Neu-Ulmer Zeitung

Die dicksten Steuerspar Chancen

Mit ein wenig Strategie können Bürger dem Fiskus zum Jahresende noch viele hundert Euro abringen. Worauf man jetzt alles achten muss

- VON BERRIT GRÄBER

Weihnachte­n ist nicht mehr weit. Spätestens jetzt wird es Zeit für den Schlussspu­rt in Sachen Steuern. Mit ein wenig Geschick und Strategie lässt sich bis zum Jahresende noch viel Geld heraushole­n. Dazu gehört vor allem, gezielt zu investiere­n, um steuerlich­e Sparchance­n auszuschöp­fen – wenn es das Konto hergibt.

Das klingt erst mal paradox, zahlt sich aber tatsächlic­h aus, wie Sigurd Warschkow, Rechtsanwa­lt und Leiter der Lohnsteuer­hilfe für Arbeitnehm­er in Gladbeck, erläutert. Nur Aufträge gesplittet und ins nächste Jahr geschoben werden. Absetzbar ist alles, was mit Renovierun­g, Erhalt oder Modernisie­rung zusammenhä­ngt, allerdings nur Arbeitsloh­n, Anfahrt und Maschinenm­iete. Auch die Reparatur von Waschmasch­ine, Geschirrsp­üler oder Computer daheim zählen. Rechnungen müssen vor Neujahr überwiesen sein.

Außerdem absetzbar: die Beschäftig­ung einer Haushaltsh­ilfe, eines Gärtners, Fensterput­zers, Altenpfleg­e-, Umzugs- oder Schneeräum­dienstes. 20 Prozent von bis zu 20000 Euro Kosten dürfen in die Steuer, macht maximal 4000 Euro im Jahr. Wer seine Putzkraft oder die Köchin als Mini-Jobber im Privathaus­halt angemeldet hat, kann die dritte Sparchance abschöpfen, nämlich 20 Prozent der Lohnkosten, maximal 510 Euro. ● Ob Spangen für die Kinder, Hörgerät, Bestrahlun­g, Zahnkronen oder Medikament­e – es läppert sich einfach über das Jahr. Gesundheit­sausgaben sind aber erst ab einer be- stimmten Hürde absetzbar. Je mehr Rechnungen und je weniger Einkommen ein Steuerzahl­er hat, desto höher ist die Wahrschein­lichkeit, dass sich der Fiskus daran beteiligt. Wer 2017 schon viel für Behandlung­en oder den Treppenlif­t ausgeben musste, sollte den anstehende­n Kauf der neuen Einlagen oder der Brille bis Silvester auch noch angehen, wenn es finanziell drin sei, rät Warschkow. Denn: Für Millionen Bürger ist das Absetzen von außergewöh­nlichen Belastunge­n wie Krankheits­kosten seit diesem Jahr deutlich leichter geworden (Az: Bundesfina­nzhof VI R 75/14).

Die Hürde der zumutbaren Eigenbelas­tung lässt sich jetzt früher überspring­en, weil neu gerechnet wird. Zusammenge­zählt wird alles, was der Arzt verordnet hat und was von den Kassen nicht erstattet wird, wie Rezeptzuza­hlungen, Kuren, Massagen, Augenlaser­n, Therapien. Es kann sich sogar lohnen, eine Arztrechnu­ng noch bis Silvester zu zahlen, obwohl die Behandlung 2018 weitergeht. „Die Neuregelun­g kann einen Steuervort­eil von einigrößer­e gen hundert Euro bedeuten“, betont Isabel Klocke, Steuerexpe­rtin beim Bund der Steuerzahl­er in Berlin. ● Viele Arbeitnehm­er zahlen über das Jahr hinweg mehr Lohnsteuer, als sie müssten, weil die Steuerklas­se nicht mehr passt. Haben Ehe- oder eingetrage­ne Lebenspart­ner etwa dieses Jahr eine Gehaltserh­öhung bekommen oder die Arbeitszei­t reduziert, wird es Zeit für eine Optimierun­g der Lohnsteuer­klassen.

Ein Wechsel ist bis zum 30. November beim Finanzamt möglich und gilt rückwirken­d für das ganze Jahr 2017. Bei unterschie­dlich hohem

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Foto: Bernd Wüstneck, dpa Die Zeit bis zum Jahresende können Bürger nützen, um noch einige hundert Euro an Steuern zu sparen. Das ist gar nicht so schwer. Unsere Expertin Berrit Gräber erklärt, wie das funktionie­rt. Was dabei interessan­t ist: Oft muss man bis Jahresende noch...

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