Michael Gregoritsch fegt Werder weg
Der Österreicher erzielt beim verdienten 3:0-Auswärtserfolg des FC Augsburg bei den Hanseaten zwei Treffer. Ein Nachfolger von Bremens Trainer Nouri scheint schon gefunden
Nicht Sturmtief Herwart hat gestern Werder Bremen aus dem Weserstadion gefegt, sondern der FC Augsburg. Besser gesagt: Offensivakteur Michael Gregoritsch. Der 23-jährige Österreicher erzielte beim 3:0 (2:0)-Auswärtserfolg zwei Treffer. Seine persönliche Bilanz gegen Bremen lautet nun: Sechs Tore in fünf Spielen. „Wenn man 3:0 auswärts siegt, selbst zwei Tore schießt und völlig verdient gewinnt, kann man von einem fast perfekten Nachmittag sprechen“, sagte Gregoritsch nach den 90 erfolgreichen Minuten.
Als Schiedsrichter Sören Storks (Velen) gestern das Auswärtsspiel des FC Augsburg bei Werder Bremen anpfiff, war im Stadion vom Sturmtief Herwart nicht viel zu spüren. Es schien sogar die Sonne. Doch der Herbststurm hatte die Pläne vieler Augsburger Fans, die erst am Sonntag mit der Bahn anreisen wollten, durcheinandergewirbelt. Aus Sicherheitsgründen hat die Deutsche Bahn im Norden fast den gesamten Verkehr eingestellt. 300 der 600 angekündigten FCA-Fans verpassten das Auswärtsspiel. Schade. FCA zeigte gestern eine fast perfekte Auswärtsleistung.
FCA-Trainer Manuel Baum war dementsprechend gut aufgelegt: „Wir haben gegen Hannover einige Fehler gemacht, die wir diesmal vermieden haben. Wir waren defensiv sehr stabil. Insgesamt bin ich sehr zufrieden, auch wenn wir das eine oder andere Tor mehr hätten machen können.“Damit hat sich der FCA nach zuletzt vier sieglosen Spielen eindrucksvoll zurückgemeldet und mit 15 Punkten den Anschluss an das obere Tabellendrittel wiederhergestellt. Werder hingegen bleibt weiter sieglos und mit nur fünf Punkten Vorletzter.
Die Zukunft von Trainer Alexander Nouri ist ungewisser denn je. Sportchef Frank Baumann ist auf jeden Fall öffentlich von ihm abgerückt. „Ich weiß nicht, wie es mit Alexander Nouri weitergeht“, sagte Baumann in einer Medienrunde nach dem Spiel. Nouri soll zwar am heutigen Montag das Training leiten. Doch Baumann sagte auch: „Aber ich kann jetzt nicht sagen, ob er Trainer bleibt.“Laut der Welt soll Werders Nachwuchstrainer Florian Kohfeldt bis zur Winterpause einspringen.
Der FCA agierte von Beginn an aus einem engmaschig geknüpften Abwehrverbund heraus und verlegte sich auf sein einstudiertes Umschaltspiel. So entwickelte sich für die Zuschauer keine schön anzuschauende Partie, doch lag dies hauptsächlich an den Gastgebern, die kaum ein Mittel fanden, die FCA-Defensive in Verlegenheit zu bringen. Der FCA hingegen agierte bei seinen Kontern beeindruckend effizient. Nachdem Daniel Baier in der 39. Minute mit einem sehenswerten Direktschuss nur das Lattenkreuz traf, machte es nicht einmal 60 Sekunden später Michael Gregoritsch besser. Er köpfte eine Flanke von Philipp Max zur 1:0-Führung (40.) ein.
Und der FCA ließ nicht locker. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte wurde Alfred Finnbogason im Strafraum gefoult. Finnbogason trat selbst an, verwandelte zum 2:0 (45.+2) und beendete damit seine Torflaute. Es war das 250. Tor des FCA in der Bundesliga-Historie.
Nach dem Wechsel machte WerDer der 15 Minuten Dampf, doch dann traf Gregoritsch zum 3:0 (61.). Die Entscheidung für Werder-Trainer Nouri: „Das war, als ob man uns den Stecker zieht.“Und wäre der FCA mit seinen Chancen nicht so fahrlässig umgegangen, wäre auch ein 0:5 oder 0:6 möglich gewesen. Aber auch so war die Stimmung in Bremen im Keller. „Aufhören“und „Nouri raus“-Sprechchöre hallten durch das Werder-Stadion. Es wird nicht wegen Herwart stürmisch bleiben. Beim FCA hingegen kann man gelassen den weiteren Aufgaben entgegensehen. Am Samstag gastiert das punktgleiche Leverkusen in der WWK-Arena. Gegen Bayer hat Gregoritsch übrigens noch nicht getroffen. (AZ, ötz)
Pavlenka – Ro. Bauer (46. Hajro vic), L. Sané, Moisander – Gebre Selassie, M. Eggestein (46. F. Kainz), Delaney, Au gustinsson – Junuzovic – Belfodil, M. Kruse
Hitz – Opare, Danso, Gou weleeuw, Max – R. Khedira, Baier – Heller (80. Schmid), Gregoritsch (87. Ji), Caiuby – Finnbogason (74. Koo) 0:1 Grego ritsch (40.), 0:2 Finnbogason (45.+2/Foul elfmeter), 0:3 Gregoritsch (61.) Storks (Velen) 40 500 Verlieren weniger gewohnt sind als die Verantwortlichen der Kellerkinder. Markus Gisdol, Peter Stöger oder Alexander Nouri haben mittlerweile Erfahrung darin, in Momenten der Enttäuschung Wurfarm und Vokabular zu bändigen.
Nagelsmann hingegen ist noch nicht damit vertraut, sich vorsichtshalber von wurffähigem Material fernzuhalten, wenn sich der Gegner dem Tor nähert. Auch der in der anfänglichen Sieges-Euphorie so nette Peter Bosz reagiert nun auf Fragen nach einer möglichen Krise eher unwirsch.
Gute Verlierer sind die, die oft verlieren. Niemand will ein guter Verlierer sein. Zwei Trainer haben ihr Pleiten-Gesicht noch nicht gezeigt: Jupp Heynckes und Martin Schmidt. Der Bayern-Coach hat bisher all seine Partien gewonnen. Von Wolfsburgs Coach hingegen ist in der Liga nur bekannt, wie er auf Unentschieden reagiert. Sechs Partien, sechs Remis. Weder fliegende Flaschen noch Siegerfäuste. Auch langweilig.