Die Roten müssen reden
Ferrari-Pilot Sebastian Vettel erlebt mit dem Ausfall in Japan ein WM-Desaster. Mercedes-Konkurrent Lewis Hamilton steht dicht vor dem Titelgewinn
Nach seinem WM-Desaster von Japan ergriff der bitter enttäuschte Sebastian Vettel rasend schnell die Flucht. Nur noch ein echtes Formel-1-Wunder kann dem Ferrari-Fahrer seinen fünften Titel bringen. Eine defekte Zündkerze raubte Vettel am Sonntag die wohl letzte Mini-Hoffnung und begünstigte den Suzuka-Sieg von Lewis Hamilton. Schon beim viertletzten Saisonrennen in Austin in zwei Wochen kann der Mercedes-Pilot seine vierte WM perfekt machen.
„Natürlich schmerzt es und alle sind enttäuscht. Manchmal gehen Dinge aber halt auch kaputt, so ist das eben“, sagte der um Fassung bemühte Vettel nach seinem dritten enttäuschenden Grand Prix auf der Asientour. Anscheinend unbeirrt versicherte der 30-Jährige: „Wir haben noch eine Chance. Erst am Ende zählt man die Punkte zusammen.“In der Gesamtwertung klafft nun jedoch eine Lücke von 59 Punkten zu Hamilton. „Von so einem Vorsprung hätte ich nur träumen können“, schwärmte Hamilton, nachdem er sich im Ziel vor seinen Silberpfeil gekniet und ihn kräftig gestreichelt hatte. Auch dank der Hilfe seines Teamkollegen Valtteri Bottas sicherte sich der Brite seinen 61. Karrieresieg, wollte von einer Entscheidung aber noch nicht sprechen. „Es ist immer noch ein langer Weg. 100 Punkte sind noch zu holen und das ist viel“, warnte Hamilton sich und sein Team. „Es kann im Leben immer viel passieren.“Das erneute Desaster für Vettel deutete sich schon vor den ersten Metern an. In der Startaufstellung entdeckten die Ingenieure das Problem am Motor, konnten es aber nicht beheben. „Schon auf der Formationsrunde war keine Leistung da“, sagte Vettel. Bereits in Malaysia hatte er wegen eines Motorendefekts in der Qualifikation von ganz hinten starten müssen, Teamkollege Kimi Räikkönen das Rennen gar nicht erst aufnehmen können. „Ferrari hat natürlich wirklich den Wurm drinnen. Das ist schon schlimm“, befand Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Vettel kam zwar noch gut weg, dann fehlte ihm aber Motorenleistung. Zunächst zog Verstappen vorbei, nach einer kurzen Safety-Car-Phase wegen eines Unfalls von Carlos Sainz in seinem letzten Rennen für Toro Rosso wurde Vettel immer weiter durchgereicht. Wehrlos auf den Geraden musste der Hesse die Konkurrenten ziehen lassen, ehe ihn der Kommandostand nach der vierten Runde zurück in die Garage beorderte. Völlig frustriert stieg der Hesse aus seinem Wagen. „Wir werden bis zum letzten Rennen kämpfen, bis zur letzten Runde, bis zur letzten Kurve“, meinte Vettels Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene kämpferisch.
Das wird Ferrari auf den letzten Kilometern dieser Saison aber wohl auch nichts mehr bringen. Und das liegt an den verheerenden Etappen in Asien. In Singapur hätte Vettel von der Pole Position gewinnen können, schied aber nach einem Start-Crash mit Verstappen und Räikkönen aus. Auch in Malaysia war der Sieg möglich, durch die Motorenprobleme reichte es jedoch nur zu Platz vier.
Lewis Hamilton dagegen holte nach der Sommerpause mit Siegen in Spa, Monza, Singapur und nun Suzuka sowie dem zweiten Platz von Malaysia 118 der möglichen 125 Zähler. ● Vor dem Start am Sonntag fehlte Vettel in der Aufstellung zur Nationalhymne und wurde dafür von den Rennkommissaren verwarnt. Der Heppenheimer hatte andere Sorgen, seine Mechaniker mussten wegen der defekten Zündkerze noch mal am Ferrari schrauben. Was nach einer Lappalie klingt, könnte für den 30-Jährigen noch Konsequenzen haben. Suzuka ist seine zweite Verfehlung 2017, kommt in dieser Saison noch eine dritte ausdrücklich wegen eines Vergehens auf dem Asphalt hinzu, wird der Hesse mit einer Strafversetzung von zehn Startplätzen sanktioniert. Dies ist so unter Punkt 18.2 der Sportregularien festgehalten. Der zweimalige French-Open-Sieger Sergi Bruguera ist als neuer Chef des spanischen DavisCup-Teams vorgestellt worden. Der 46-Jährige tritt die Nachfolge von Conchita Martinez an, die neben den Männern auch das FedCup-Team der Frauen betreut hatte. Diese Aufgabe übernimmt nun Anabel Medina Garrigues. Bruguera war einer der besten Sandplatzspieler und siegte bei den French Open 1993 und 1994. DTM-Chef Gerhard Berger hat die ARD für die TV-Übertragungen der Rennserie kritisiert. „Ich finde es so schade für unseren guten Sport, dass die ARD ihre Übertragungen weder groß ankündigt noch sie promotet“, sagte der Österreicher dem kicker. Der TV-Vertrag mit dem öffentlich-rechtlichen Sender läuft mit dem Ende der aktuellen Saison aus. Für die kommende Saison 2018 befindet sich die DTM laut Berger derzeit in Verhandlungen mit einigen TV-Anstalten.