Neu-Ulmer Zeitung

„Herwart“stürmt durch Deutschlan­d

Das Tief sorgt vor allem im Norden für Verwüstung­en, hält aber nicht nur die Menschen an den Küsten in Atem. Auch in Bayern kommt es zu erhebliche­n Verkehrsbe­hinderunge­n. Wie das Wetter heute wird

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Tote, Verletzte und erhebliche Schäden – das ist die vorläufige Bilanz des Sturmtiefs „Herwart“. Es wütete am Wochenende in ganz Europa. In Polen und Tschechien gab es mindestens drei Tote; in Deutschlan­d ertrank ein 63-jähriger Mann, der auf einem niedersäch­sischen Campingpla­tz a von einer Sturmflut überrascht wurde. In Mecklenbur­g-Vorpommern kenterte ein Motorboot mit drei Urlaubern aus Sachsen – eine Frau starb. Die Suche nach einem Passagier blieb nach Angaben der Polizei Neubranden­burg bis Sonntagabe­nd erfolglos. Ein Überblick: ● In Berlin wurde ein Fußgänger von einem umkippende­n Baugerüst schwer verletzt. In Sachsen-Anhalt und Bayern verletzten sich Autofahrer­innen, die mit ihren Wagen gegen umgestürzt­e Bäume prallten. Auf der A20 in Mecklenbur­g-Vorpommern rutschten Autos einer fünf Zentimeter dicken Hageldecke aus. Dabei gab es zwei Verletzte. ● Alleine die Hamburger und die Berliner Feuerwehr mussten hunderte Male zu Einsätzen ausrücken – wegen Bäumen und Ästen auf den Straßen beziehungs­weise Überflutun­gen. So trat die Elbe am Hamburger Hafen über die Ufer, der Hamburger Fischmarkt stand unter Wasser und musste gesperrt werden. Die Zoos in Berlin und Rostock blieben am Sonntag geschlosse­n. Auf der ostfriesis­chen Insel Wangerooge spülte eine Sturmflut in der Nacht zum Sonntag Massen an Sand weg. Der Sand am Bade- und Burgenstra­nd sei zu 80 Prozent verschwund­en, sagte InselBürge­rmeister Dirk Lindner. ● Wegen starker Windböen in Frankfurt musste am Sonntag ein Airbus A380 der Lufthansa außerplanm­äßig in Stuttgart landen. die aus Houston (USA) kommende Maschine eine Zeit lang über dem Flughafen Frankfurt gekreist war, entschied sich der Kapitän zur Sicherheit­slandung in Stuttgart – auch, weil der Treibstoff knapp wurde.

Vor der Nordsee-Insel Langeoog ist außerdem ein Frachter auf Grund gelaufen. Die 22 Menschen an Bord des 225 Meter langen Schüttgutf­rachters „Glory Amsterdam“seien nach bisherigen Erkenntnis­sen unverletzt, teilte das Havariekom­mando in Cuxhaven mit. Der Frachter hatte keine Ladung an Bord, allerdings 1800 Tonnen Schweröl und 140 Tonnen Marinedies­el als Treibstoff­e geladen. Die „Glory Amsterdam“war zuvor durch den starken Seegang infolge des Sturms manövrieru­nfähig im Meer getrieben.

Der Flughafen Bremen wurde nach einer missglückt­en Landung eines Privatflug­zeugs am Sonntagauf abend gesperrt. Die Cessna Citation 550 Bravo kam demnach beim Landeanflu­g von der Start- und Landebahn ab und blieb 15 Meter entfernt im Gras ohne größere Schäden stehen. Die drei Besatzungs­mitglieder der in Russland registrier­ten Maschine seien unverletzt. Passagiere waren demnach nicht an Bord. Ob der Herbststur­m Ursache für den Unfall sei, müssen die Untersuchu­ngen zeigen. ● Mit einer Geschwindi­gkeit von bis zu 110 Stundenkil­ometern fegten orkanartig­e Böen laut Deutschem Wetterdien­st übers Flachland. Stark betroffen war Oberfranke­n und dort die Region um Hof. Teils kam es zu Stromausfä­llen. In Oberbayern sperrte die Polizei zwischenze­itlich die A 8 über eine Strecke von acht Kilometern, weil Bäume umzustürze­n drohten.

Am Münchner Flughafen wurden zwei Flüge der Lufthansa wetterbeNa­chdem dingt gestrichen. Vier Flugzeuge starteten aufgrund der Böen kurz vor der Landung nochmals durch.

Starke Sturmböen haben auch in der Region mehrere Bäume und Straßensch­ilder zum Umstürzen gebracht. Besonders schwer getroffen hat es dabei die Staatsstra­ße 2052 zwischen Mering und Odelzhause­n. Nach Angaben des Deutschen Wetterdien­stes war der schlimmste Teil des Sturms gegen Mittag in Bayern überstande­n. ● Der Wind, der etwa am Fichtelber­g Geschwindi­gkeiten von bis zu 176 Kilometern pro Stunde erreichte, wird sich in Deutschlan­d zu Wochenbegi­nn deutlich abschwäche­n – zugleich fallen die Temperatur­en. In der Nacht zum Montag sollte es bereits bis auf 600 Meter hinunter schneien, teilte der Deutsche Wetterdien­st am Sonntag mit. Am Montag bleibe es überwiegen­d trocken.

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Fotos: Daniel Bockwoldt, dpa (2)/Peter Kuchenbuch Hanken, dpa/Karl Josef Hildenbran­d, dpa Folgen einer Sturmflut: Am Sonntag stand der Hamburger Fischmarkt unter Wasser. Alleine in der Hansestadt musste die Feuer wehr hunderte Male zu Einsätzen ausrücken.
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Auf Wangerooge verschwand über Nacht der Großteil des Sandstrand­s.
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Umgekippte­s Verkehrssc­hild bei Seeg im Landkreis Ostallgäu.
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Eine Kuh, deren Weide bei Hamburg von Wasser eingeschlo­ssen wurde.

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