Beide Seiten haben ihre Interessen formuliert
mit den Vertretern der Interessengemeinschaft (IG) Untere Au als „gut und konstruktiv“und bedankte sich ausdrücklich dafür. Beide Seiten haben ihre Interessen formuliert und vereinbart, dass die IG Untere Au einen Kompromissvorschlag einreicht. Dieser kann nun im Rahmen des weiteren Erörterungsprozesses und vor dem Hintergrund der öffentlichen Auslegung diskutiert werden, wie die Verwaltung mitteilt. „Ich habe ihn auch gleich am Freitag eingereicht“, sagt Schubaur. Zudem sei das Papier an alle Fraktionen im Stadtrat gegangen. Die Anwohner waren nach eigenen Aussagen deswegen auch gestern Abend zu den vorbereitenden Fraktionssitzungen eingeladen.
„Meine Mandanten sind nicht gegen eine Bebauung“, betont Rechtsanwalt Schubaur. Nur gegen die Art und Weise, die Größe der geplanten Häuser. Deswegen schlagen sie folgenden Kompromiss vor: Statt der geplanten viergeschossigen Mehrfamilienhäuser an der Freudenegger Straße soll nur zwei Stockwerke hoch gebaut werden. „Das passt einfach besser in die fast schon ländliche Umgebung in Ay“, sagt Schubaur. Um die angepeilte Zahl der Wohneinheiten zu erhalten, soll dafür im rückwärtigen Bereich etwas dichter gebaut werden. Denn, dass die Stadt dringend Wohnraum braucht, sei allen vollkommen klar, sagt Schubaur.
Auch die Anwohner sagen, dass einige Einfamilienhäuser weniger und dafür ein paar Doppelhäuser mehr gut in die Umgebung passen würden. So bleibe die geplante Anzahl der Wohneinheiten gewährt. Die angrenzende Waldparksiedlung sei mit ihrer Kettenhaus-ähnlichen Bebauung auch so. „Uns ist aber auch klar, dass ein Bauträger nicht das Interesse hat, mit kleineren Einheiten zu arbeiten“, sagt einer der Anwohner. Deswegen warten die Sendener nun ab, wie heute Abend über ihren eingebrachten Vorschlag entschieden wird. Zusätzlich hat die IG Untere Au noch vorgeschlagen, den Bereich zwischen Bebauung und Sportplatz zu vergrößern. So solle verhindert werden, dass Bewohner in Zukunft möglicherweise gegen den Lärm der Sportler klagen. „Das Problem sind hier auch nicht die Eigentümer“, sagt Schubaur. Die könnte man vertraglich davon abhalten, weil sie ja wissen, wo sie ihr Haus hinstellen. Die Mieter hingegen könne man kaum davon abhalten.
Ein zusätzliches Problem sei der Kanal. Doch dort laufen die Vorkehrungen bei der Stadt, um das Problem zu lösen, das sich aus einer größeren Bebauung ergeben würde, sagt Schubaur. „Wir haben auch angeboten, mit den Planern gemeinsam die Details auszuarbeiten.“Das Gespräch sei insgesamt gut gewesen, „ich hatte auch den Eindruck, dass Bürgermeister Bögge unsere Interessen aufnimmt“. Nun gebe es zwei Möglichkeiten: Entweder der Plan werde so durchgezogen, wie ursprünglich geplant, oder der Kompromissvorschlag der IG Untere Au werde angenommen. Laut Schubaur muss der Bebauungsplan jedoch ohnehin noch einmal ausgelegt werden, da in der Hinsicht bei der vorangegangenen Auslegung Fehler gemacht worden seien. Je nachdem wie die Räte im Bauausschuss heute Abend entscheiden, überlegen Rechtsanwalt Schubaur und seine Mandanten, wie es weiter geht. „Wir reden am Mittwoch“, sagt er.
Wahlsonntag, die Abstimmungslokale schließen um 18 Uhr. Fünf Minuten später kommen die ersten Trends, die sich im Laufe des Abends meist verfestigen. Wie funktioniert das? Und: Warum ist die Wahl so ausgegangen? Dazu lieferte Thomas Petersen vom Institut für Demoskopie Allensbach Antworten. Er war Gast der Vöhringer Kolpingfamilie, die sich die Bundestagswahl von einem Fachmann analysieren ließ. Das Thema stieß auf große Zuhörerresonanz, was wiederum den Vorsitzenden Bruno Scherb erfreute.
Was die Prognosen betrifft, so werden Leute direkt nach dem Wählen im Auftrag eines demoskopischen Instituts befragt, was und wen sie gewählt haben. Und die Zusatzfrage: Welche Partei war vor vier Jahren ihre Wahl? So stehen bereits mittags erste Trends fest. Mit dieser Befragung könne auch festgestellt werden, wie viele Wähler als Parteiabwanderer gelten und wohin es sie getrieben hat. Damit werde hochgerechnet, wie viele Wähler ihrer Partei treu geblieben sind und wie viele sich woanders hin orientiert haben. Bei der Bundestagswahl habe sich trotz positiver Prognosen für Unionsparteien und Bundeskanzlerin Angela Merkel das Blatt im letzten Moment gewendet. Verantwortlich machte Petersen dafür die Flüchtlingsfrage, die im Wahlkampf der etablierten Parteien nicht „das“Thema war. Doch zum Schluss sei es hochgeschwappt. Es sei bei den Wählern kurzfristig zu einem Meinungsumschwung gekommen und das trotz der Prognosen, die aussagten, die Union habe gewonnen. Dass das Flüchtlingsproblem vor der Wahl hochkochte, davon habe die AfD profitiert. Auf längere Sicht gesehen räumt er der Partei allerdings geringe Überlebenschancen ein. Als Beispiel führte er die Piraten an, die in keinem Landtag mehr vertreten sind.
Was die Wahlprognosen angehe, habe sein Institut nach den kurz vor der Wahl durchgeführten Befragungen Abweichungen zum Ergebnis von 1,4 Prozent festgestellt. Ein Zeichen, dass seriöse Meinungsforschungsinstitute mit ihren Umfragen meist dicht am Ergebnis liegen. Allensbach befragt regelmäßig – übrigens nicht nur zu politischen Fragen – 1400 Personen, die repräsentativ für 80 Millionen Menschen in der Bundesrepublik stehen.
Dass „Politiker“zu einem Schimpfwort verkommen sei, diese nicht die Wahrheit sagten, wie bei Umfragen zu hören, „und dass hemmungslos pauschal auf die Politik eingedroschen wird“, berge die Gefahr, „dass die Demokratie auf Dauer unterhöhlt wird“. Wenn dann noch die Bindungen zu einer Partei schwächer werden, sei das ein weiterer Grund, dass die Demokratie Schaden nimmt. Trotzdem ist Petersen optimistisch, dass „das Vertrauen in die Institutionen des Staates zurückkommt und somit eine gute Meinung über den Bundestag“.