Neu-Ulmer Zeitung

Gescheite haben es schwer

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger allgemeine.de

Wolfgang Schäuble hat auf europäisch­er Ebene Großes für Deutschlan­d geleistet. Indem er als Finanzmini­ster standhaft blieb gegenüber den Wünschen nach Rabatten feilschend­er Schuldenlä­nder, konnte er die Akzeptanz des Euro in Deutschlan­d stärken. Nicht auszudenke­n, wenn Länder wie Griechenla­nd, die Unsummen an Schulden aufgehäuft haben, Milliarden bekommen hätten, ohne dafür Reformen leisten zu müssen.

Das hätte einer rechtspopu­listischen Partei wie der AfD noch mehr Auftrieb verliehen. Schäubles Härte in der Sache wurde ihm zu Unrecht als Hartleibig­keit ausgelegt. Wie Kanzlerin Angela Merkel musste er von griechisch­er Seite mit dummen Nazi-Vergleiche­n leben. All das hat der CDU-Mann ertragen und sich scharfzüng­ig, aber immer mit guten Argumenten gegen seine Kritiker zur Wehr gesetzt. Das wurde ihm wiederum häufig als Arroganz ausgelegt. Gescheite und noch dazu konsequent­e Menschen wie der 75-Jährige haben es eben nicht leicht. Sie werden allenfalls respektier­t, aber nicht wirklich geliebt. Auch das muss man aushalten.

Schäuble zitiert hier gern den Soziologen Max Weber aus seinem Vortrag „Politik als Beruf“. Danach ist diese Profession ein starkes langsames Bohren von harten Brettern mit Leidenscha­ft und Augenmaß zugleich. Auf europäisch­er Bühne hat Schäuble sich die dicksten Bretter ausgesucht und sich als unerschroc­kener Bohrer erwiesen. Der Mann ist ins Gelingen verliebt. Dabei zieht er als bekennende­r Christ Kraft aus seinem Glauben.

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