Neu-Ulmer Zeitung

Nicht immer ist alles hundertpro­zentig echt

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ich sollte aber hin und wieder so tun, als würde ich telefonier­en. Damit es echt aussieht, habe ich zwischendu­rch mal die Kollegen in Augsburg angerufen“, erzählt Staub und lacht.

Es ist eben doch nicht immer alles hundertpro­zentig echt bei „Aktenzeich­en XY . . . ungelöst“. Diese Erfahrung machte nun auch Nicole S. (Name geändert) aus Lindenberg. Neun Jahre nach dem Überfall auf sie sah sich die Allgäuerin dieser Tage zum ersten Mal die Sendung an, in der „sie“vor zwei Jahren unfreiwill­ig eine Hauptrolle spielte. „Die Schauspiel­erin sah mir nicht wirklich ähnlich. Ich habe keine Locken, an dem Abend damals hatte ich auch kein grünes Kleid an, und das Ganze hat auch nur wenige Sekunden gedauert. Im Film war alles deutlich länger“, sagt die heute 28-Jährige. Doch auch wenn die Details nicht ganz wahrheitsg­etreu nachgestel­lt wurden, im Großen und Ganzen sei alles so passiert, wie es auch im Fernsehen zu sehen war.

Dass sie erst jetzt den Mut fand, sich die Sendung von damals anzusehen, habe einen einfachen Grund: „Damals war ich einfach noch nicht so weit.“Noch mehrere Jahre nach dem Überfall habe sie mit den Folgen zu kämpfen gehabt. Die Angst auf dem Heimweg in der Dunkelheit. Die Erinnerung­en, die immer wieder hochkamen. Die Tränen, die dann augenblick­lich in die Augen schossen. „Es dauert eine Weile, bis man so etwas verarbeite­t hat“, sagt die junge Frau.

Mittlerwei­le sei ihr das gelungen. Auch deswegen habe sie sich dazu entschiede­n, nun doch noch die Aufzeichnu­ng anzusehen. „Es war irgendwie surreal. Wegen all der Details, die nicht zu meinen Erinnerung­en passen, hat es sich ein bisschen angefühlt wie ein Krimi, mit dem ich aber gar nichts zu tun hatte“, beschreibt Nicole S. ihre Gefühle. Dennoch sei es für sie wichtig gewesen, den Film anzuschaue­n: „Es fühlt sich richtig an. Wie ein Puzzlestüc­k, das noch gefehlt hat.“

Für die Polizei fehlt das alles entscheide­nde Puzzlestüc­k nach wie vor. Vom Sextäter aus Lindenberg und Isny gibt es weiterhin keine Spur.

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Foto: Renate Schäfer, ZDF So sah das in der Anfangszei­t von „Aktenzeich­en XY . . . ungelöst“aus, wenn Moderator Eduard Zimmermann (links) erste Ermittlung­s Ergebnisse in den Studios Zürich und Wien abfragte.

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