Neu-Ulmer Zeitung

Freundscha­ft und Dienst: Wie passt das?

- VON TILMANN MEHL time@augsburger allgemeine.de

Das Wort Freundscha­ftsdienst beschreibt recht gut, wie das Engagement von Jupp Heynckes beim FC Bayern einzuschät­zen ist. Der neue alte Trainer hat selbst davon gesprochen, dass eben das der Hauptgrund sei, sich nochmals für einige Monate dem Stress auszusetze­n, einen Haufen Millionäre zu einer funktionie­renden Gemeinscha­ft zu formen: ein Freundscha­ftsdienst.

Das Wort besteht ja aus zwei prinzipiel­l gegensätzl­ichen Substantiv­en. Freundscha­ft auf der einen, Dienst auf der anderen Seite. Beschreibt das eine Freiwillig­keit, Freude und Lust, stehen beim Dienst andere Attribute im Vordergrun­d. Wehr- und Zivildiens­t waren eine Pflichtver­anstaltung, oft genug eine unerquickl­iche. Die Tätigkeits­beschreibu­ng „Dienst nach Vorschrift“umreißt die Motivation, aber auch wirklich nur das Notwendigs­te zu tun.

Jener Freundscha­ftsdienst, den Heynckes nun dem FC Bayern zukommen lässt, spiegelt das Begriffspa­ar wieder. Er fühlt sich verpflicht­et, einem Freund einen Gefallen zu tun. Wahrschein­lich sind die Münchner auch froh, wenn der 72-Jährige diesen Dienst so versieht, dass er auch wirklich nur das Notwendigs­te in die Wege leitet. Das wiederum ist ein beeindruck­endes Aufgabensp­ektrum.

Dem strukturlo­sen Gekicke der vergangene­n Monate soll Fußball mit einer sichtbaren Idee folgen. Während der Implementi­erung dieser Idee muss der Rückstand auf Dortmund verkleiner­t werden. Unzufriede­ne Spieler befrieden und eine hierarchis­che Ordnung aufzubauen, runden die Arbeit ab.

Bemitleide­t werden muss Heynckes aber nicht. Er erfreut sich offenbar bester Gesundheit, kann jener Passion nachgehen, die er immer noch am besten beherrscht und arbeitet mit Freunden zusammen. In dieser Kombinatio­n können das nur die wenigsten Angestellt­en von sich behaupten. Seinen guten Ruf wird er auch nicht ruinieren, wenn seine Tätigkeit misslingen sollte. Das Triple 2013 bleibt.

Rummenigge und Hoeneß aber müssen um ihr Lebenswerk kämpfen. Sie haben den FC Bayern in die europäisch­e Spitze geführt – und mit einigen seltsamen Entscheidu­ngen Anteil daran, dass er dort derzeit nicht zugehörig ist. Nicht nur, dass sie für die kommende Spielzeit einen neuen Trainer brauchen. Die beiden müssen auch eine Strategie entwickeln, die sie den finanziell­en Potenzprot­zen der anderen Ligen entgegenst­ellen. Das wiederum ist weit mehr als ein Freundscha­ftsdienst.

Der Volksmund nennt es: Mammutaufg­abe.

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