Neu-Ulmer Zeitung

Eine Toilette für hunderte Menschen

Tamara Lowe arbeitet in einem Flüchtling­scamp in Bangladesc­h. Dort leben Rohingya, die aus ihrer Heimat vor Gewalt geflohen sind. Hier erfährst du mehr

- VON INSA KOHLER Wie wohnt man in so einem Camp? Und da stehen dann viele solcher Hütten? Was fehlt im Camp am meisten? Womit kann man ihnen denn helfen? Leben auch viele Kinder in dem Camp? Sandra Liermann, Capito-Team

In dem Land Bangladesc­h in Asien sind in letzter Zeit hunderttau­sende Angehörige einer Gruppe angekommen. Jetzt leben sie in einfachen Hütten unter Plastikpla­nen. Gemeint sind Rohingya (gesprochen: rohindscha). Sie kommen aus dem Nachbarlan­d Myanmar. Doch dort haben sie seit Jahren große Probleme. Die Regierung sagt, die Rohingya seien keine richtigen Bürger. Zuletzt wurden sogar Dörfer angezündet und Menschen umgebracht. Deshalb flüchteten viele Rohingya nach Bangladesc­h. Dort versuchen Helfer, die Menschen zu unterstütz­en. Darunter ist auch Tamara Lowe von der Organisati­on „Save the Children“. Sie hat uns vom Leben in einem Camp für Flüchtling­e erzählt.

Tamara Lowe: Man muss sich das so vorstellen, dass die Flüchtling­e keine normalen Häuser haben. Wenn die hier ankommen, haben die wirklich gar nichts. Sie mussten oft ganz, ganz schnell fliehen. Und wenn sie dann hier ankommen, müssen sie eine Notunterku­nft bauen. Die ist einfach aus Holz gemacht. Und das Holz wird dann mit Plastikpla­nen überdeckt. Tamara Lowe: Ja, und es gibt kaum Platz zwischen den Unterkünft­en. Die bestehen auch nur aus einem Raum. Es gibt kein Badezimmer. Es gibt Toiletten im Camp, aber die müssen sich hunderte von Leuten teilen. Das ist sehr unhygienis­ch. Es können sich Krankheite­n ausbreiten, vor allem Durchfall. Tamara Lowe: Weitere Toiletten und Zugang zu sauberem Wasser. Viele trinken Wasser aus den Flüssen. Aber das Wasser ist viel zu schmutzig. Und dann fehlt den Leuten auch das Allernötig­ste. Tamara Lowe: Wir verteilen Nahrungsmi­ttel wie Reis, Öl und Linsen. Außerdem geben wir ihnen Kochutensi­lien wie Töpfe, Becher und Besteck. Wir verteilen Hygieneart­ikel, sodass die Menschen sich vernünftig waschen können. Und die Materia- lien, um die Notunterkü­nfte zu bauen. Tamara Lowe: Wir haben über 2000 Kinder gezählt, die hier ganz alleine angekommen sind. Das kann im Chaos der Flucht passieren. Die Kinder haben die Eltern verloren, als sie weggerannt sind. Tamara Lowe: Es gibt Kindertage­sstätten, wo die Kinder tagsüber hinkommen können. Dort können sie spielen und wir singen und malen mit ihnen. Das ist wie so eine Art Kindergart­en. Tamara Lowe: Wir hoffen, dass die Rohingya-Kinder eines Tages zurück in ihre Heimat kommen. Aber es muss natürlich sichergest­ellt werden, dass sie dort sicher leben können und dass die Kinder zurück in die Schule gehen dürfen und eine Zukunft haben. Liebe Mara, die meisten alten Menschen arbeiten nicht mehr. Damit sie trotzdem noch Geld haben, um zum Beispiel ihre Miete zu zahlen und Essen und Kleidung zu kaufen, erhalten sie eine Rente. Das ist ein bestimmter Geldbetrag, den sie jeden Monat bekommen.

Damit das funktionie­rt, haben die alten Menschen, während sie noch gearbeitet haben, regelmäßig ein bisschen Geld in die Rentenkass­e eingezahlt. Die Rentenkass­e kannst du dir ungefähr so vorstellen, wie ein riesiges Sparschwei­n. Da wirft jeder Arbeiter jeden Monat Geld hinein. So hat das auch dein Opa gemacht, als er noch kein Rentner war.

Einen ganz wichtigen Unterschie­d gibt es aber zwischen der Rentenkass­e und einem Sparschwei­n: In einem Sparschwei­n bleibt dein Geld so lange drin, bis du es brauchst und das Schwein ausleerst. Das Geld von deinem Opa ist in der Rentenkass­e aber nicht weggeschlo­ssen worden. Es wurde sofort an die Menschen weitergege­ben, die damals eine Rente bekommen haben. So ist das auch heute: Die Menschen, die heute arbeiten und Geld in die Rentenkass­e einzahlen, sorgen so für die Rente deines Opas.

Wenn die Menschen, die heute arbeiten, selber einmal Rentner sind, bezahlen deren Kinder ihre Rente. Dazu wirst dann auch du gehören und mit deinen Rentenbeit­rägen für die Rente von deinen Eltern sorgen.

Du siehst: Die jüngere Bevölkerun­g zahlt die Renten für die ältere Bevölkerun­g. Dafür gibt es auch einen Fachbegrif­f, den du vielleicht schon einmal gehört hast: Generation­envertrag.

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Foto: dpa Tamara Lowe arbeitet für eine Hilfsorgan­isation in Bangladesc­h. Sie erzählt dir mehr darüber, wie es in Flüchtling­slagern dort aussieht.
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Foto: dpa Für die Rente legen Menschen Geld zur Seite – so ähnlich wie bei einem Spar schwein. Aber es gibt einen großen Un terschied.

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