernt im Museum der Revolution gibt es Che-Kühlschrankmagneten zu kaufen: Kuba braucht Devisen, und was liegt da näher, als das wohl berühmteste Foto Lateinamerikas die nach der Befreiung von der Batista-Diktatur aus ihren sklavenähnlichen Lebensbedingungen befreit wurden. Die Landbevölkerung bildet bis heute das Rückgrat der kommunistischen Partei, der einzig zugelassenen auf Kuba.
Der Mythos Che ist aber eben auch begründet in dem einen, unverwechselbaren Foto. Jenem Bild, das Che Guevara mit wehenden Haaren und einem entschlossenen, nach vorne gerichteten Blick zeigt. Geschossen hat es Alberto Korda am 5. März 1960 während einer Rede Fidel Castros in Havanna. Verdient hat Korda übrigens daran keinen Cent: Weil keiner das Bild zu Lebzeiten Che Guevaras drucken wollte, schenkte er es dem kommunistischen italienischen Verleger Giangiacomo Feltrinelli. Einige Jahre später wurde das Bild vom irischen Grafiker Jim Fitzpatrick als Schwarz-Weiß-Rot-Motiv verfremdet. Die so entstandene Vorlage fand sich zunächst auf Postern und Fahnen und sei zum Logo der Studentenbewegung