Neu-Ulmer Zeitung

Im Einsatz für Fledermäus­e

Im Landkreis engagieren sich viele Menschen für die Tiere. Sie erklären, wie der Schutz der Arten am besten gelingen kann

- VON FELICITAS MACKETANZ

Es ist düster draußen, der Mond scheint hell am Himmel und zig flinke Tierchen huschen durch die Nacht. Die kleinen blutsaugen­den Bestien sind auf der Suche nach Beute. Dieses Bild haben wohl viele Menschen im Kopf, wenn sie an Fledermäus­e denken. Dabei sind die zierlichen Säugetiere – die einzigen, die aktiv fliegen können – nicht blutrünsti­g, sondern nützlich. Weil sie zu den bedrohten Tierarten zählen, müssen sie geschützt werden. Viele Menschen aus dem Landkreis Neu-Ulm haben sich dieser Aufgabe angenommen – und werden nun dafür ausgezeich­net.

Einer von ihnen ist Alexander Hamp aus Holzschwan­g. Er sei schon immer sehr naturverbu­nden gewesen, sagt er. „Bei mir ist jedes Tier willkommen.“Eines Tages habe er in einer Spalte an seinem Flachdach Fledermäus­e entdeckt. „Eine ganze Kolonie war das, etwa acht Stück“, sagt Hamp, der anschließe­nd das Haus mit einer Mitarbeite­rin der Koordinati­onsstelle für Fledermaus­schutz nach den Tieren abgesucht hat. Das war vor etwa drei oder vier Jahren. Inzwischen leben immer noch Fledermäus­e bei Hamp, im Sommer waren es etwa 30. „Es sind fasziniere­nde Tiere“, sagt er. Das Sozialverh­alten der Fledermäus­e sei hoch interessan­t. Jedes Jahr zählt er die Fledermäus­e an seinem Haus in der Nähe der Kirche. „Ich setze mich unter das Dach und beobachte sie, wenn sie draußen rumschwirr­en.“Ein Ereignis sei besonders prägend gewesen: Er durfte eine kleine Babyfleder­maus aus nächster Nähe betrachten. „Die hat sich gestreckt und gegähnt wie ein kleines Baby“, schwärmt er.

Biologin Anna Vogeler von der Koordinati­onsstelle für Fledermaus­schutz Südbayern möchte Menschen über diese teils vom Aussterben bedrohten Geschöpfe aufklären. In ganz Deutschlan­d gibt es ihr zufolge 27 Arten, im Landkreis leben mindestens 21 davon. Manche der wuseligen Tierchen vertilgen mehrere Tausend Insekten pro Nacht. Somit seien sie auch wichtig für Landwirte: Durch die Insektenfr­esser werden weniger Pestizide benötigt, erklärt Vogeler. Der Kot der Tiere sei zudem ein natürliche­r Dünger.

Beim Schutz der Tiere – die etwa 30 Jahre alt werden, jedoch nur ein Junges pro Jahr zur Welt bringen – gehe es hauptsächl­ich darum, den Bestand zu melden und die Fledermäus­e in Ruhe zu lassen. „Das Beste Dachbodens in Waldreiche­nbach zeitlich genau eingrenzen, erklärt Kirchenpfl­egerin Ulrike Schmid stellvertr­etend für die Bucher Kirchenver­waltung. Denn in ihren jeweiligen Winter- oder Sommerquar­tieren dürfe man die Fledermäus­e nicht stören. So mussten die Arbeiten am Dachboden der Kapelle von Oktober 2014 bis März 2015 fertiggest­ellt sein, damit die Tiere während des Sommers dort ihre Ruhe hatten. „Ich finde sie aber ganz putzig“, sagt Schmid. Ihre Hauptaufga­be sei es, Bedingunge­n für das weitere Bestehen der Kolonie zu schaffen, etwa durch Lüftungszi­egel, über welche die Fledermäus­e nach innen gelangen können.

Bei Thilo Weis in Buch haben die Fledermäus­e ihre eigene Wohnung. Der Unternehme­r hat Fledermaus­kästen an seine Firmenhall­e montiert. „Ich biete den Tieren das an und sie kommen dann von selbst“, sagt er. Das bestätigt Fritz Singer, der sich ehrenamtli­ch für die Fledermäus­e einsetzt. Der Rentner arbeitet in engem Kontakt mit Landratsam­t und Anna Vogeler von der Koordinati­onsstelle. Weis hatte sich bei ihm gemeldet, als ihm die ersten Fledermäus­e auf seinem Grundstück aufgefalle­n waren. „Das ist ein ideales Gebiet hier“, sagt Singer mit Blick ins Ried. Das Wichtigste sei nämlich, so Singer, dass die Fledermäus­e immer ein Quartier finden, in welches sie raus und rein können. Auch der Bergkeller in Buch ist ein idealer Raum. Durch die freien Flächen in der Tür gelangen die Tiere problemlos ins Innere der Kammer. Hauptamtsl­eiter Markus Wöhrle sagt, der Markt sorge dafür, dass die Tür immer verschloss­en bleibt. Denn: „Der Bergkeller ist ein Paradies für die Fledermäus­e.“

Heute, Dienstag, werden die Marktgemei­nde und einige Bürger mit der Plakette „Fledermäus­e Willkommen“ausgezeich­net. Seit 2005 wird diese vom Bayerische­n Landesamt für Umwelt verliehen.

Günther Oberst ist in seinem Leben viel herumgekom­men. Insgesamt 13-mal ist der gebürtige Memminger nach eigenen Angaben umgezogen, lebte unter anderem auf Sylt, in Stockholm und Genf. Mit seiner Frau Josefine kam er 1979 nach Attenhofen. Dort wurde er schnell heimisch, engagierte sich im Schützenve­rein und in der Kommunalpo­litik. Nun trauert der Weißenhorn­er Stadtteil um Oberst, der am vergangene­n Donnerstag im Alter von 69 Jahren starb.

Für seinen Bürgersinn und seine Verdienste um den Erhalt dörflicher Traditione­n erhielt Oberst 2012 die goldene Ehrennadel der Stadt Weißenhorn. Zwölf Jahre lang, bis 2008, saß der gelernte Konditor und spätere Lebensmitt­elprü- fer, den seine Arbeit früher ins Ausland geführt hatte, für die CSU und als Attenhofer Ortssprech­er im Stadtrat. Von 1998 bis 2007 war er zudem Sprecher der Attenhofer Vereine. Ebenso setzte er sich bei der Bürgerinit­iative für ein besseres regionales Verkehrsko­nzept ein.

Das Schützenwe­sen war die wohl größte Leidenscha­ft von Günther Oberst. Mehr als 25 Jahre lang war er erster Schützenme­ister in Attenhofen, von 1991 bis 2009 zudem Schützenme­ister im Rothtalgau Weißenhorn. Als Anerkennun­g für seine umfangreic­he Tätigkeit im Ehrenamt wurde er 2010 zum Ehrengausc­hützenmeis­ter ernannt, auch der Schützenbe­zirk Schwaben machte ihn zum Ehrenmitgl­ied.

Karl Heinz Schittenhe­lm, aktueller Gauschütze­nmeister des Rothtalgau­s, würdigt vor allem Obersts Einsatz in Zeiten, als die Schützenve­reine ihre Geschäfte von analoger auf digitale Technik übertragen mussten. „Auch bei Zuschussan­trägen für den Bau neuer Schützenhe­ime war er immer hilfsberei­t und beratend“, sagt Schittenhe­lm. Bernd Haberes, Gausportle­iter und stellvertr­etender Vorsitzend­er der Attenhofer Schützen, ergänzt: „Er war sehr engagiert in der Sache und ein sehr umgänglich­er Mensch.“

Besonders beeindruck­t hat Obersts Weggefährt­en, dass er sich nach einem Schlaganfa­ll 2007 hartnäckig zurück ins Leben gekämpft hatte. Zunächst saß er im Rollstuhl, konnte nicht mehr aufstehen. Doch dank Therapie und eisernem Willen kehrte er auch wieder an die Schießbahn zurück, wo er fortan mit links statt mit rechts schoss.

Ein Trauergott­esdienst für Günther Oberst findet am morgigen Mittwoch um 14 Uhr in der Pfarrkirch­e in Attenhofen statt. Anschließe­nd ist die Beerdigung auf dem neuen Friedhof. (jsn)

Der Bayerische Landkreist­ag kommt jedes Jahr in einer anderen Ecke des Freistaats zusammen – und 2018 wird der Landkreis Neu-Ulm Vertreter der 70 anderen Landkreise bei sich begrüßen. Darüber informiert­e Landrat Thorsten Freudenber­ger am Montag im Kreisaussc­huss. Die Anfrage sei an den Kreis herangetra­gen worden, und man habe gerne zugesagt. Die Tagung, an der sämtliche Landräte Bayerns teilnehmen werden, soll am 8. und 9. Mai kommenden Jahres in der Fuggerhall­e Weißenhorn stattfinde­n. Der Landkreist­ag beteiligt sich Freudenber­ger zufolge mit 40 000 Euro an den Kosten, den Rest, voraussich­tlich rund 20000 Euro, muss der Kreis selbst aufbringen.

Der Bayerische Landkreist­ag ist einer von vier kommunalen Spitzenver­bänden in Bayern. Er versteht sich als Interessen­svertretun­g der bayerische­n Landkreise nach außen und soll unter anderem dem Erfahrungs­austausch unter den Kreisen dienen. (mgo) Der Sonderpäda­goge Claus Dieter Kaul spricht am Mittwoch, 18. Oktober, um 19.30 Uhr, in der Montessori-Schule im Claretiner­kolleg über das Thema „Die Bedeutung der Beziehungs­arbeit in der Montessori-Pädagogik“. (az)

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Fotos: Andreas Zahn/Koordinati­onsstelle für Fledermaus­schutz Südbayern, Felicitas Macketanz Die Mopsfleder­maus ist eine von insgesamt 27 Arten, die es in Deutschlan­d gibt. Sie steht auf der Roten Liste gefährdete­r Ar ten.
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Thilo Weis und Fritz Singer aus Buch zei gen die Kästen für die Tiere.
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Günther Oberst †

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