Seine Performance wirkt überraschend unsicher
und Deutschpop. Das ist den Jazz Kids geschuldet, allesamt Vollbutmusiker, zusammengetrommelt für den „Oh Boy“-Soundtrack (2012). Diese Bandbreite fehlt Schillings’ Gesang. Seine Stimme ist zwar einprägsam, doch fehlt es ihr an Fülle und sie hält auch nicht lange. Zu oft wird ganz offensichtlich der HallEffekt darübergelegt oder die Bandkollegen singen unterstützend mit. Auch in der Performance wirkt er auf dieser Bühne unsicher, tanzt mit dem Rücken zum Publikum, feiert seine Musiker mehr als seine Fans im Roxy.
Das ändert sich gegen Ende, da steigt er fürs Finale ins Publikum, tanzt ein bisschen mit den Fans. Zwischendurch stellt er die Behauptung auf „Es gibt keine guten Musiker in Deutschland“, was schon ziemlich vermessen klingt für jemanden, der eine solche Tour nun wirklich nicht wegen seines Gesangtalents absolvieren kann. Die Leute wollen den berühmten Schauspieler sehen und mal hören, ob der singen kann.
Was ihm zugestanden werden muss: Leidenschaft! Die ist zu spüren und bricht bei einigen Songs durch. Die eigenen Texte sind tiefsinnig, aber nicht preisverdächtig. Die besten Stücke des Abends sind also tatsächlich die Coversongs. Von den alten und toten Musikern. Und, lieber Tom Schilling: Es gibt mehr noch lebende, junge und sehr gute Musiker und Sänger, als Sie denken. Gerade in Berlin, wo sie leben. Diese Künstler bekommen auf der Bühne jedoch nicht die Aufmerksamkeit.
„Ja oder nein“heißt einer der Schilling-Songs. Er handelt von Unentschlossenheit. Mit diesem Gefühl sind sicher einige nach diesem Abend nach Hause gegangen. Oft haben sie die Konzertsaison im Birkenried beendet, jetzt geben Grachmusikoff ihr letztes Konzert im Kulturgewächshaus. Die Schwabenrocker aus Bad Schussenried treten von der Bühne ab. In Tübingen werden sie sich von ihren Fans endgültig verabschieden. Zuvor sind sie morgen, Samstag, um 20 Uhr zu Gast im Kulturgewächshaus zwischen Günzburg und Gundelfingen. Gitarrist Hansi Fink steht seit 38 Jahren mit den Zwillingen Alexander und Georg Köberlein auf der Bühne. (az)