Neu-Ulmer Zeitung

Der Mann im Hintergrun­d

Toure Murry ist ein ruhiger Typ, aber gegen Gran Canaria hat er gut gespielt. Damit könnte er seinem Trainer ein Problem beschert haben, das der wahrschein­lich gerne hat

- VON PIT MEIER

Wer Toure Murry beobachtet, der könnte tatsächlic­h den Eindruck gewinnen, dass der Mann mit der Erfahrung aus mehr als 50 Einsätzen in der NBA bei Ratiopharm Ulm noch nicht wirklich angekommen ist. Während sich die Mannschaft­skameraden vor dem Spiel im Basketball-Eurocup gegen Gran Canaria bereits warm machen, steht Murry noch an der Seitenlini­e und schaut zu. Bei den Auszeiten hält sich der 27-jährige Texaner auch gerne abseits, eine erhobene Hand ist für seine Verhältnis­se schon so etwas wie ein Temperamen­tsausbruch. Die Ulmer sagen, dass dieser Toure Murry halt einfach ein ruhiger und introverti­erter Typ ist und diese Erklärung ist am Mittwoch ein Stück weit plausibler geworden. Murry hat beim Ulmer 97:87-Sieg gegen die spanische Spitzenman­nschaft zwei Dreier bei zwei Versuchen getroffen, insgesamt zehn Punkte erzielt und dem Gegner drei Mal den Ball geklaut. Es war seine bisher beste Vorstellun­g im Ulmer Trikot – auch nach dem Urteil von Trainer Thorsten Leibenath.

Der könnte damit ein Problem bekommen, das ein Trainer eigentlich gerne hat. Inzwischen verdichten sich nämlich die Anzeichen, dass die Ulmer sich einen personelle­n Nachschlag gönnen. Die Verpflicht­ung des amerikanis­chen 2,03-Meter-Mannes Jerrelle Benimon steht dem Vernehmen nach unmittelba­r bevor und sie wird wohl in den nächsten Tagen auch offiziell verkündet. Er wäre allerdings der siebte Ausländer im Kader. Ein anderer müsste also gehen oder in der Bundesliga pausieren. Toure Murry hat gegen Gran Canaria gezeigt, dass das dann nicht notwendige­rweise er sein muss.

Der Texaner war allerdings auch am Mittwoch eher der Mann im Hintergrun­d. Entschiede­n hat das Spiel gegen die Spanier wie so viele andere in seinen nunmehr fast zehn Jahren bei Ratiopharm Ulm Per Günther. Mit vier Dreiern in den letzten dreieinhal­b Minuten und 16 der letzten 20 Punkte seiner Mannschaft. „Das hat uns nicht überrascht“, sagte Eulis Beaz, der 35-jährige Center-Veteran von Gran Canaria aus der Dominikani­schen Republik: „Aber wir konnten ihn nicht stoppen.“Die Ulmer Fans freuen sich derweil, dass hoffentlic­h der Per Günther zurück ist, der vor anderthalb Jahren mal Oldenburg fünf Dreier und insgesamt 35 Punkte eingeschen­kt hat.

Ist damit bei Ratiopharm Ulm nach einem miserablen Start in die Bundesliga-Saison mit fünf Niederlage­n in den ersten sechs Spielen also wieder alles im grünen Bereich? Das

wäre nach den bisherigen Erfahrunge­n eine sehr kühne Schlussfol­gerung. Man erinnere sich: Den 83:73-Sieg im Eurocup gegen die türkische Mannschaft von Tofas

Bursa vor gut zwei Wochen hatte den Ulmern auch kaum jemand zugetraut. Drei Tage später setzte es in der Bundesliga prompt eine Niederlage in Jena.

In der heimischen Brühlhalle sind die Elchinger ScanplusBa­skets eine Macht. Das haben zuletzt die bis dahin ungeschlag­enen Rhöndorfer Dragons zu spüren bekommen, die mit 103:72 abgewatsch­t wurden. Den saisonüber­greifend elften Heimsieg in Folge in der Pro B wollen die Elche nun am Samstag (19 Uhr) gegen die Gießener Bundesliga-Reserve landen. Dass sie Verletzung­en und Krankheite­n wie die von Gregory Graves, Kevin Wysocki und Filmore Beck mit einer starken Mannschaft­sleistung kompensier­en können, das haben sie ja gegen Rhöndorf bewiesen. Am Mittwoch hat sich allerdings auch noch Edin Alispahic am Knie verletzt. „Wahnsinn“, sagt der Elchinger Trainer Dario Jerkic.

Gießen liegt mit bisher drei Siegen und zwei Niederlage­n auf Tabellenpl­atz fünf. Bekanntest­er Spieler bei den Mittelhess­en ist Johannes Lischka, dem vor vier Jahren ein Gehirntumo­r operativ entfernt wurde und der daraufhin seine Bundesliga-Karriere beenden musste. In der Pro B ist er allerdings mit gut 20 Punkten im Schnitt bester Werfer seiner Mannschaft. (az)

 ?? Foto: Imago/Eibner ?? Der Ulmer Kapitän Per Günther (links) ist ein eher extroverti­erter Typ. Bei seinem Mannschaft­skameraden Toure Murry ist dage gen ein erhobener Arm schon so etwas wie ein Temperamen­tsausbruch.
Foto: Imago/Eibner Der Ulmer Kapitän Per Günther (links) ist ein eher extroverti­erter Typ. Bei seinem Mannschaft­skameraden Toure Murry ist dage gen ein erhobener Arm schon so etwas wie ein Temperamen­tsausbruch.

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