So könnte der Vorplatz aussehen
Ein kleineres Dach, Bäume und Glaswürfel, die Fahrgäste bei schlechtem Wetter schützen sollen: Das ist der Zwischenstand für das Areal vor dem Bahnhof. Worüber noch gestritten wird
Das ursprünglich geplante Vordach für den Ulmer Hauptbahnhof haben die Stadträte nicht vergessen. Der neue Entwurf für den prägenden Platz kam im Bauausschuss nicht gut an. „Es sieht aus wie ein Tankstellendach, das ist nicht unbedingt der große Wurf“, kritisierte Winfried Walter (CDU), der sich die zu Beginn vorgesehene Lösung für den Vorplatz zurückwünschte.
Eigentlich hatte sich bei dem Architektenwettbewerb ein Entwurf durchgesetzt, bei dem sich ein großes, geschwungenes Dach über den gesamten Vorplatz zog. Warum das für den Citybahnhof nun doch nicht infrage kommt, rief Baubürgermeister Tim von Winning noch einmal in Erinnerung. Der Eingang zum Bahnhof wäre dem Regen ausgesetzt gewesen, weil diese Variante nur die Bus- und Straßenbahnhaltestellen überdeckt hätte. Zudem hält von Winning es aus städtebaulicher Sicht für schlecht – es habe eine Barrierewirkung zur Innenstadt. Dazu wären komplizierte Baumaßnahmen gekommen und für wartende Fahrgäste hätten zusätzlich Wände oder Ähnliches als Schutz vor Schlagre- gen und Spritzern durch Autos errichtet werden müssen.
Nun schlagen die Architekten, eine Arbeitsgemeinschaft der Büros Hullak Rannow Architekten aus Ulm und Hummert Architekten aus Dortmund, ein kleineres Vordach vor dem Eingang vor, das nachts angestrahlt werden kann.
Gerhard Bühler (Freie Wähler) widersprach Walters Kritik am neuen Entwurf. „Ich halte nichts davon, dig ist, präsentierte weitere Vorschläge der Architekten. Durch das veränderte Dach können die Leitungen für die Straßenbahnen anders angelegt werden als zu Beginn gedacht – sie fallen nun dezenter aus. In den Plan eingearbeitet haben die Architekten jetzt auch eigene Fahrradwege, die zuvor noch im Vorschlag gefehlt hatten. Am Rand des Vorplatzes könnten Baumreihen entstehen, breite Fußgängerwege sollen über die Friedrich-EbertStraße Richtung Innenstadt führen, Gebäude den Platz begrenzen. Für den Boden sind Naturstein und Asphalt vorgesehen, die Fahrgäste an den Bus- und Straßenbahnhaltestellen sollen sich in drei mal drei mal drei Meter großen Glaswürfeln unterstellen können, die an einer Seite offen sind.
An diesen sogenannten Kuben hatten die Stadträte einiges auszusetzen. Annette Weinreich (Grüne) fand sie so „provinziell“wie Wartehäuschen einer Bushaltestelle auf dem Land. Uwe Peiker (Linke) fürchtete, dass nur eine Handvoll Fahrgäste darin wirklich vor dem Wetter geschützt wird: „Der Rest wird leider nass.“Denise Niggemeier (Grüne) empfahl dagegen, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren: „Das ist kein Platz, auf dem man sich ewig aufhält“, sagte sie über den Bahnhofsvorplatz. Bei den Kuben solle vor allem auf die Barrierefreiheit für Rollstuhl- und RollatorFahrer geachtet werden.
Die Architekten sehen auch mehrere Fahrradabstellplätze vor, die für insgesamt 1500 Räder Platz bieten. Doch wie diese genau angelegt werden können, hängt von einer anderen Entscheidung ab: Wie groß wird der neue Busbahnhof gebaut? Gegen den Entwurf, der elf Stellplätze für Busse vorsieht, wehren sich Busunternehmer und die Industrieund Handelskammer der Stadt. Mehr als doppelt so viele Plätze seien nötig. Die Frage, welche Lösung sich am Ende durchsetzt, hat Einfluss auf die anderen Baumaßnahmen. Denn entsprechend viel oder wenig Platz bleibt beispielsweise für Radstellplätze. Von denen könnte in jedem Fall ein Teil kostenpflichtig und überwacht werden, wie Grünen-Politikerin Niggemeier anregte. Denn die Zahl der E-Bikes nehme zu und die Zahl der Diebstähle steige. Über den Busbahnhof wollen die Räte im November diskutieren.