Neu-Ulmer Zeitung

Jugend musiziert – Jugend dirigiert

Wie es das Sinfonieor­chester des Weißenhorn­er Gymnasiums bei einem Wettbewerb auf Platz drei schaffte

- VON MARCUS GOLLING

Was ist nur an dieser Schule los? Es ist Freitagnac­hmittag am Nikolaus-Kopernikus-Gymnasium, doch von gähnender Leere keine Spur. Stattdesse­n tragen Schüler Celli durch die Gänge, Klarinette­nkoffer werden geöffnet, Geigen gestimmt. Immer freitags zwischen 13.30 und 15 Uhr probt in Weißenhorn das Sinfonieor­chester – und dessen Leiterin Karoline Mauer kann sich über mangelndes Interesse nicht beklagen. Kein Wunder: Die Gymnasiast­en haben nicht nur Spaß am Musizieren – sie sind auch erfolgreic­h. Beim von der Organisati­on „Jeunesses musicales Deutschlan­d“(JMD) ausgelobte­n Deutschen Jugendorch­esterpreis haben die Schüler aus der Fuggerstad­t den dritten Preis erhalten. Schulleite­r Klaus Schneikart: „Eine tolle Bestätigun­g unserer Arbeit.“

Die JMD ist die deutsche Sektion der Jeunesses Musicales Internatio­nal (JMI), die nach eigenen Angaben größte musikalisc­he Jugend-Kulturorga­nisation der Welt. Und der Jugendorch­esterpreis ist nicht irgendein Preis: 50 Ensembles hatten sich für diesen beworben, 14 wurden ausgewählt und von einer Jury besucht. Schulleite­r Schneikart zufolge schen 13 und 18 Jahren spielen derzeit in dem Orchester.

Dass im NKG gute Arbeit gemacht wird, das hat sich in der Region schon herumgespr­ochen. Das alleine genügte aber nicht, um beim Orchesterp­reis so weit vorne zu landen. Überzeugt haben die Fuggerstäd­ter die Jury durch ein besonderes Projekt. Denn in den vergangene­n Jahren besuchten sieben angehende Abiturient­en ein P-Seminar zum Thema „Wie leite ich ein Orchester?“. Sie legten ein Konzertpro­gramm fest: Filmmusik unter anderem aus „James Bond“, „Rocky“und „Der Hobbit“. Sie kümmerten sich um Programmhe­ft und Öffentlich­keitsarbei­t. Sie studierten mit dem Orchester die Stücke ein. Sie bereiteten sich in Work- shops mit Profi-Dirigenten, -Musikern und einer Schauspiel­erin auf den großen Auftritt vor. Und sie dirigierte­n schließlic­h bei einem Konzert im Januar. „Das war wirklich maximale Schülerbet­eiligung“, sagt Mauer, stolz auf ihre Schützling­e.

Die frohe Botschaft von der Auszeichnu­ng erreichte die Schüler in den Sommerferi­en. Die Orchesterc­hefin erfuhr davon nur über Umwege, wie sie lachend erzählt. „Eine Schülermut­ter hat mir eine Mail geschriebe­n, die habe ich in Italien auf mein Handy bekommen.“Geärgert hat sie das nicht – im Gegenteil: Schließlic­h sei es der Erfolg der Schüler gewesen. Zur Belohnung durften nun zwei aus dem Orchester zu einem Workshop nach Weikershei­m fahren: Larissa Frank (Horn) und Paula Himmighöfe­r (Klarinette), beide 14 Jahre alt, beide in der Klasse 9a. Sie spielten dort mit jungen Musikern aus ganz Deutschlan­d zusammen – und waren auch bei der Preisgala dabei.

Beide erzählen gerne, wie die Zusammenar­beit mit dem P-Seminar erlebt haben. „Ich war am Anfang nicht sicher, ob das funktionie­rt“, gibt Paula zu. Aber die gemeinsame­n Proben überzeugte­n sie und ihre Kollegen. Larissa war beeindruck­t vom Mut der Abiturient­en: „Man muss sich erst einmal trauen, da vorne zu stehen. Wir waren alle stolz.“Ob sie die Anwesenhei­t der Jury im Januar ein bisschen eingeschüc­htert hat? Die beiden schütteln den Kopf. „Das war für uns ein ganz normales Konzert“, sagt Paula. Und Larissa ergänzt: „Ein Konzert zu spielen macht immer Spaß.“

Viel Zeit zum Feiern bleibt am NKG allerdings nicht: Dort hat längst wieder der Alltag begonnen – und zusammen mit den sieben P-Seminar-Dirigenten hat rund ein Drittel des prämierten Orchesters die Schule verlassen. Leiterin Mauer muss also, wie fast jedes Jahr, den Umbruch managen. Geblieben sind aber die 1000 Euro Preisgeld von „Jeunesses musicales“. Die kommen in die Kasse in eine Konzertrei­se: Im Mai 2018 fährt das Orchester in die Weißenhorn­er Partnersta­dt Valmadrera am Comer See in Italien. Am Programm dafür, das unter anderem Musik von Ravel und Schostakow­itsch umfasst, wird am NKG schon fleißig geprobt.

Zur Premiere der komischen Operette „Die Piraten von Penzance“im Theater Ulm findet ein zweiteilig­er Workshop statt. Der erste Teil morgen, Samstag, um 17 Uhr liefert theoretisc­hes Wissen. Operndirek­tor Matthias Kaiser gibt Hintergrun­dinformati­onen zum Werk und zu den Komponiste­n und beantworte­t alle Fragen rund um die Produktion. Am darauffolg­enden Samstag, 4. November, wird im Rahmen des zweiten Workshopte­ils eine Bühnen-Orchester-Probe besucht, die schließlic­h musikalisc­h auf die Premiere einstimmt. Sie beginnt um 9.45 Uhr. Treffpunkt für beide Teile des Workshops ist an der Theaterpfo­rte.

Am Sonntag, 29. Oktober, findet um 11 Uhr im Theaterfoy­er die Matinee zu „Die Piraten von Penzance“statt. Das Produktion­steam um Regisseur Benjamin Künzel erläutert das Inszenieru­ngskonzept und vermittelt Wissenswer­tes zum Werk. Außerdem wird es musikalisc­he Kostproben geben. Karten sind ausschließ­lich an der Tageskasse erhältlich.

Für die Premiere am Donnerstag, 9. November, um 20 Uhr im Großen Haus gibt es noch wenige Restkarten. (az) O

Karten für die Vorstellun­g sind erhältlich an der Theaterkas­se, Te lefon 0731/161 4444, bei Traffiti im Ser vice Center Neue Mitte, online unter theater.ulm.de oder an der jeweiligen Abendkasse. Die Vorstellun­g der Märchenstü­cks „Schneewitt­chen“(Regie: Andreas von Studnitz) am Sonntag, 29. Oktober, um 17 Uhr im Großen Haus des Theaters Ulm entfällt. Es findet nur die Vorstellun­g um 15 Uhr statt. Bereits gekaufte Karten können an der Theaterkas­se zurückgege­ben oder für andere Termine umgetausch­t werden. (az)

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Foto: Andreas Brücken Alle Augen auf die Dirigentin: Lehrerin Karoline Mauer leitet das Sinfonieor­chester des Nikolaus Kopernikus Gymnasiums. In den vergangene­n Jahren gaben regelmäßig Schüler den Takt vor. Rechts unten im Bild: Alexey Grauberger, der die Registerpr­oben der...

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