So sieht die teuerste deutsche Serie aus
„Babylon Berlin“soll um die 40 Millionen Euro gekostet haben. Warum die Erwartungen an das Gemeinschaftsprojekt von Sky und ARD derart hoch sind – und ob das 20er-Jahre-Epos ihnen gerecht werden kann
Berlin anno 1929: Die Goldenen Zwanziger gehen zu Ende, nur noch vier Jahre, dann ist Hitler Reichskanzler. Leuchtreklamen erhellen die Boulevards, und während die Reichen in den Nachtklubs mit Charleston und Absinth feiern, gehen die Armen auf die Straße, um zu demonstrieren. Dort ist nichts golden, dort ist das Elend, der Dreck. Dort herrscht die Gewalt.
Die neue Serie „Babylon Berlin“springt mitten hinein in diese Welt, ein bildgewaltiges Panoptikum der Weimarer Republik. Die mit Spannung erwartete, geschätzt 40 Millionen Euro teure Produktion könnte zu einem Meilenstein für die heimische Fernsehlandschaft werden.
Nicht nur, weil sie die teuerste deutsche Serie aller Zeiten ist und von Regisseur Tom Tykwer („Lola rennt“) mit Stars wie Matthias Brandt, Lars Eidinger oder Fritzi Haberlandt inszeniert wurde. Sondern auch, weil der Bezahlsender Sky und die gebührenfinanzierte ARD „Babylon Berlin“gemeinsam produziert haben – keiner hätte das Mammutprojekt alleine stemmen können. Diese nicht unumstrittene Kooperation ist einmalig. Ob sie wegweisend ist, wird sich zeigen.
Sky jedenfalls hat weitaus weniger zu verlieren als die ARD. Für Sky ist „Babylon Berlin“ein weiteres Serien-„Highlight“in einem Angebot, das sich an Serienfans richtet, also eine Nische bedient.
Für die ARD ist „Babylon Berlin“dagegen ein Prestige-Projekt. Letztlich geht es darum, ob ein öffentlich-rechtlicher Sender mit Milliardeneinnahmen Ob er so zur Identifikationsfigur für die Zuschauer taugt?
Dabei könnte „Babylon Berlin“als Sittengemälde einer Epoche, die auf dem Vulkan tanzt, die Serie der Stunde sein. Drehbuchautor Henk Handloegten weist auf Parallelen zwischen damals und heute hin: In den 20ern habe in Berlin eine zügellose Partystimmung geherrscht, die er mit der Zeit nach dem Mauerfall vergleicht. „Aber dann, gegen Ende der 20er, geht es immer mehr Leuten zu schnell, die Welt wird zu verwirrend, zu unübersichtlich und der Ruf nach der eisernen Faust wird lauter und lauter.“
180 Drehtage, knapp 300 Drehorte, 5000 Komparsen, 8000 Quadratmeter Außenkulissen in Babelsberg: Damit sich das lohnt, muss „Babylon Berlin“geradezu ein Erfolg werden. International ist die Serie das schon: Noch vor ihrem TVStart wurde sie in 60 Länder verkauft. Kein Wunder, dass bereits zwei weitere Staffeln in Auftrag gegeben wurden. Stoff genug gibt es: Bestsellerautor Kutscher will die Handlung erst mit Roman-Band neun enden lassen, der 1938 spielt.
„Babylon Berlin“ist der vorläufige Höhepunkt einer deutschen Serienoffensive. Faszinierende Fortsetzungsdramen – von „Breaking Bad“über „Gomorrha“bis „Borgen“– kamen bislang aus den USA, Italien oder Skandinavien. Nur nicht aus Deutschland. Zwar drängen seit ein paar Jahren ambitionierte heimische Produktionen auf den Markt, so nah wie „Babylon Berlin“ist allerdings noch keine an die umjubelten Vorbilder herangekommen. Sieht man einmal von „Im Angesicht des Verbrechens“aus dem Jahr 2010 ab, das Die dänische Olsenbande will mal wieder einen Coup landen. Unter anderem mithilfe einer Fußmatte und einem abgebrannten Streichholz versuchen Egon, Benny und Kjeld in der Folge „Die Olsenbande ergibt sich nie“aus dem Jahr 1979 einen Tresor zu knacken. Was natürlich nur halbwegs gelingt...
Seit Ende der 60er Jahre bringen die trotteligen Einbrecher Millionen Menschen in vielen Ländern zum Lachen. Vor allem in der DDR flogen ihnen die Zuschauerherzen regelrecht zu. DDR-Bürger fühlten sich unter anderem vom Improvisationstalent der Olsenbande angesprochen. Die Fähigkeit zum Improvisieren-Müssen angesichts begrenzter Mittel – das kam ihnen nur allzu bekannt vor. In der Bundesrepublik stand die Olsenbande dagegen im Schatten der Filme mit Bud Spencer oder Louis de Funès.
In diesen Wochen erfährt sie eine späte Ehre. Der MDR hat sie wieder im Programm. Und das Theatermuseum Hannover widmet ihr gar eine Ausstellung mit dem Titel „Mächtig gewaltig. Die Olsenbande im Museum“– gezeigt werden Kostüme, Filmausschnitte sowie, natürlich, ein geknackter Tresor. So soll nicht nur an die 14 Krimi-Komödien angeknüpft, sondern auch an die Zeit erinnert werden, in der sie gedreht wurden – zwischen 1968 und 1998.
Die Filme selbst beginnen und enden stets gleich: Bandenchef Egon wird von seinen Mitstreitern Benny und Kjeld aus dem Gefängnis abgeholt, wo er schließlich wieder landet. Dazwischen arbeitet er am nächsten großen Ding. Kultig sein „Ich habe einen Plan!“. Ebenso kultig Bennys Antwort: „Mächtig gewaltig, Egon!“Bei den Montagsdemonstrationen 1989 tauchten übrigens Transparente mit den Konterfeis der Olsenbande auf – und der Botschaft für SED-Generalsekretär Egon Krenz: „Egon! Deine Olsenbande fliegt über die Planken!“O
Der MDR zeigt am Sonntag um 10.15 Uhr „Die Olsenbande ergibt sich nie“. Die Ausstellung „Mächtig gewaltig“ist bis zum 3. Dezember im Theatermuseum Hannover zu sehen.