Kran muss 40 Tonner befreien
Der Lastwagen steckte mehrere Stunden lang in der Weidachgasse in Vöhringen fest. Deren Anwohner behaupten, dass Wieland-Lieferanten dort regelmäßig Schaden anrichten. Was die Firma und die Stadt dazu sagen
Für einen Lastwagenfahrer ging am Mittwochmorgen in Vöhringen buchstäblich nichts mehr: Der 41-Jährige war mit seinem 40-Tonnen-Sattelzug in der Weidachgasse stecken geblieben. Weil der Mann weder vor- noch zurückfahren konnte, musste er mit einem Autokran aus seiner misslichen Lage befreit werden. Erst nach mehreren Stunden konnte er seine Fahrt fortsetzen.
Nach Angaben der Polizei war der Mann auf dem Weg zu den Wieland-Werken, wo er Material anliefern sollte. Dabei war er seinem Navigationsgerät gefolgt, das ihn offensichtlich zur falschen Adresse lotste – statt das für Schwerlastverkehr genutzte „Tor 17“an der Illerzeller Straße (am nördlichen Stadtrand) fuhr der Fahrer „Tor 1“in der Stadtmitte an. Weil er seine Ladung dort aber nicht anliefern konnte, bog der 41-Jährige – trotz Verbotsschild und ohne sich näher zu erkundigen – in die nur acht Meter breite Weidachgasse ab. An der nördlichen Ecke der Straße blieb er stecken, nachdem er zuerst den Werkszaun beschädigt hatte. Mithilfe des Autokrans konnte die Hinterachse des Sattelzugs schließlich um etwa zwei Meter zur Seite gehoben werden. Der Fahrer fuhr unter Aufsicht der Bergungsfachleute seine Zugmaschine vorsichtig nach rechts vor und befreite damit das komplette Fahrzeug aus seiner misslichen Lage. Der Sachschaden samt Bergungskosten wurde von Abschleppunternehmer Peter Gutheber auf rund 5000 Euro geschätzt. Am Metallzaun ist nach Angaben der Polizei ein Schaden von rund 500 Euro entstanden.
Die außergewöhnlichen Bergungsarbeiten hatten am Mittwoch viele Anwohner auf die Straße gelockt. Für viele war die Situation allerdings nicht neu. Ähnliche Szenarien gehörten schon seit Jahren beinahe zur Tagesordnung, weil zahlreiche Wieland-Lieferanten statt des richtigen Tors 17 immer wieder das Tor 1 anfahren würden. So berichtete etwa eine Anwohnerin, dass ihr Gartenzaun oft angefahren werde. „Kaum ist der Zaun repariert, kommt der Nächste“, klagte sie. Einige Anwohner schlugen vor, die Weidachgasse für Lastwagen komplett zu sperren. Bislang ist in der Straße ein Schild mit dem Hinweis auf acht Meter Fahrbahnbreite angebracht. Das reiche offensichtlich nicht aus, monierten sie. Auch Stadtrat Harry Wedemeyer von der FWG kritisierte die derzeitige Situation in der Weidachgasse. Wedemeyer, der unmittelbar nach der kritischen Stelle an der Ecke zur Illerzeller Straße wohnt, sei allein in der vergangenen Woche zweimal die Gartenmauer beschädigt worden. Der Stadtrat hat bereits eine Vermutung, warum Zulieferer der Wieland-Werke das falsche Tor anfahren würden. Als Lieferadresse in den Frachtpapieren dieser Fahrer sei die übliche Postadresse „Wielandstraße 26“genannt, die auch den 41-Jährigen am Mittwoch offenbar zu Tor 1 geführt hatte. Auch in dessen Frachtpapieren war die Wielandstraße als Ziel angegeben. Die Stadtverwaltung müsse darauf hinwirken, sagte Wedemeyer, dass allen Lkw-Fahrern ausdrücklich das Tor 17 (in der Illerzeller Straße 171) als Lieferadresse genannt werde. Dann bräuchten die Anwohner der Weidachgasse auch nicht mehr „um ihre Gartenzäune und Mauern bangen“.
Karsten Mahr, Mitarbeiter der Unternehmenskommunikation bei Wieland, sagte gestern auf Nachfrage, dass rund 180 Lastwagen täglich das Werk in Vöhringen anfahren. Dass Fahrer das falsche Tor anvisierten, komme nur in Einzelfällen vor. Die Zulieferer bekämen in den vom Unternehmen ausgestellten Dokumenten bereits die richtige Adresse – das Tor 17 – genannt, unterstrich Mahr. Außerdem sei die richtige Anfahrt ausgeschildert. „Wenn man den Schildern folgt, kann man nur an Tor 17 rauskommen“, ist er überzeugt. Befinde sich ein Lkw-Fahrer dennoch auf dem falschen Weg, schicke ihn auch der Pförtner bei Nachfrage auf die richtige Route. „Wir tun alles, was wir können“, so Mahr.
Dass die Weidachgasse für Lastwagen gänzlich ungeeignet ist, weiß man bei der Stadt. Ein Verkehrsschild weist deshalb darauf hin, so Mitarbeiter Robert Sorge. Dass das Verbot offensichtlich nicht von jedem Fahrer beachtet und befolgt werde, sei der Verwaltung zwar in Einzelfällen bekannt gewesen – dass sich die Vorfälle aber offenbar häuften, habe man erst am Mittwoch erfahren.
Wie Bürgerbüro-Leiter Robert Sorge gestern sagte, habe die Firma Wieland das Problem an ihre Speditionen weitergegeben. Letztere seien bereits mit der richtigen Adresse ausgestattet. Warum sich dennoch Lastwagen immer wieder in die Weidachgasse verirrten, liege auch daran, dass „einige Fahrer stur ihrem Navigationsgerät folgen“, das womöglich veraltet oder für Autos ausgelegt sei. Sowohl Verbotsschild als auch Engstellen sollten dem Fahrer eigentlich Warnung genug sein, nicht in die Weidachgasse abzubiegen. Ein generelles Verbot für Lastwagen in der Straße hält Sorge nicht für notwendig, die jetzige Regelung reiche aus. Man werde aber noch einmal die Beschilderung vor Ort prüfen, „um zu sehen, ob sie verbessert werden kann“.