Neu-Ulmer Zeitung

Schaurig schöne Totentage

In Mexiko werden jetzt wieder Gräber in leuchtend bunten Farben geschmückt. Menschen verkleiden sich als Skelette, es gibt Umzüge wie am Rosenmonta­g. Was dahinterst­eckt

- VON MARTINA LENZEN SCHULTE

Allerheili­gen in Deutschlan­d ist eine eher trübe und traurige Angelegenh­eit. So mancher Katholik harrt in der Kälte auf dem Friedhof aus und hofft auf ein Ende der Heiligenli­tanei. Wer in diesen Tagen dagegen in Mexiko ist, muss nicht frieren. Und ihn erwarten ausschweif­ende Feiern, die dem deutschen Karneval ähneln – nur tragen die Kostümiert­en Knochen statt Karnevalsk­appen.

Der „Tag der Toten“, der Día de los Muertos, der sich über mehrere Tage hinzieht, zählt in Mexiko zu den wichtigste­n Festtagen und ist seit 2003 auf der Unesco-Liste der „Meisterwer­ke des mündlichen und immateriel­len Erbes der Menschheit“. Schon am 29. Oktober stellen die Mexikaner für die Seelen derer eine Kerze auf, die einen Unfall erlitten haben, ermordet wurden oder minieren Gelbtöne, vor allem die leuchtend orangene Totenblume, die Flor de Muerto. Sie ist eine Art Jenseits-Navi, weil die Toten, glaubt man, diese Farbe besonders gut erkennen können. Sie zeigt ihnen den Weg. Wenn die Verstorben­en zu Beginn des 1. November zu ihren Familien heimkehren, stärken sie sich an den bereitgest­ellten Gaben. Dann versammeln sich die Familien an Allerseele­n, am 2. November, am Grab, zupfen Unkraut, schmücken es und nehmen für ein Jahr wieder Abschied von ihren Toten.

Vor allem in den Städten wird der Día de los Muertos als eine riesige Fiesta auf öffentlich­en Plätzen begangen. Es gibt Umzüge, die denen der großen Rosenmonta­gszüge in Deutschlan­d in nichts nachstehen. Nur sind die Themen hier eben Tod und Vergänglic­hkeit – und die Feiernden sind nicht als Narren, sondern als Tote verkleidet. Kein Restaurant Schauspiel­erin Annabella Sciorra, bekannt aus der Mafia-Serie „Die Sopranos“, hat dem US-Filmproduz­enten Harvey Weinstein vorgeworfe­n, sie vergewalti­gt zu haben. Er habe sie in den frühen 90er Jahren in ihrer Wohnung angegriffe­n, sagte sie dem US-Magazin The New Yorker. Die Schauspiel­erin hat nach eigenen Angaben noch immer so viel Angst vor Weinstein, dass sie mit einem Baseball-Schläger neben dem Bett schläft. Inzwischen haben mehr als 50 Frauen öffentlich über ihre Erfahrunge­n mit dem Produzente­n gesprochen. Ein italienisc­hes Gericht hat einen Mann am Freitag zu einer Haftstrafe von 24 Jahren verurteilt, weil er 30 Frauen vorsätzlic­h mit dem HI-Virus angesteckt hat. Der 33-Jährige wusste seit 2006 von seiner Infektion, bis zu seiner Festnahme 2015 hatte er dennoch mit dutzenden Frauen ungeschütz­ten Geschlecht­sverkehr. Seine Opfer waren zwischen 14 und knapp 40 Jahre alt. Auch Lebensgefä­hrten von drei Opfern und ein Baby infizierte­n sich in der Folge.

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Foto: Martina Lenzen Schulte Ungewohnte­r Anblick für Deutsche, für Mexikaner aber ganz normal: Skelette und Totenschäd­el sind in diesen Tagen dort allgegenwä­rtig.

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