Jeder Pinselstrich, jede Faser ist politisch gemeint
Betontanks?“Nach der Erkundung der Ruine nahm er eines jener Maiskörner, die einst hier gelagert wurden, und vergrößerte es am Computer. Dann ließ der Designer genau diese Form organisch-unregelmäßig aus den 33 Meter hohen Betonröhren des alten Speichers fräsen. So entstand ein gigantisches Atrium, ein Raum von den Ausmaßen eines Kirchenschiffs, erhellt durch große Glasfenster auf dem Dach. Dahinter liegen die Ausstellungsflächen: 80 Räume verteilt auf sechs Etagen. Das neue Zeitz Museum of Contemporary Art Africa (Zeitz MOCAA) will nicht nur eine Kathedrale der Künste sein. Es sieht auch so aus.
Das Zeitz MOCAA zeigt keine „Township Art“, also Kunsthandwerk wie Holzmasken oder Drahtskulpturen, sondern starke Kunst. Zum Beispiel Fotografien des Performancekünstlers Athi-Patra Ruga, der vor einigen Jahren das Triptychon „Nacht der langen Messer“geschaffen hat. „In Südafrika gab es unter den Weißen die Urangst, nach dem Tod von Nelson Mandela würden sie alle umgebracht. Ich habe dem meine eigene Vision dagegengestellt“, erzählt er. Die Bilder seiner Intervention zeigen Fahnen schwenkende Figuren, die auf Zebras reiten, gekleidet in kunterbunte Textilien und unterwegs mit Wolken voller Luftballons. „Die Pop-Kultur, nicht die Politik erschafft im neuen Südafrika inzwischen unsere Helden.“
Kudzanai Chuirai, ein Künstler aus Zimbabwe, musste sein Land verlassen, weil er in seinen Plakaten Präsident Mugabe aufs Korn nahm. Das Zeitz MOCAA zeigt in einer Sonderausstellung seine frühen Werke – so findet Street-Art-Kunst den Weg ins Museum. Die Ehre einer eigenen Retrospektive kommt auch Nandipha Mntambo aus Swaziland zuteil. Die 34-Jährige hat sich in Portugal gegen alle Widerstände der Männer zum Torero ausbilden lassen, wurde für eine Performance dann selbst zum Stier und schafft nun Skulpturen aus Kuhhaut“. Mich hat schon immer interessiert, wie sich organische Materialien verwandeln und wie sie vergehen.“
Auch Bilder von Mohau Modisakeng, der dieses Jahr den südafrikanischen Pavillon auf der Biennale in Venedig bespielt, sind zu sehen –