Blautal Center: Zurück in die Zukunft
Pünktlich zum 20. Geburtstag stehen im Einkaufszentrum Veränderungen an. Nachdem ein Verkauf vom Tisch ist, setzen Investoren auf neue Ideen und Altbewährtes
20 Jahre nach der Eröffnung ist das Ulmer Einkaufszentrum Blautal-Center im Umbruch: Während mit dem französischen Sportriesen Dechathlon am Donnerstag, 23. November, zwar der lang ersehnte neue Ankermieter eröffnet, sucht der neue Centermanager Guido Reuter gleichzeitig nach einer neuen Identität für eine Mall, die mit einer Gesamtfläche von 44 500 Quadratmetern lange Zeit als die größte ihrer Art im Land galt. Denn ein Weiter wie bisher ist durch den Einzug des Sport-Discounters nicht möglich. Denn erst durch den Auszug von namhaften Filialisten wie Body Shop oder Textilgeschäften wie Esprit wurde der Einzug von Decathlon ermöglicht. Denn ein Bebauungsplan schreibt eine gewisse Höchstgrenze an „innenstadtrelevanten Sortimenten“(wie etwa Textil und Sport) fest.
Zugkräftige Mieter wie etwa die Textilketten Primark oder TKMaxx, die bekanntermaßen auf Expansionskurs sind, kommen also für die derzeit 14 leer stehenden Ladengeschäfte nicht in Frage. Wie Reuter, der im Juli dieses Jahres seinen Job antrat, betont, habe Wealthcap, der Besitzer der Immobilie, nun ein längeres Engagement in Ulm geplant. „Der Verkauf ist vom Tisch“, sagt der bei Potsdam aufgewachsene smarte 43-Jährige. Wie berichtet, versuchte der Immobilen-Fonds, das Einkaufszentrum zu verkaufen. Doch eine Einigung sei nicht zustande gekommen. Nun würden innerhalb der Wealthcap zahlreiche Ideen geprüft, wie es mit dem Center weitergeht. Reuter ist klar, dass durch den Erfolg des Online-Handels Einkaufszentren der Zukunft generell kleiner würden. Zumindest, was die Verkaufsfläche angeht. Das Erlebnis stehe im Fokus. Denkbare Nutzer der früheren Ladenflächen seien deswegen erlebnisorientierte Freizeitnutzungen wie etwa Spieleparks, Kletterhallen oder – wie im Blautalcenter bereits umgesetzt – Fitnessstudios. Auch über einen Umbau von Teilen des BlautalCenters in Wohnungen werde nachgedacht. „Aber da ist nichts spruchreif“, sagt Reuter.
Erste Priorität habe nun die Beseitigung des auffälligsten Leerstands der 1997 eröffneten Mall: Die knapp 7000 Quadratmeter, die bis Ende 2016 der V-Markt belegte. „Unser Ziel ist, wieder einen Le-
bensmittler anzusiedeln“, sagt Reuter. Sollte das gelingen, könne zusammen mit den zusätzlichen Kunden durch die Zugkraft von Decathlon wieder an frühere Kundenfrequenzen angeknüpft werden. Es gebe bereits erste Gespräche, Namen nennt Reuter nicht.
Nachdem jedoch Edeka in den Sedelhöfen sowie bei Möbel-Mahler (Neu-Ulm) eröffnet und Rewe in Ulm nur einen wirklich großen Supermarkt (Wielandstraße) betreibt, ist klar, wie der Wunschkandidat heißt. Reuter rechnet damit, dass die Ex-V-Markt-Fläche aufgeteilt wird und sich dann rund um einem Supermarkt ein Nahversorgungs- zentrum mit Post, Frisör, Blumenladen und Co entsteht. Auch hier betont Reuter: Spruchreif ist noch nichts.
Eine verschärfte Konkurrenzsituation mit der Neu-Ulmer GlacisGalerie sieht Reuter nicht. Vielmehr haben beide das Internet als großen Gegner vor der Stirn. Reuter schätzt, dass sich das Einzugsgebiet der beiden regionalen Einkaufsriesen nur zu maximal 30 Prozent überschneide. Das Blautal-Center schiele mehr auf Kundschaft in Richtung Schwäbischer Alb und Alb-Donau-Kreis, die Glacis-Galerie ziele auf bayerische Kunden. Was die Sortimente angeht, wolle sich das Blautal-Center durch den kommenden Decathlon und den etablierten Inter-Sport Wolf als die sportlichere Alternative präsentieren. In der Glacis-Galerie buhlt Ochsner Sport alleine um Kunden.
Zur Abrundung würde Reuter noch ein Radgeschäft vorschweben. Ein Solches eröffnet im März kommenden Jahres in Neu-Ulm. Allerdings nicht in der Glacis-Galerie, sondern ein paar Meter weiter bei Möbel-Mahler. Das Möbelgeschäft im Neu-Ulmer Starkfeld wird zudem durch die Ansiedlung von Modepark Röther auf 7000 Quadratmetern den Wettbewerbsdruck weiter verschärfen.