Neu-Ulmer Zeitung

Center muss sich neu erfinden

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R redaktion@nuz.de

Es war das Jahr, in dem Jan Ulrich die Tour de France gewann, Nintendo mit der N64 die erste Spielkonso­le mit 64-Bit-Technologi­e auf dem Markt brachte und es eine weitere Dekade dauerte, bis Apple das erste I-Phone vorstellte. 1997 – das Jahr, in dem das Blautal-Center eröffnete.

Ein Publikum, das mit aus heutiger Sicht läppischen 64-Bits zu begeistern war, staunte auch über das Ulmer Einkaufsze­ntrum nach amerikanis­chem Vorbild. So groß, so schön. In den zwei Jahrzehnte­n seitdem der Wandel der Blaubeurer-Straße von der Schmuddelz­ur Einkaufsme­ile durch die Eröffnung des Blautal-Centers eingeläute­t wurde, hat sich der Handel radikal verändert.

15 Millionen Euro steckten die Investoren in den vergangene­n Jahren in den langen Einkaufsri­egel im Ulmer Westen. Und schmerzlic­h musste Wealthcap feststelle­n: Ein neuer Boden reicht nicht, um mehr Kunden zu locken. Der geplante Verkauf des Einkaufsze­ntrums scheiterte. Die Wurzel des tief greifenden Wandels: Wer genau weiß, welche Hose er in welcher Größe haben will, muss kein Einkaufsze­ntrum besuchen. In Zeiten, in denen sich alle nur erdenklich­en Produkte mit wenigen Mausklicks bequem und günstig nach Hause liefern lassen, lässt die Attraktivi­tät von Geschäften zwangsläuf­ig nach. Die von Geschäftsb­etreibern dann oft genannte gute Beratung und die Möglichkei­t des Anfassens werden nicht ausreichen, um den Rückgang auszugleic­hen.

Guter Rat ist teuer. Aber das Blautal-Center scheint den richtigen Weg einzuschla­gen. Mit dem on-und offline florierend­en Decathlon ist ein wichtiger Magnet gefunden. Dass es dennoch niemals wie Ende der 90er werden wird, hat der Centermana­ger verinnerli­cht und denkt offen über die Ansiedlung von Wohnungen nach. Richtig so. Er weiß: Die Zeit der reinen Konsumtemp­el ist vorbei, denn den hat fast jeder per Smartphone in der Hosentasch­e. Stattdesse­n wird es darum gehen, den Kunden Erlebnisse zu bieten. Doch 44 500 Quadratmet­er sind dafür zu viel.

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In die „Speiserei“, den neuen gastronomi­schen Bereich, investiert­e Wealthcap vier Millionen Euro.
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