„Für mich ist Musik Handarbeit“
Timo Handschuh führt am Samstag mit dem Philharmonischen Orchester in der Pauluskirche eigene Werke auf. Für den Ulmer Generalmusikdirektor eine schöne Erfahrung – aber auch Neuland
Herr Handschuh, in Ulm kennen Sie die Menschen als Generalmusikdirektor am Theater und Chef des Philharmonischen Orchesters – also in erster Linie als Dirigent. Am Samstag dirigieren Sie in der Pauluskirche vor dem eigenen Publikum die eigenen Werke. Wie fühlt sich das an?
Ich glaube, ganz gut! Wir haben dieser Tage geprobt und ich freue mich wahnsinnig, dass wir dieses Konzert machen. Vor allem die Mischung mit Werken von Johann Sebastian Bach. Ich verspreche mir viel davon, wenn die mathematisch-archaische Musik Bachs auf meine spätromantischen Kompositionen trifft.
Spüren Sie einen besonderen Druck?
Nicht wegen meiner Musik. Ich habe bewusst Stücke ausgewählt, von denen ich überzeugt bin, und bin sehr zuversichtlich, dass sie auch dem Publikum gefallen werden.
Wann haben Sie begonnen, selbst zu komponieren? Was war der Auslöser?
Im Alter von 17 Jahren habe ich ein Orgelkonzert geschrieben. Das war der Anfang. Während studiere, denke ich nicht ans Komponieren. Ich muss das, was der Komponist zu Papier gebracht hat, wieder lebendig machen – so wie ich es für richtig halte. Ich schaffe aus dem, was man mir gegeben hat, etwas Neues. Das ist fast wie komponieren. Wie ist es, mit dem eigenen Orchester die eigenen Stücke einzustudieren?
Das ist tatsächlich etwas komisch, wie ich diese Woche gemerkt habe.
Wie sind die Reaktionen der Musiker?
Sie schmunzeln! Wir haben gerade überhaupt sehr gute Laune. Ich bin teilweise erstaunt, wie schön meine Musik mit dem Orchester klingt. Trotzdem muss ich präzise und detailliert proben, so wie ich es bei anderen Komponisten tue. Das bedeutet manchmal natürlich, dass ich mein eigenes Stück kritisieren muss. Wenn ich spüre, dass man etwas besser machen kann, dann ändere ich das.
Was sind Ihre nächsten Projekte als Komponist?
Ich möchte ein Cellokonzert schreiben, für einen lieben Freund von mir, der ein wahnsinnig guter Cellist ist. Aber dafür fehlt mir gerade die Zeit. Wie viel Zeit veranschlagen Sie denn für ein solches Werk?
Mindestens zwei Monate. Für die Messe, die wir am Samstag aufführen, habe ich beispielsweise zwei Wochen für die Skizzen gebraucht, für das Ausschreiben der Orchesterstimmen noch einmal drei Wochen.
Zurück ins Theater. Dort dirigieren Sie als Nächstes die Operette „Die Piraten von Penzance“. Ist das für Sie als Dirigent eine leichte Übung oder nehmen Sie das genauso ernst?
Ich hab die „Piraten“schon einmal dirigiert und ich bin total verliebt in dieses Stück. Der Witz an der Geschichte ist, dass alles völlig falsch ist. Genauso ist die Musik: Man hört Zitate von Verdi oder Bellini, auch ein bisschen „Zauberflöte“. Alles ist durcheinander. Man muss diese schlichte Musik so brillant und humorvoll spielen, dass es die Leute vom Stuhl haut. Das ist nicht ganz einfach.
Interview: Marcus Golling O
Das Konzert findet heute, Samstag, um 19 Uhr in der Ulmer Pau luskirche, Frauenstraße 110, statt. Karten gibt es online unter theater ulm.de oder an der Abendkasse. Die Kulturabteilung der Stadt Ulm lädt Ulmer Kulturschaffende am Dienstag, 24. Oktober, zu einem „Project-Mentoring-Day“im Roxy ein. Diese neue Serviceleistung im Bereich der Kulturförderung soll Projektideen auf ihrem Weg zur Umsetzung noch individueller unterstützen. Mentoren beraten daher zu Fragestellungen aus den Bereichen Projektmanagement, Finanzplanung, Fördermöglichkeiten, Umsetzungsorte und Öffentlichkeitsarbeit. Beginn ist um 16 Uhr mit einem Impulsvortrag von Florian Schweer zum Thema „Pitching von Kreativ- und Kunstprojekten gegenüber Förderern, Unterstützern, Sponsoren“. Von 17 bis 19 Uhr findet die eigentliche Beratung statt. Zum Abschluss spricht um 19 Uhr Johann Angermann über „Crowdfunding in der Kultur“. Der Eintritt ist frei, um eine Anmeldung per E-Mail an kultur@ulm.de wird gebeten. (az) Der Don Kosaken Chor Serge Jaroff gastiert am Dienstag, 24. Oktober, um 19.30 Uhr mit einer festlichen Konzertgala in der Ulmer Pauluskirche. Alle Mitglieder des von Wanja Hlibka geleiteten Ensembles stammen nach Angaben des Tourneeveranstalters aus großen russischen Opernhäusern und verfügen über akademische Stimmbildung. Hlibka selbst sang als jüngstes Mitglied mehr als zwölf Jahre im Original Don Kosaken Chor. (az) O
Karten gibt es bei Traffiti im Service Center Neue Mitte, Telefon 0731/166 2177. Einen Gruselnachmittag für Kinder veranstaltet das Donauschwäbische Zentralmuseum am Sonntag, 22. Oktober, von 14 bis 17 Uhr. „Willkommen auf Draculas Schloss!“, heißt es eine Woche vor Halloween. Auf der Suche nach der Wahrheit über den Grafen erwarten die Besucher ein paar unheimliche Stunden. (az) „Swap Meet“ist der Name einer neuen Kneipe in der Finninger Straße 72. Zur Eröffnung heute, Samstag, spielen um 21 Uhr The Loose Brothers, ein rockigeres Seitenprojekt dreier Mitglieder der Blues Mothers aus Ulm. (az)