Wenn Schauspieler Patienten mimen
In Ulm entsteht ein Trainingshospital für Medizinstudierende, das in Deutschland einzigartig sein soll. Kunstblut wird die angehenden Ärzte auf kommenden Stress vorbereiten
Die Aufgabenstellung: Ein schlimmer Autounfall vor den Toren Ulms versetzt die Klinik in einen Ausnahmezustand. Mehrere Schwerstverletzte werden aus dem Krankenwagen in den Schockraum der Notaufnahme gebracht. Überall Blut. Menschen schreien vor Schmerzen.
Hinter einer Glasscheibe beobachten Studierende und Dozenten das Schauspiel und machen sich Notizen, während die Videokamera mitläuft. So ungefähr könnte bereits ab dem Sommersemester 2021 der Studienalltag eines angehenden Arztes aussehen. Am Montagnachmittag war Spatenstich für ein Trainingshospital für Medizinstudierende. Mit dem neuen „University Hospital for Advanced Education Ulm“entsteht direkt neben der im Bau befindlichen neuen Straßenbahnlinie am James-Franck-Ring eine moderne Aus- und Weiterbildungsstätte, in der Medizinstudierende ärztliches Handeln und medizinische Fähigkeiten in nachgestellten Szenarien erlernen können.
In dem rund 3100 Quadratmeter großen und fünfstöckigen Neubau werden speziell konzipierte Unterrichtsräume und -labore („Skills Labs“) eingerichtet. Dazu gehören unter anderem ein Simulations-OP sowie ein Simulations-Schockraum mit Notarzt-Vorfahrt oder verschiedene Kranken- und Praxiszimmer. Hier können die Studierenden Behandlungsgespräche und -abläufe mit „Schauspielpatienten“üben. „Das ist in Deutschland einzigartig“, sagt Professor Tobias Böckers, der zuständige Studiendekan Medizin. Zwar gebe es in Universitäten wie Marburg auch Trainingshospitale, doch die würden immer nur einen Teilaspekt abbilden. In Ulm werde beispielsweise auch eine si- mulierte Facharztpraxis integriert. Zehn Jahre dauerte es von der ersten Idee bis zum Spatenstich, wie Universitätspräsident Michael Weber erinnert. Durch die Realitätsnähe per Schauspieler, die mit Kunstblut ihr Leiden unterstreichen, werde die Ausbildung in Ulm auf eine neue Stufe gehoben.
Doch es gehe nicht nur um Schauspielpatienten. Das Übungshospital wird auch mit allerlei teurer Technik ausgestattet, um die angehenden Ärzte auf die immer weiter voranschreitende Digitalisierung der Medizin vorzubereiten. Zudem entsteht ein neuer Hörsaal, der mit seinen 450 Plätzen der größte der gesamten Universität sein wird. Ein Hörsaal, der sehr verkehrsgünstig liegen wird: Denn direkt vor der Tür läuft die im Bau befindliche neue Straßenbahnlinie vorbei. Auch ein Café ist geplant.
Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch spricht von einem wichtigen Projekt, das den Eselsberg als regionales „Kraftzentrum für Beschäftigung, Wirtschaft und Innovationen“weiter stärken wird. Außerdem könne das Theater Ulm in Sachen Schminken und Kunstblut helfend eingreifen, so Czisch scherzhaft.
Das Übungshospital wird das 23-Millionen-Gebäude nicht alleine nutzen. Es zieht auch noch die Verwaltung des Medizinischen Dekanats sowie die „Braak-Akademie für Neuroanatomie“ein. Dies ist eine Weiterbildungseinrichtung für Forschung rund um den Aufbau des Nervensystems. Benannt ist sie nach dem Ulmer Seniorprofessor Heiko Braak, der seit Jahrzehnten an den Ursachen von Erkrankungen des Nervensystems wie etwa Demenz forscht und der mit den „Braak-Stadien“einen weltweiten Standard bei der Beschreibung der AlzheimerKrankheit gesetzt hat. Ganz anders als zunächst geschildert war ein Unfall zur Wochenmitte in Ehingen. Wie berichtet hatte ein 33-Jähriger schwere Verletzungen an den Beinen erlitten. So brachten ihn Bekannte ins Krankenhaus. Den Polizisten schilderten sie, er sei von einem Fahrzeug erfasst worden. Die Polizei ermittelte und kam zu einem anderen Ergebnis: Die Polizisten gehen davon aus, dass der 33-Jährige auf einem Firmengelände einen Unfall hatte. Er war dort offenbar mit einem Motorrad ohne Zulassung unterwegs und auch nicht im Besitz eines Führerscheins. (az) Für alle, die nach der Eltern- oder Pflegezeit wieder in das Berufsleben einsteigen wollen, gibt es die Wiedereinstiegsberatung der Agenturen für Arbeit. Am Dienstag, 17. Oktober, halten die Wiedereinstiegsberaterinnen der Agenturen für Arbeit Ulm und Neu-Ulm im Berufsinformationszentrum (BiZ) der Ulmer Arbeitsagentur einen Vortrag zum Thema „Wiedereinstieg – das bringt mich weiter!“. Anschließend können die Teilnehmer mit den Wiedereinstiegsberaterinnen ins Gespräch gehen und Beratungstermine vereinbaren. Der Vortrag beginnt um 9.30 Uhr, der Eintritt ist frei. (az)